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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Eier zu vernichten.
    »Nein«, flüsterte Skar. »Das… das kann nicht sein.« Es war unvorstellbar. Unmöglich.
    »Was?« fragte Titch.
    Skar sah auf und begriff erst jetzt, daß er den Gedanken laut ausgesprochen hatte. Er wollte antworten, irgend etwas sagen, aber er konnte es nicht. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Sein Blick glitt an Titchs Gesicht ab und suchte die Tür, und er erblickte einen schwarzen tiefenlosen Umriß in der roten Dämmerung des Ganges.
    Der
Daij-Djan
sah ihn an, und der böse Hohn in seinen gar nicht vorhandenen Augen war erloschen und hatte einem Ausdruck tiefer, ehrlich empfundener Trauer Platz gemacht.
Ich konnte es dir nicht sagen, Bruder. Du hättest mir nicht geglaubt. Es gibt Dinge, die lernt man nur durch Schmerz.
    Titch drehte sich langsam zur Tür; folgte seinem Blick. Aber sein Gesicht blieb starr. Er sah den
Daij-Djan
nicht; so wenig wie vorher. Das
Ding
von den Sternen war Skars ganz persönliche Hölle, sein privater Dämon, der nun in ihm und nur für ihn existierte und den andere nur sehen konnten, wenn er es
wollte.
    Und was jetzt und hier geschah, das ging nur sie an. Skar begriff mit einem Male, warum der
Daij-Djan
vorhin so widerstandslos nachgegeben hatte, als er Ennart gegenüberstand. Er hatte da schon gewußt, daß er am Ziel war. Er hatte gesiegt; es spielte keine Rolle, ob Skar sich noch einmal der Illusion hingab, ihm entkommen zu sein oder nicht.
    Der
Daij-Djan
hob die Hand.
Komm zu mir, Bruder. Nimm meine Hand, und das Leiden hat ein Ende. Für uns beide.
    Skar begann zu zittern. Langsam, unsicher, wie von einer Macht gelenkt, die stärker war als sein eigener Wille, wandte er sich vollkommen um und trat zwischen Titch und dem Bastard hindurch, der ausgestreckten Hand des
Daij-Djan
entgegen; und der Erlösung, die sie versprach.
    Titchs Pranke fiel schwer wie ein Stein auf seine Schulter herab, und die ungeheure Kraft der Berührung und der Schmerz, den sie mit sich brachte, riß ihn in die Wirklichkeit zurück. Für Bruchteile von Sekunden hatte die Gestalt der
Sternenbestie
noch Substanz, dann wurde sie völlig zu einem Schatten und verschmolz schließlich mit der roten Dämmerung des Ganges.
    Skar schloß die Augen, blieb sekundenlang reglos und zitternd stehen und atmete hörbar aus. Titch sagte nichts, aber er sah ihn auf eine Art an, die Skar begreifen ließ, daß er
wußte.
    »Danke«, flüsterte er.
    Titch lächelte; flüchtig und ganz kurz nur, aber in einer Art so ehrlicher, tief empfundener Freundschaft, wie Skar sie niemals zuvor verspürt hatte, während der Blick des Quorrl irritiert zwischen seinem und Titchs Gesicht hin und her irrte. Aber auch der Bastard wagte es nicht, etwas zu sagen, als spürte er, daß zwischen den beiden ungleichen Wesen etwas vorging. Und es war Titchs Berührung, die Last seiner starken hornigen Pranke auf Skars Arm, der das Etwas in Skar noch einmal — vielleicht zum letzten Mal — am Erwachen hinderte. Für einen kurzen Moment bekam der Schläfer noch einmal die Oberhand, und der ewige Traum ging weiter.
    Aber schon der flüchtige Hauch der Wahrheit, der Skars Bewußtsein gestreift hatte, erfüllte ihn mit neuem Wissen. Zweierlei: Er spürte, daß es zu Ende ging — seine Zeit lief jetzt ab, unwiederbringlich und schnell. Und er wußte, wo Rowl und Kiina waren, wenn sie noch lebten. Es gab nur einen einzigen Ort in diesem Labyrinth aus Stahl und roter Dunkelheit, an dem sie sicher waren.
    Fast behutsam löste er Titchs Hand von seiner Schulter und wandte sich wieder an den Quorrl. »Die Katakomben«, sagte er.
    »Die Höhlen unter Caran — gibt es noch einen anderen Weg dorthin?«
    Wieder zögerte der Quorrl, und wieder tat er es aufjene ganz bestimmte Art und Weise, die Skar erkennen ließ, daß er ihnen etwas verschwieg.
    »Wie kommst du darauf, daß sie dort sind?« fragte Titch.
    »Rowl hat davon gesprochen«, antwortete Skar. »Mehrmals.
    Ich an seiner Stelle hätte versucht, dorthin zu kommen.«
Weil es der einzige Ort in dieser Festung ist, wo sie — vielleicht — sicher sind. Der einzige Ort, bis zu dem Ennarts Macht nicht reicht. Und weißt du auch, warum? Weil dort etwas anderes, Schlimmeres regiert.
    Er ignorierte das Flüstern des
Daij-Djan,
so gut er konnte, und machte eine fast flehende Geste zu dem Bastard. »Bitte!
    Willst du hier oben sterben?«
    »Wie sie?« fügte Titch mit einer Geste auf die toten Quorrl im Raum hinzu.
    Der Bastard deutete ein Kopfschütteln an. »Nein«,

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