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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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doch keiner die ungewohnte Stille brechen wollte ...
    … bekam Goodly auf einmal ganz weiche Knie, stieß einen leisen, spitzen Schrei aus und wäre um ein Haar hingefallen, hätten Jake und Liz ihn nicht gestützt und an einen der Wagen gelehnt. Als Ben Trask das bleiche Gesicht des Hellsehers sah, war ihm klar, was geschehen war; er erkannte »die Wahrheit« des Ganzen sofort. Doch hatte dies herzlich wenig mit seinem sonderbaren Talent zu tun, denn so hatte er Ian Goodly auch zuvor schon erlebt.
    »Was ist los, Ian?«, fragte er. »Was hast du gesehen?«
    »Dieses verfluchte Talent!« Goodly richtete sich auf und holte tief Luft. »Wenn ich es will, passiert nichts. Aber sobald ich mich mal entspanne, kommt es aus heiterem Himmel ...« Er blickte Trask direkt in die Augen. »Du hast gerade an sie gedacht, stimmt‘s? Ich auch. Und das hat es ausgelöst.«
    »Sie?«, fragte Trask. Er wagte es kaum zu hoffen. »Sie?«
    »Es war Millie, Ben«, erklärte Goodly. »Ich habe Millie gesehen!«
    »Millie?« Trask klappte der Kiefer nach unten. »Wie? Wo? Wann? «
    »Es war ziemlich nah«, erwiderte der Hellseher. »In der unmittelbaren Zukunft, denke ich. Sie ist am Leben, Ben – sie lebt! «
    »Wo denn, um Himmels willen?« Der Chef des E-Dezernats sah aus, als wolle er gleich in einen Freudentanz ausbrechen. Aufgeregt trat er von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Goodly. »An einem finsteren Ort, und, Ben – dort war ein noch finstererer Schatten, eine Gestalt, ein Wesen, dicht hinter ihr. Millie hatte furchtbare Angst. Sie streckte die Hände aus, und zwar nach … Liz?« Er wandte sich um, blickte Liz an und nickte. »Ja, nach Liz. Und Jake befand sich ebenfalls dort.«
    »Was?« Trask riss die Augen noch weiter auf. »Jake war dort? Mein Gott! Aber natürlich! « Damit packte er Jake am Arm.
    »Schon in Ordnung«, unterbrach Jake ihn, noch ehe er weiterreden konnte. »Es ist okay. Wenn es machbar ist, werden wir es durchziehen. Ich bin dazu bereit, wenn ihr es seid.«
    Wie aus einem Mund erklärten Liz und Chung: »Ich auch ...«
    Jake unternahm zwei Möbiussprünge nach London und verfrachtete Trask mitsamt seiner Crew zurück in die Zentrale. Erst einmal dort, brauchte er nur wenige Minuten, um sich mit der nötigen Ausrüstung zu versehen. Der Rest lag bei Liz und dem Lokalisierer.
    Um 00:35 Uhr Ortszeit zeigte der riesige Schirm in der Einsatzzentrale eine detaillierte Karte des unterirdisch verlaufenden Londoner Kanalsystems. Davor stand Chung, ein paar von Millies persönlichen Gegenständen – ein Paper-Mate-Kugelschreiber, ein kleiner Handspiegel, mit dessen Hilfe sie immer ihr Make-up auftrug, ein Lippenstift in einer versilberten Fassung – in Reichweite auf einem Schreibtisch. Liz stand neben ihm, völlig zerschunden, aber nicht gebrochen, jederzeit bereit, ihre besonderen Fähigkeiten den seinen hinzuzufügen.
    Mit Trask und Jake als Zuschauern legte der Lokalisierer die linke Hand auf Millies Sachen und die gespreizten Finger seiner rechten auf die Karte. Mit einem Mal sah es so aus, als würde seine Hand zu einem bestimmten Punkt gezogen: direkt in der Innenstadt, zwischen den beiden U-Bahn-Stationen Waterloo und Embankment. »Ich habe sie!«, flüsterte er, während sein Zeigefinger zu zittern begann wie der Haselzweig eines Wünschelrutengängers. »Millie befindet sich hier, allerdings tief, tief unter der Erde, so tief, dass ich es nicht abschätzen kann, viel tiefer als alles, was uns bisher begegnet ist, so viel ist sicher. Es hängt mir zu hoch, ich kann es nicht erklären. Ich kann euch bloß eines sagen: Sie streckt ihre Gedanken nach uns aus, andernfalls hätte ich sie wahrscheinlich nicht so schnell gefunden. Aber da sind verdammt viele Störungen – Gedankensmog! Sie ist nicht allein da unten, zumindest ist irgendetwas so nah bei ihr, dass es keinen Unterschied macht – und es dürfte ja nicht schwer fallen zu erraten, was beziehungsweise wer es wohl ist! Ich glaube zwar nicht, dass er meine Sonde entdeckt hat, aber allein schon durch seine Gegenwart wird alles vernebelt, sodass es schwer fällt, den Kontakt aufrechtzuerhalten.«
    »Versuche es weiter«, sagte Liz, indem sie ihre Linke auf seine Hand legte, die auf Millies Sachen ruhte. »Bleib einfach dran und führe mich zu ihr. Wenn sie tatsächlich versucht, uns zu erreichen, sollte ich in der Lage sein, es festzustellen. Telepathisch gesehen haben wir, Millie und ich, ziemlich oft Umgang

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