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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ablenkte, seiner Umgebung die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Es war mehr als nur ein vages Gefühl, das ihn dazu brachte, Esanna so schnell wie möglich zu folgen: Es war schon fast so etwas wie Gewissheit, dass sich neues Unheil über ihnen zusammenbraute.
    »Wir können doch nicht zu dritt reiten«, sagte Esanna, nachdem er mit dem Nahrak auf dem Rücken das Pferd des toten Satais erreicht hatte und automatisch die Nüstern des zwar aufgeregten, aber erstaunlich gefassten Braunen streichelte; das Tier musste Kampflärm und Tod gewohnt sein, sonst hätte es mehr Schwierigkeiten gemacht.
    Das Mädchen hatte sich bereits am Zaumzeug zu schaffen gemacht und sah ihm direkt in die Augen, wobei sie krampfhaft vermied den Blick zu dem Torso zu ihren Füßen schweifen zu lassen. Skar konnte es ihr nicht verübeln. Es war tatsächlich ein Anblick, den er sich auch selbst gerne erspart hätte.
    »Wir legen Kama quer aufs Pferd«, sagte er. »Und du wirst hinter ihm aufsteigen. Ich laufe nebenher.«
    »Das ist doch Quatsch.«
    »Keinesfalls«, widersprach Skar, während er Kama vorsichtig von den Schultern gleiten ließ, um ihn mit dem Bauch auf dem teuren Leder des Satai-Sattels abzulegen, das Gesicht nach unten und von ihnen weggewandt, damit Esanna nicht die erschreckend aufgerissenen Augen des Nahrak bemerkte. »Und außerdem bin ich nicht bereit, darüber zu diskutieren. Du wirst jetzt ohne Widerrede das tun, was ich sage — oder ich reite auf dem Pferd und du läufst nebenher.«
    Esanna starrte ihn fassungslos an. »Das würdest du tun?« »Ja«, log Skar, »ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Und wenn ich nun…«
    Skar winkte ab und legte den Zeigefinger auf die Lippen. Esanna verstand sofort. Gleich ihm wandte sie sich um, lauschend und gleichzeitig auf der Suche nach einer verdächtigen Bewegung, raschelndem Blätterwerk, knackenden Ästen oder anderen winzigen Anzeichen, die verrieten, dass sich jemand an sie anzuschleichen versuchte.
    »Hörst du es auch?«, flüsterte sie. »Da ist doch jemand.«
    Skar nickte nervös. »Steig auf«, sagte er leise. »Schnell.« Esanna gehorchte, aber ihre Bewegungen wirkten so fahrig, dass Skar sie an den Hüften packte und auf den Braunen setzte, bevor sie selber auch nur den Fuß in den Steigbügel setzen konnte. Das Pferd schnaubte und begann leicht zu tänzeln, verhielt sich aber ansonsten ruhig; offensichtlich war es so gut trainiert, dass es gleich ihnen die Situation instinktiv zu verstehen schien: Es scheuerte an dem Ledergurt, mit dem Skar es am Abend zuvor an den Baum angebunden hatte, als wollte es zum Aufbruch drängen.
    Skar band das Tier los und dirigierte es vorsichtig um den toten Quorrl herum, in Richtung des Weges, auf dem sie gestern auf den schwer verletzten Satai gestoßen waren. »Von wo kommt das Geräusch?«, flüsterte Esanna so leise, dass er den Sinn ihrer Worte mehr erriet als verstand. »Ich weiß nicht«, behauptete er, während ihm gleichzeitig ein eiskalter Schauer über den Rücken jagte — die Geräusche schienen von überall her zu ihnen zu dringen, beinahe so, als zögen die Quorrl einen Kreis um sie, immer enger und in der sicheren Gewissheit die Mörder ihrer vier Artgenossen damit in die Enge zu treiben. Das Gefühl in eine Falle geraten zu sein, aus der es keinen Ausweg mehr gab, verdichtete sich, als sie sich dem Weg näherten: Er hörte von dort Pferdegetrappel, leise Stimmen und das kaum wahrnehmbare Geklirr von Waffen.
    Skar gab dem Braunen mit einem kurzen Ruck am Zügel zu verstehen, dass er anhalten sollte. Das Pferd schnaubte, senkte den Kopf und riss ihn wieder nach oben und Skar hatte das Gefühl, das Tier wollte ihm damit etwas sagen.
    Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis Skar die Botschaft verstand.
    Vor ihnen, hinter ihnen und zu beiden Seiten verdichteten sich die Geräusche zu einem bedrohlichen Singsang des Todes, zu dem eindeutigen Rascheln, Knistern und Stampfen, mit dem sich viel zu viele schwer bewaffnete Quorrl durch den Wald drängten, genau auf ihren Standort zu, als würden sie von einer unbekannten Kraft geradezu magisch zu ihnen geleitet, und während Skar sein Schwert zog und sich nach allen Seiten umsah, begriff er, dass die Bedrohung tatsächlich von allen Seiten kam, von allen Richtungen gleichzeitig…
    Und dass er keine Chance haben würde, nicht diesmal. »Galoppier auf den Weg und brech durch«, sagte er gleichermaßen erregt wie leise zu Esanna. »Ich halte sie auf.« »Und du…«
    Skar versetzte

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