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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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mehr lang hin. Komm nicht zu spät.«
    Er legte den Hörer auf die Gabel und stand danach noch eine ganze Weile bewegungslos in seinem Flur.
     
    Der alte Campingbus war von dem gepflasterten Vorplatz des Hauses nicht mehr wegbewegt worden, seit man ihn vor sechs Jahren dort abgestellt hatte. Die Reifen waren schon lange platt, und auf den Gummidichtungen der Fenster wucherte gelber Mehltau. Von mehreren Stellen ausgehend fraß sich der Rost wie eine Seuche durch den Lack. Hin und wieder beschwerte sich zwar jemand, aber es war schließlich sein Grundstück und sein Auto. Niemand konnte ihn zwingen, das Fahrzeug zu entfernen, solange nicht jemand nachwies, dass irgendeine Gefährdung davon ausging. Die meisten Leute hatten ohnehin begriffen, dass man Mason besser in Frieden ließ und ihm das so auch am liebsten war.
    Das Einzige, was an dem Bus noch funktionierte, war die Hintertür, durch die man den winzigen »Wohnraum« betrat. So manche Nacht, wenn er nicht schlafen konnte, nahm er einen A4-Block, setzte sich bei Kerzenlicht auf die feuchten Schaumstoffkissen und malte sich aus, wieder im Wald zu sein. Es war ein gefährlicher Zeitvertreib, denn es war genau die Art von Beschäftigung, die ihn für die Stimme besonders empfänglich machte. Doch manchmal vermisste er den Wald so sehr, dass er dieses Risiko liebend gern einging. Und wenn die Stimme dann zu ihm sprach, schrieb er ihre Worte nieder.
    Wenn Mason einkaufen oder sonst etwas erledigen musste, fuhr er mit dem Fahrrad. Das Rad stammte vom Recycling-Zentrum, jenem Ort, den er meistens aufsuchte, wenn er irgendetwas benötigte. Der Winter lag in den letzten Zügen, sein Griff wurde schwächer, je weiter die Erde sich um die Sonne bewegte. Mochte er Shreve dieses Jahr auch noch so fest umklammert haben, die Zeit stemmte langsam seine eisigen Finger auf. Möglich, dass noch ein paar Tage lang – zumindest, bis es auffällig wärmer und sonniger werden würde – niemand sonst eine Ahnung davon hatte, dass der Wechsel der Jahreszeiten bevorstand, aber Mason spürte die Veränderungen in seinem Blut, so wie er spürte, wenn die Mondphasen seine Stimmung beeinflussten. Er brauchte neue Spielzeuge und Ersatzteile für seine alten Spielzeuge. Im Recycling-Zentrum würde er finden, was er suchte.
    Er fuhr früh los, um nicht in den Berufsverkehr zu geraten. Das kalte Morgenlicht schimmerte auf dem fleckigen Chrom seines Lenkers.
    Das Recycling-Zentrum war ein großartiger Ort. Es öffnete um sieben Uhr früh und schloss im Winter abends um sechs, im Sommer um acht. Dorthin brachten die Leute ihre Säcke mit Gartenabfällen, ihre alten Möbel, kaputten Fernseher und alles, was sie so loswerden wollten. Das meiste davon wanderte schnurstracks in den Häcksler, um dann zur Deponie befördert zu werden. Es gab hölzerne Buchten, in die man all das sortieren konnte, was man von dem mitgebrachten Müll noch für brauchbar hielt: Holz, Glas, Pappe, Elektronik, kaputte Haushaltsgeräte, Bauschutt, Erde, Gartenabfälle und Metalle. Aber es gab immer noch genug Leute, die einfach alles, egal ob wiederverwertbar oder nicht, in die Müllbucht warfen.
    Als Mason am Eingang zum Landschaftspark vorbeiradelte, konnte er sich einen Blick hinein und ein seinen aufkommenden Erinnerungen geschuldetes Lächeln nicht verkneifen. Er hatte seinen Job gut gemacht. Professionell. Zwar fühlte er sich schuldig, weil er sich wieder zum Arbeiten hatte hinreißen lassen, aber dafür hatte er das Wort des Mädchens, sein Wissen von ihm zu empfangen. Er ließ sofort seine Mundwinkel fallen, als er sah, dass ihm jemand zu Fuß vom Parkplatz entgegenkam. Es war ein Mann, der zwei keuchende, sabbernde Bulldoggen ausführte. Es wirkte allerdings eher so, als führten die Hunde ihn aus. Obwohl Mason Blickkontakt vermied, wie er es bei jedem Fremden tat, erkannte er den Mann wieder. Er wohnte ebenfalls im Bluebell Way. Als er an ihm vorbeifuhr, roch er einen Hauch von Zigarettenrauch und die Ausdünstungen der überhitzten Köter.
    Sein Weg führte ihn rund um die kleine Ringstraße des Städtchens bis zu einer Sackgasse, die beim Recycling-Zentrum endete. Als er diese Zufahrtsstraße entlang radelte, bogen drei Lkws voller Müll aus der Einfahrt des Zentrums und dröhnten an ihm vorbei. Er wurde von Wolken aus Staub, Diesel und Müllgeruch eingehüllt. Letzteres genoss er geradezu. Seine Nase war so empfindlich, dass sie ihm einen recht präzisen Eindruck davon vermittelte, was die einzelnen Lastwagen

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