Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Blut der
Sternenbestie
geworden war.
    Skar machte einen unsicheren Schritt in den Raum hinein, trat ein Stück zur Seite und sah sich aufmerksam um. Hinter ihm schoben sich Titch und der Quorrl durch die Tür und blieben ebenfalls stehen.
    Die beiden Truhen standen aufgebrochen direkt neben der Tür. Sie waren leer. Ihre Schlösser waren aufgebrochen, die Deckel zerborsten wie von Axtschlägen, und der rotviolette Samt, mit dem sie ausgeschlagen gewesen waren, zerfetzt und zum Teil herausgerissen. Die Eier waren verschwunden; nur einige leere Schalen zeugten von dem, was geschehen war.
    »Sei vorsichtig«, flüsterte Titch, als Skar sein Schwert einsteckte und behutsam näher an die Kisten herantrat. Skar nickte, wußte aber gleichzeitig, daß er nichts zu befürchten hatte. Die Truhen waren jetzt nichts mehr als leere, nutzlose Behälter, deren tödliche Fracht längst ausgeschlüpft oder an einen anderen Ort gebracht worden war.
    Er blieb wieder stehen, starrte in die Truhe hinab und ballte in hilflosem Entsetzen die Hand zur Faust. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, sich auszumalen, was geschehen war. Die Toten hier im Zimmer mußten die Wachen sein, die Rowl sicherlich bei seinem kostbaren Besitz zurückgelassen hatte, vielleicht auch Bedienstete, die die Brot pflegen und über ihre Sicherheit wachen sollten. Skar wußte nicht, was sie getötet hatte — vielleicht ein Fehler der Bestie, die zu schnell und zu brutal zuschlug, ehe sie lernte, daß lebende Wesen sterben konnten, wenn man ihnen ihre Körper zu schnell nahm, vielleicht waren auch andere Quorrl hereingekommen, und es hatte einen Kampf gegeben. Es spielte keine Rolle — am Ende hatten sie gesiegt und den Tod hinaus in die Gänge Carans getragen. Zu Rowl. Zu Kiina.
    Und sie hatten ihn hierhergebracht!
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte Titch in diesem Moment: »Was haben wir getan, Skar?«
    »Nichts«, antwortete Skar automatisch. »Wir haben nichts getan, Titch. Das ist Ennarts Werk. Und vielleicht meines«, fügte er leiser hinzu. »Er hat… mich gewarnt. Ich hätte nicht zurückkommen dürfen.« »Haben…
sie
das getan?« stammelte der Bastard. »Die Ssirhaa?«
    »Vielleicht«, antwortete Skar. Aber vielleicht auch nicht, fügte er in Gedanken hinzu. Vielleicht hatte der
Bestimmer
auf Crons Hof diesmal etwas anderes getan, als sich die Eier nur
anzusehen,
und vielleicht waren diese beiden Truhen von Anfang an nicht für Ninga, sondern für Caran bestimmt gewesen.
    Aber wenn es so war, dann bedeutete das…
    Er weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu denken und drehte sich wieder zu Titch und dem zweiten Quorrl um. Er wollte es nicht, aber seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr. Gegen seinen Willen hörte er sich selbst fragen: »Wie viele seid ihr?«
    Der Quorrl zögerte. Sein Gesicht war grau vor Schrecken, und er sah Skar auch jetzt nicht an. Sein Blick irrte unstet durch den Raum. »Ich… darf euch das nicht sagen«, antwortete er schließlich.
    Titch fuhr herum und funkelte ihn an, aber wieder hielt Skar ihn mit einem warnenden Blick zurück.
    »Ihr seid fünfhundert, nicht wahr?«
    Der Quorrl starrte ihn an, schwieg. In seinem Gesicht arbeitete es.
    »Es ist so«, behauptete Skar. »Ihr seid viele; vielleicht Tausende, wie Titch glaubt, aber hier drinnen seid ihr nur fünfhundert.«: »Ungefähr«, gestand der Quorrl widerwillig.
    Titch keuchte, als er begriff, was Skar mit seinen Worten sagen wollte. »Fünfhundert —«
    »Fünfhundert Eier für fünfhundert Quorrl«, sagte Skar grimmig. »Cron hat es gewußt, Titch. Diese Kisten waren niemals für den Goldenen Tempel in Ninga bestimmt.«
    »Niemals!« behauptete Titch. »Das ist unmöglich, Skar! Er konnte nicht wissen, daß wir nach Ninga gehen!«
    »Er hat uns selbst hierher geschickt!«
    »Cron war kein Verräter!« beharrte Titch.
    »Cron vielleicht nicht«, sagte Skar. »Aber möglicherweise der, den wir für Cron gehalten haben.«
    Titchs Augen wurden weit. »Weißt du, was du da sagst?«
    Sie sind Meister der Lüge, Bruder.
Und eine Lüge muß nicht immer
gesprochen
sein. Skar nickte. »Ja. Cron war nicht Cron.«
Sowenig wie Ennart Ennart war. Oder Ian Ian. Oder…
    Aber das war nicht alles. Das schlimmste, erschütterndste Wissen, das diese Erkenntnis mit sich brachte, sprach er nicht laut aus. Wenn es wirklich so war, dachte er, dann bedeutete es nichts anderes, als daß der
Daij-Djan versucht hatte, sie zu schützen, als er in jener Nacht die Kisten aufbrach, um

Weitere Kostenlose Bücher