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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unweigerlich erneut in Angriffsposition bringen würde. Überall lagen Tote und Sterbende und die Schreie und das Wimmern der Verwundeten sangen eine fürchterliche Begleitmusik zu dem schrecklichen Bild. Nur knapp die Hälfte der Krieger, die sie zum Tempel geleitet hatten, hatten die mehrfachen Angriffe überlebt und bis auf die wenigen, die rechtzeitig in die Tempelanlage geflüchtet waren, war keiner ohne mehr oder weniger schlimme Brandwunden davongekommen. Skar beobachtete einen wie eine lodernde Feuersäule brennenden Mann, der wie von einem Schwerthieb getroffen zu Boden ging, sich mühsam hochstemmte, erneut fiel und auf Händen und Füßen weiterkroch, weg von der wabernden Wand aus Hitze und Flammen, obwohl es doch sinnlos war; schließlich brach der Todgeweihte nur wenige Schritte vor ihnen endgültig zusammen, das Gesicht eine Maske aus Schmerz und Grauen und die kohlschwarze Hand flehend nach vorne gestreckt.
    Schaudernd wandte sich Skar ab.
    Kama wimmerte und seine rechte Hand fuhr wie in Agonie nach oben und dann schlug er wieder die Augen auf. »Nicht«, stöhnte er voller Schrecken, als er sah, was Marna in den Händen hielt. »Nimm es… ihr weg, Skar. Nur ich darf den
Frarr
rufen — oder wieder wegschicken.«
    Es dauerte einen Augenblick, bevor Skar überhaupt begriff, was der Nahrak meinte. Marna hätte seine kurzfristige Unachtsamkeit ausnutzen können, um zu fliehen oder ihn anzugreifen; aber sie tat nichts dergleichen, sondern stand vollkommen in sich versunken da und hantierte konzentriert an dem Teil herum, das sie als den Rufer bezeichnet hatte. Ihre Finger glitten über das glänzende Stück Metall, als würde sie es liebkosen.
    Mit einer schnellen und kraftvollen Bewegung packte Skar ihr Handgelenk und verdrehte es, bis sie den Rufer fallen ließ und er mit einem metallischen Geräusch auf einen Stein aufschlug und aus seinem Sichtfeld rollte.
    »Es ist zu spät«, zischte sie.
    »Wozu zu spät?«, fragte Skar voller Panik.
    Sie gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen einem Lachen und einem abfälligen Schnauben lag. »Sieh selbst!«, triumphierte sie.
    In Skar krampfe sich alles zusammen, als er einen Blick in den Himmel warf und den Feuerdrachen erneut auf sie zusausen sah. Es war genau wie bei seinem letzten Angriff —und doch ganz anders. Der
Frarr
rauschte heran und das Schlagen der mächtigen Drachenschwingen löste ein Pulsieren gewaltiger Energien aus, pflanzte sich weiter wie der magische Atem der Zeit, der ungehindert über alles gleitet und alles mit sich reißt, gleichgültig, ob sich ihm jemand entgegen stellen will oder nicht: ein faszinierender wie tödlicher Anblick, der in ihm die sichere Erwartung auslöste, dass die nächste Feuerwelle auch ihn, Kama und Marna treffen würde. Während er wie gelähmt dastand, zweifelte er keine Sekunde daran, dass das Untier das Vernichtungswerk mit seinem feurigen Odem vollenden wollte, getrieben von einem unbändigen Willen zur Zerstörung — oder von dem, was Kamas Ruf in ihm ausgelöst hatte, und damit von einer Absicht geleitet, die Skar selbst dann nicht begreifen konnte, wenn der Nahrak geglaubt hatte sie auf diesem Weg befreien zu können.
    Doch er war noch nicht ganz heran, da schien eine unsichtbare Faust in den Nacken des Frarr zu schlagen; es sah aus, als würde ein Blitz aus der Rückseite des Drachenhalses hervorzucken und eine Woge finsterer, zerstörerischer Macht herausschleudern. In Sekundenschnelle wurde aus dem Blitz eine gleißende, verzehrende Lohe, die sich rasend ausbreitete und zurückschlug auf den Drachen wie eine Woge brüllenden, verzehrenden Feuers. Die rechte Schwinge des Ungeheuers verwandelte sich in eine einzige, gigantische Flamme und aus seinem zielgerichteten Flug wurde ein unkontrolliertes Trudeln, als er mit immer noch kraftvollen Flügelschlägen Höhe zu gewinnen suchte.
    Skar starrte mit einem unterdrückten Keuchen auf die brennende Bestie. Der Frarr hatte den Tod tausendfach verdient; er war ein Monster, dazu bestimmt, Tod und Vernichtung unter die Gegner seiner Herren zu bringen. Und doch empfand Skar im Angesicht seines Todeskampfs keine Erleichterung, sondern eher Entsetzen. Es war der Frarr gewesen, der sie aus der Höhle des
Khtaäm
gerettet hatte, und wie er es auch drehte und wendete, so war er doch ein Verbündeter — und plötzlich hatte er Angst vor dem, was geschehen mochte, wenn der Drache endgültig vernichtet war.
    Der Frarr hatte mittlerweile tatsächlich an Höhe

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