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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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es kein Zurück mehr gab. Was ihm vermutlich das Leben gerettet hatte, war der simple Zufall gewesen, daß Titch als erster durch die verborgene Tür getreten war: sie hatten beide den Halt verloren, kaum daß sie ein paar Schritte gemacht hatten, und waren in immer enger —und schneller! — werdenden Spiralen nahezu senkrecht nach unten gerast. Wäre der Quorrl
hinter
ihm gewesen, hätte er Skar mit seinem Körpergewicht wahrscheinlich zermalmt, als die Röhre sie nach endlosen Minuten in den finsteren Kellergewölben Carans ausspie.
    So war es Skar gewesen, der mit der Wucht eines lebenden Geschosses in den Rücken des Quorrl traf. Er hatte sich das rechte Knie geprellt, und sein Armstumpf war aufgebrochen und hatte wieder zu bluten begonnen, denn er hatte ganz instinktiv versucht, den Sturz mit den Händen aufzufangen; Verletzungen, die schmerzhaft und hinderlich, aber nicht besonders gefährlich schienen. Was mit Titch war, wußte er nicht. Wie es seine Art war, hatte der Quorrl kein Wort darüber verloren, aber er bewegte sich mühsam und blieb in immer kürzeren Abständen stehen — angeblich, um sich zu
orientieren —
und manchmal, wenn er glaubte, Skar sehe es nicht, zuckte sein Gesicht vor Schmerz. Skar hatte den dumpfen Laut und das Knirschen in Titchs Rük-ken sehr wohl gehört, als er gegen ihn prallte. Er mußte dem Quorrl mehrere Rippen gebrochen haben; wenn nicht schlimmeres. Was danach kam…
    Selbst Skar war sich nicht sicher, was von dem, woran er sich erinnerte, wirklich geschehen und was bloße Einbildung gewesen war. War ihm der obere, bewohnte Teil Carans unheimlich und fremd vorgekommen, so kam in diesen unterirdischen Gängen noch eine spürbare Feindseligkeit hinzu; ein Gefühl, als begingen sie einen Frevel, allein dadurch, daß sie hier waren. Dieser Ort war nicht von Menschen und nicht für Menschen gemacht; und auch nicht für Quorrl. Skar wußte jetzt, was Rowl gemeint hatte, als er davon sprach, daß es nicht gut war, hier herunter zu kommen.
    Sie hatten auch hier unten Skelette gefunden; acht, vielleicht zehn Quorrl, die im Tod übereinandergestürzt waren, so daß ihre Zahl nur noch zu schätzen war, und einen Bastard-Krieger, der scheinbar unversehrt schien. Und einmal hatte Skar geglaubt, am Ende des Stollens, durch den sie gingen, einen mißgestalteten Schatten zu sehen, war aber nicht sicher gewesen, so daß er es vorzog, Titch nichts von seiner Beobachtung zu erzählen.
    Zumindest waren sie nicht angegriffen worden. Die einzige konkrete Gefahr, der sie begegneten, waren zwei der eisernen Spinnentiere gewesen, die ihren ruhelosen Weg durch die Keller Carans zogen. Sie waren ihnen ausgewichen; einmal leicht, das zweite Mal nur, indem sie so lange rannten, bis sich der Gang teilte und im letzten Moment eine andere Abzweigung nahmen als das Eisentier. Titch hatte auch den Umstand, daß Skar die alptraumhafte Kreatur kannte, ohne ein Wort hingenommen.
    Vielleicht begriff auch er, daß mit Skar etwas geschah; vielleicht war er auch nur einfach zu sehr verletzt, um sich auf mehr als das absolut Notwendige zu konzentrieren.
    Skar hoffte, daß es nicht so war. Seine eigenen Kräfte ließen jetzt so rasch nach, daß er manchmal zu spüren glaubte, wie das Leben aus ihm herausfloß, ein dunkel pulsierender Strom, der aus unsichtbaren Wunden in seiner Seele rann und ihn schwächer und schwächer werden ließ, mit jedem Schritt. Er war nicht mehr in der Lage, zu kämpfen. Titch war endgültig zu seinem Schwert und seiner Faust geworden.
    Als hätte der Quorrl seine Gedanken gelesen, blieb er in diesem Augenblick wieder stehen und lehnte sich schweratmend gegen die Wand. Als er Skars besorgten Blick bemerkte, zwang er sich zu einem Lächeln und deutete auf die zerbrochene Münze am Ende des Ganges. »Das dort vorne muß der Ausgang sein, von dem der Krieger gesprochen hat«, sagte er.
    Skar nickte mühsam. Auch er wankte vor Schwäche. Sie mußten Meilen gelaufen sein, aber das war es nicht allein.
    Wie lange noch?
dachte er.
Eine Stunde? Zwei? Wie lange noch,
    bis das Gift, das er in Elay eingeatmet hatte, seinen Körper endgültig
    verbrannte?
    Instinktiv streckte er die Hand aus, um gleich dem Quorrl irgendwo Halt zu finden, aber er war zu weit von der gegenüberliegenden Wand entfernt, und selbst die Anstrengung, die beiden Schritte dorthin zu tun, erschien ihm zu groß. Ohne direkt auf Titchs Bemerkung zu antworten, ging er weiter, und nach Sekunden hörte er, wie sich der Quorrl

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