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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zerborstener und gebrochener Stämme verwandelt. Ein Großteil der Ladung war verschwunden oder wie von einem gigantischen Hammer zertrümmert. Aus einem zersplitterten Faß quoll dunkelroter, zähflüssiger Wein und breitete sich in Schlieren im Wasser aus. Es sah aus, als triebe das Floß in einer langsam größer werdenden Wolke von Blut.
    Skar tastete mit klammen Fingern nach dem Seil um seiner Hüfte und versuchte, den Knoten zu öffnen. Das Floß zitterte und begann sich langsam, dem Zug der Strömung folgend, um seine Achse zu drehen.
    Neben ihm richtete sich Coar schwankend auf die Knie. Sie stöhnte, verkrampfte die Hände über dem Leib und erbrach würgend Wasser und Schleim. Aus einem gezackten Riß an ihrer Stirn sickerte Blut und vermischte sich mit dem Wasser auf ihrem Gesicht.
    Skar gelang es endlich, den Knoten zu lösen. Er stand auf, blieb einen Moment schwankend stehen und beugte sich besorgt zu Coar hinab.
    »Nicht«, murmelte sie. »Laß mich… Es… geht. Kümmere dich um Bernec.« Sie schob seine Hand beiseite, versuchte sich hochzustemmen und sank mit einem wimmernden Schmerzlaut auf die Knie zurück. Ihr Körper bebte wie unter einem Krampf.
    Skar betrachtete sie sekundenlang besorgt und wandte sich dann unwillig ab, um nach Bernec zu sehen. Er war ohne Bewußtsein, aber er lebte. Skar kniete neben ihm nieder, drehte ihn vorsichtig herum und legte seinen-Kopf in den Nacken. Bernec stöhnte. Seine Augenlider flackerten, aber er schien nicht die Kraft zu haben, sich vollends zu heben. Skar löste nach kurzem Zögern den Umhang von seiner Schulter, knüllte ihn zusammen und schob ihn behutsam unter Bernecs Kopf. »Bleib liegen«, flüsterte er. »Wir sind durch.«
    Bernec wimmerte leise. Seine Hände zuckten. Aber Skar wußte nicht, ob es eine Reaktion auf seine Worte war oder nur ein weiterer schmerzhafter Krampf, der seinen Köprer schüttelte. Er stand auf, strich sich in einer unbewußten Geste über seine schmerzenden Schultermuskeln und versuchte, mehr von ihrer Umgebung zu erkennen.
    Das Floß trieb, sich wie ein riesiger Kreisel langsam um seine eigene Achse drehend, auf einen gigantischen unterirdischen See hinaus. Das dumpfe Grollen des Wasserfalles schien näher gekommen zu sein, und irgendwo, weit am westlichen Ende des Sees, glaubte er einen schwachen Schleier von Gischt in der Luft hängen zu sehen. Der See mußte früher einmal von einer gigantischen, kuppelförmigen Höhle umschlossen gewesen sein, aber die Decke hoch über ihren Köpfen war längst eingebrochen und zu einem gezackten schwarzen Krater geworden. Graues Licht strömte von oben herab. Draußen mußte die Dämmerung hereingebrochen sein.
    Hinter ihm ertönte ein dumpfes, polterndes Geräusch, gefolgt von einem hellen Platschen, als fiele ein schwerer Körper ins Wasser.
    Skar drehte sich herum. Seshar war mittlerweile ebenfalls auf die Beine gekommen und machte sich nun mit fahrigen Bewegungen an der durcheinandergeworfenen Ladung zu schaffen.
    Skar bemerkte erst jetzt, daß zwischen den ineinandergeschobenenen Kisten und Fässern am Heck des Floßes der zersplitterte Stumpf eines Ruders hervorsah. Er nickte, eilte zu Seshar hinüber und half ihm und Del, die schlimmsten Trümmer beiseite zu schaffen und das Ruder zu befreien. Der Schaden war nicht so schlimm, wie es ausgesehen hatte. Das Ruder war verkantet, und von der Pinne war ein fast meterlanges Stück abgebrochen, aber es mußte trotzdem möglich sein, das Floß zumindest notdürftig zu steuern.
    Seshar war verletzt. Er konnte seine linke Hand nicht benutzen, und sein Gesicht war unförmig angeschwollen und schwarz und blau verfärbt. Trotzdem arbeitete er wie ein Wilder. Sein Blick tastete immer wieder am Ufer entlang, als suche er nach einer bestimmten Stelle oder einem Zeichen, und mehr als einmal ertappte Skar ihn dabei, wie er besorgt nach vorne starrte, hinüber zu der Stelle, an der der noch unsichtbare Katarakt in die Tiefe stürzte.
    »Wohin steuern wir?« fragte er.
    Seshar deutete mit einer Kopfbewegung nach rechts. »Dort hinüber. Achtet auf einen Tunnel. Die Strömung ist hier noch nicht stark, aber wenn wir ihn verfehlen, sind wir verloren.«
    Del griff wortlos nach dem Ruder, suchte mit den Füßen nach festem Halt und stemmte sich dagegen. Das Floß hörte langsam auf, sich zu drehen, begann aber dafür wieder schneller flußabwärts zu gleiten. Das Ufer kam mit quälender Langsamkeit näher. Das Floß reagierte nur schwerfällig auf die

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