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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewesen. Es waren nicht nur die Digger, die ihn offensichtlich abgrundtief hassten und von denen trotz ihrer generell hoffnungslosen Lage eine große Gefahr ausging — jetzt, wo er ruhig stand, um die Quorrl nicht zu provozieren, war er eine leichte Beute für einen Armbrust- oder Bogenschützen; es waren auch die unberechenbaren Schuppenkrieger selber, die ihn jederzeit niedermachen konnten und gegen die er in seiner augenblicklichen Lage wohl kaum den Hauch einer Chance hatte. Zu allem Übel randalierte auch noch Esanna auf seinem Rücken, die wohl nicht begriff, dass er sich zu ihrer Rettung in dieses Abenteuer gestürzt hatte.
    »Es wäre freundlich, wenn ihr mich durchlassen würdet«, sagte Skar. »Euer Konflikt ist nicht der meine.«
    Er wusste, dass Quorrl eine solche Bitte als höchst ungewöhnlich, um nicht zu sagen als unverschämt betrachten mussten, aber was er nicht wusste, war: Warum er Esanna nicht einfach vom Rücken ließ, sein Schwert einsteckte und sich damit ein klein bisschen unterwürfiger zeigte, so wie es seiner augenblicklichen Situation wohl eher angemessen war — schließlich waren die Quorrl nicht gerade für ihr Zartgefühl bekannt, sondern eher dafür, ungebetene Einmischung auf sehr direktem Wege mit dem Schwert zu ahnden.
    Ein paar Sekunden lang schien die Zeit stehen zu bleiben. Noch immer tobte hinter ihnen ein erbitterter Kampf; ein paar Hütten weiter hatten sich ein paar züngelnde Flammen zu einem regelrechten Brand ausgebreitet, der sicherlich schnell weiter um sich greifen würde — die schlichten, eng zusammenstehenden Hütten würden einer wütenden Feuerwalze nicht lange standhalten — und der um den Dorfplatz konzentrierte Widerstand der Digger schien sich noch einmal zu steigern, dem letzten Aufbäumen eines Todkranken gleich, der nicht bereit ist in sein Schicksal einzuwilligen.
    Als die Quorrl nicht reagierten, setzte Skar noch einmal nach: »Bitte, lasst mich durch.«
    Erst dann begriff er, warum die Reptilienkrieger nichts unternommen hatten. Wie schon einmal kurz zuvor warteten sie auf die Entscheidung ihres Kommandeurs, der sich vor sie schob und Skar mit einem undefinierbaren Blick musterte. »Was verlangst du,
Mensch!«
    »Ich verlange nicht, ich bitte dich«, sagte Skar rasch, »und zwar um freies Geleit für mich und meine Begleiterin.«
    Der Quorrl erstarrte mitten in der Bewegung. In seinem ausdruckslosen Reptiliengesicht zuckte es; für einen Quorrl ein Zeichen äußerster Erregung.
    »Lasst das Menschenkind los«, sagte der Schuppenkrieger. Es war keine Bitte, nicht einmal eine halbwegs höfliche Aufforderung, sondern ein Befehl und genauso gut hätte er auch sein Schwert ziehen können, um seine Worte mit einem kraftvollen Hieb zu unterstreichen.
    »Das halte ich für keine gute Idee«, sagte Skar leise. »Ihr habt doch, was ihr wolltet: eure Rache.« Er war sich dabei bewusst, dass ein einziges falsches Wort reichen würde, ein winziger Funke, ein missgedeuteter Blick oder eine zu hastige Bewegung und die Quorrl würden sich auf ihn stürzen: oder aber die Digger.
    Die Augen des Quorrl schienen zu brennen, als er ihn anstarrte. Sein Gesicht war verzerrt und sein rechter Arm zitterte, als böte er all seine Kraft auf, das Schwert
nicht
aus der Scheide zu reißen und sich damit auf Skar zu stürzen.
    Dann entspannte er sich, nickte kurz. »Ich habe, was ich wollte,
Mensch,
auch wenn es etwas anderes ist, als du und deinesgleichen je verstehen werdet.«
    »Lass mein Kind runter«, schrillte in diesem Moment eine Stimme. Es war Roun, ein von den Ereignissen der letzten Stunde vollkommen verwirrter und innerlich gebrochener Mann, den einzig und allein sein Hass vorantrieb, ein Vernichtungswille, wie ihn Skar schon bei vielen Menschen in Extremsituationen beobachtet hatte und der sich doch bei dem Digger in einer unbegreiflichen Nuance von dem ansonsten Üblichen unterschied. Es war verständlich, dass er seine mittlerweile heftig strampelnde Tochter nicht dem Mann anvertrauen wollte, dem er die Vernichtung seines Dorfes zuschrieb, aber eigentlich hätte auch er begreifen müssen, dass einzig und allein Skar für ihr mögliches Überleben garantieren konnte.
    Als sich Roun auf ihn stürzte, tat Skar das Einzige, was ihm als Möglichkeit blieb, um das Leben des Diggers zu schützen: Er wirbelte mitsamt Esanna auf dem Rücken herum und trat mit aller Kraft zu. Der wuchtig geführte Tritt schleuderte den Mann zurück, als wäre er ein hilfloses Kind, aber

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