Enwor 11 - Das elfte Buch
verwüsteten Buschwerks erkannte er nichts weiter als drei gefällte, regungslose Kolosse, und würde nicht noch Blut aus ihren frischen Wunden sickern und hier und da ein fast unmerkliches, spasmisches Zucken über ihre Gliedmaßen laufen, die wohl weniger von einem Todeskampf zeugten als vielmehr von einer automatischen Reaktion absterbender Körperfunktionen, dann hätte man glauben können, sie wären schon vor Stunden gefällt worden.
Durch Skars Schwertarm ging ein leises Zittern. Er hatte schon viele Kämpfe bestanden — aber so etwas hatte er noch nicht erlebt. Bis auf einen Kratzer auf seinem Rücken war er unverletzt und lediglich der harte Schlag seines Herzens, das bis hinauf zum Hals hämmerte, zeigte ihm, wie sehr ihn der nur wenige Minuten dauernde Kampf angestrengt hatte.
Vier Quorrl. Vier bestens ausgerüstete und durchtrainierte Krieger, von denen es im Normalfall jeder einzelne mit mehreren Satai hätte aufnehmen können. Er hätte sie nicht so leicht besiegen dürfen. Es wäre nur gerecht gewesen, wenn er ein paar schwere Treffer hätte einstecken müssen und es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn er jetzt dort tot liegen würde statt der Giganten…
»Skar, verdammt, wo bleibst du!«, schrie Esanna. »Er stirbt!«
Die Stimme des Mädchens drang wie aus einem fernen Nebel an ihn und er begriff, dass er für einen kurzen Moment weggetreten war. In die Erleichterung über den Ausgang des Kampfes mischte sich Erschrecken, als er Esanna neben Kama knien sah, halb verdeckt durch einen Busch und direkt neben dem Quorrl, den ihr Messer getötet hatte. Sie hatte den Nahrak halb aufgerichtet und strich gerade über sein Gesicht, als könnte sie ihn damit zurückholen aus der Finsternis, in die er entwichen war.
Mit einem Satz sprang Skar über den vor ihm liegenden Torso und hetzte zu ihr. »Was ist los?«, fragte er keuchend, kaum dass er sie erreicht und sein Schwert hatte zurückgleiten lassen. »Ist er tot?«
»Ich weiß nicht.« Esanna sah zu ihm hoch. Eine Strähne ihres langen dunklen Haars fiel ihr über die Augen und verdeckte ihre vor zwei Tagen von Kama versorgte Stirnwunde; dadurch wirkte sie weniger kriegerisch als vielmehr sehr mädchenhaft und ungeheuer verletzlich und er begriff, wie hilflos sie sich in diesem Augenblick fühlen musste.
»Und du?«, fragte er, während er in die Hocke ging und fast sachte die Hand ausstreckte, um sie an der Schulter zu berühren. »Was ist mit dir?«
Sie starrte ihn ein paar Sekunden lang mit ausdruckslosen Augen an, als begriffe sie gar nicht, was er mit seinen Worten gemeint hatte. »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist«, sagte sie dann, als habe er sich nach Kamas und nicht nach ihrem Befinden erkundigt. »Er wirkt so… abwesend.«
Skar nickte und schob Esannas Hände, mit denen sie den Oberkörper Nahraks immer noch fest umklammert hielt, so sanft wie möglich beiseite, während er Kama gleichzeitig stützte und ein Stück höher zog. Obwohl der Nahrak äußerlich unverletzt war und lediglich seine Hände durch eine nicht allzu fest sitzende Lederfessel zusammengebunden waren, bot er einen erschreckenden Anblick. Sein wachsbleiches Gesicht wirkte wie das eines Toten und dabei vollkommen starr und abweisend, und wäre nicht das kaum merkliche, aber regelmäßige Heben und Senken seiner Brust gewesen, hätte Skar ihn tatsächlich für tot gehalten.
»He«, sagte Skar, während er ihn sanft rüttelte. »Kama! Kannst du mich hören?«
Der Nahrak antwortete nicht; aber das hatte er auch gar nicht erwartet. Seine Befürchtung, dass mit Kama etwas nicht stimmte, wurde zur Gewissheit: Er war nicht nur einfach verletzt oder bewusstlos — es war etwas anderes. Es waren nur Kleinigkeiten, winzige Details, die sich seiner Betrachtung noch dazu immer wieder auf unheimliche Weise zu entziehen schienen, aber jetzt, wo er darauf aufmerksam geworden war, waren sie nicht mehr zu übersehen: die Schatten um die feinen, sonst fast nicht wahrnehmbaren Linien seines Gesichts waren dunkler als sonst, die Lippen wirkten wie aufgepumpt und trotz der Eiseskälte, die sein Körper verströmte, standen feine Schweißtröpfchen auf seiner Stirn.
»Wird er es schaffen?«, fragte Esanna ängstlich.
»Ja«, sagte Skar, obwohl er fürchtete, dass mit den leisen, viel zu langsamen Atemzügen unwiederbringlich das Leben aus dem Nahrak strömte. »Ich denke schon. Aber am besten, wir bringen ihn sofort hier weg.«
»Ich verstehe das nicht«, stammelte Esanna. »Wie
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