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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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»quälen«, wenn die Stimme, die er im Wald zum ersten Mal gehört hatte, wieder zu ihm sprechen wollte. Das Gewichtheben half ihm, ihren Einfluss zu schwächen. In letzter Zeit verbrachte er mehr und mehr Zeit dort oben. Ein eitlerer Mann als er hätte sicherlich einige Zeit damit verbracht, das Ergebnis dieser Schinderei im Spiegel zu bewundern. Mason Brand scherte sich nicht darum. Wenn er sich genug ins Zeug gelegt hatte, taumelte er danach schweißnass ins Bett, wo er auf der Stelle einschlief. Wenn er am folgenden Morgen erwachte, herrschte wieder Stille in seinem Kopf.
    Am Fenster des kleineren der beiden ungenutzten Räume hatte er ein lichtdichtes Rollo angebracht. Als er es am helllichten Tag bei geschlossener Tür ausprobierte, war der Raum in völlige Dunkelheit getaucht. Er tauschte die Glühbirne in der Deckenfassung gegen eine 25-Watt-Rotlichtlampe. Aus den Kisten im Nebenraum holte er vier Kunststoffwannen, eine Wäscheleine, eine Zange, Entwickler, Stopper und Fixierer. Er trug schon seit Jahren keine Uhr mehr, aber jetzt würde er eine brauchen. Das Einzige, was er auftreiben konnte, war ein Aufziehwecker, den er in einer der Kisten fand. Er drehte den Schlüssel ein paar Mal herum, und sofort begann der Wecker zu ticken. Da ihm eine Arbeitsfläche fehlte, trug er den Küchentisch nach oben. Schließlich würde es ja nicht für lange sein. Bis dahin könnte er einfach im Stehen an der Küchenzeile essen.
    Als er sich an die Arbeit machte, wurde ihm klar, wie aufgeregt er war. Seine Hände zitterten leicht, und er lachte ständig leise in sich hinein. Als wäre er wieder ein kleiner Junge. Er bekam seine Gefühle jedoch schnell wieder in den Griff. Um nichts in der Welt würde er es zulassen, Gefallen an seiner Aufgabe zu finden. Sobald sie beendet wäre, würde es damit ein für alle Mal vorbei sein. Als der Raum fertig war, ließ er das Verdunkelungs-Rollo herab und überprüfte die Lichtverhältnisse. Alles war perfekt. Er beließ den Raum verdunkelt, als er ging.
    Als er die Tür hinter sich zuzog, klingelte unten das Telefon. Einen Augenblick lang konnte er das Geräusch nicht zuordnen, so befremdend klang es in der Stille des Hauses, als gehöre es nicht hierher. Eine Botschaft aus der Außenwelt. Eine Botschaft für ihn. Er hatte keinen Anrufbeantworter. Das Telefon klingelte und klingelte.
    Wie aus einer Trance erwacht, eilte er die Treppe hinab und griff nach dem Hörer. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich ergriff die Stimme am anderen Ende der Leitung das Wort.
    »Hallo? Mr. Brand?«
    »Ich … ja.«
    »Soll ich vorbeikommen?«
    »Nein.«
    »Aber wir müssen uns irgendwo treffen.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn ich Sie abhole, könnten wir zusammen dort hingehen.«
    »Nein.«
    Er hörte ein kurzes, angespanntes Seufzen. Worte. Verschluckt, bevor sie überhaupt ausgesprochen waren.
    »Du kannst nicht noch einmal hierherkommen«, sagte er. »Das würden die Nachbarn mitkriegen.«
    »Was kümmert mich das? Ist mir scheißegal.«
    »Mir aber nicht. Ich würde gerne noch etwas länger hier wohnen bleiben.«
    »Haben Sie ein Handy?«
    »Nein.«
    »Und wo treffen wir uns jetzt? Irgendwo …«
    »Draußen. Himmel und Bäume für Tiefe und Hintergrund. Struktur und Oberfläche. Es muss …«
    »Was?«
    »… natürlich sein.«
    »Ich hätte es schon gern irgendwie modern.«
    »Natur ist modern. Natur ist klassisch. Das eine ist wie das andere. Entweder du nimmst, was ich dir gebe, oder du bekommst gar nichts.«
    »Schön. Wo also?«
    »Im Landschaftspark. Irgendwo abseits des Weges.«
    »Ich kenne da einen Platz. Da gehen die Leute hin, um zu …«
    »Nicht gut. Auf der anderen Seite. Bei der Müllkippe. Dort ist es abgelegener.«
    »Da stinkt’s wie die Pest.«
    »Es ist ungestört. Dort, oder gar nicht.«
    »Also gut. Wann?«
    »Vor Einbruch der Dämmerung.«
    »Was soll ich anziehen?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Und wo genau ist dieser Ort?«
    »An dem Wehr gibt es Pumphäuschen aus Beton.«
    »Kenn ich.«
    »Links von einem hohlen Baum zweigt hinter einem kaputten zugewachsenen Tor ein versteckter Pfad vom Fußweg ab.«
    Die Leitung blieb einen Moment lang still. Da war nichts als leises, weißes Rauschen. Er glaubte, sie atmen zu hören. Plötzlich wollte er nicht mehr, dass sie es sich anders überlegte.
    »Ich habe Pfefferspray dabei. Nur, dass Sie’s wissen.«
    »Wenn du dich damit sicherer fühlst, bring es mit. Ist mir egal. Morgen Abend, vor Sonnenuntergang. Das ist nicht

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