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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Edelsteinen eingefügt zu sein schienen in das mysteriöse Gebilde, in den Kosmos und in das Gefüge der ganzen Welt. Er sah sie einschweben in ein Tal, das vollkommen durchzogen war von dem unbegreiflichen
Etwas,
das ausgefüllt war von ihm wie vielleicht sonst nichts auf Enwor und doch mehr war als ein Knotenpunkt oder eine zufällige Ansammlung, sondern das, was die Digger wohl als ihr Ziel betrachtet hätten, als Zentrum ihrer Suche, als das, was sie ihr Leben lang angelockt hatte und nun doch verderben würde.
    Und dann, plötzlich und von einem Moment auf den anderen, veränderte sich alles und die Gesetze der Zeit selbst schienen aufgehoben. Es war wie der Durchbruch zu einer anderen Welt, wie ein Verschlingen der Wirklichkeit. Er war da, mitten in der Nacht, gefangen in einem grauenvollen Traum, und dann, von einem Zeitabschnitt auf den anderen, wich die erstickende Schwärze einem schattenerfüllten Halbdunkel, in dem er im ersten Moment nicht richtig sehen konnte, nichts wirklich erkannte, bis sich schließlich seine Umgebung schemenhaft aus dem Nichts herausschälte, Konturen bildend-, die er erst halbwegs erriet und dann mit so glasklarer Deutlichkeit wahrnahm, dass
    es fast schmerzte…
    Übergangslos saß er auf kaltem, hartem Felsboden, im flackernden Licht eines mit wenigen trockenen Holzscheiten entfachten Feuers, das ihn gleichzeitig wärmte und auf eine merkwürdige, peinigende Art auszutrocknen schien. Es war schon spät und der Sturm, der vor der Höhle tobte, hatte ihren Aufstieg zur Qual werden lassen
und er wusste plötzlich, dass es wieder die Vergangenheit war, die ihn in einer unglaublich lebendigen Vision eingeholt hatte…
    … dass ihn gleichzeitig ein tranceähnlicher Schlaf gefangen hielt und er doch hier war, an diesem gestrigen, längst vergangenen Abend, der wie aus den Tiefen der Zeit für einen endlosen Augenblick zurückgekehrt war…
    »Es wäre besser, du würdest etwas schlafen«, sagte er gerade zu Esanna, in diesem Gestern, das plötzlich zur Gegenwart geworden war.
    Das Mädchen schüttelte beinahe erschrocken den Kopf.
    »Nein«, sagte es hastig. »Ich will nicht schlafen. Nicht jetzt. Nicht… nachdem das alles geschehen ist.«
    Erst jetzt, als es ihm auf Armeslänge gegenübersaß, sah er,
wie
erschöpft und mitgenommen das Mädchen aussah.
    Aber das war kein Wunder; nicht, nachdem die Quorrl ihr Dorf überrannt hatten und sie vielleicht die letzte Überlebende ihrer Familie war…
und er wusste jetzt mit geradezu übernatürlicher Klarheit, dass er diesen, den gestrigen Abend nach dem erschwerten Aufstieg, nun tatsächlich noch einmal erlebte, ohne seinen Ablauf ändern zu können.
    »Warum habt Ihr mich entführt, Satai?«, fragte sie mit erstickter Stimme. Ihre Worte überraschten ihn nicht sehr und er hatte auch nicht vor auf die Beschuldigung darin einzugehen. Er musste endlich herausbekommen, was hier eigentlich los war und wieso er in diese unsägliche Auseinandersetzung zwischen Quorrl und Digger mit hineingezogen worden war.
    »Ich habe dich nicht entführt, sondern
gerettet«,
stellte er fest. »Und jetzt will ich endlich wissen, warum die Quorrl euch angegriffen haben.«
    Einen endlosen Herzschlag lang trafen sich ihre Blicke und zum wiederholten Male wurde sich Skar bewusst, wie sehr ihn Esanna in ihrer herausfordernden, temperamentvollen Art an Kiina erinnerte, an diese Kindfrau, die sein eigen Fleisch und Blut war und ihm trotz der Abenteuer, die sie zusammen erlebt hatten, merkwürdig fremd geblieben war — wie konnte er dann erwarten, dass das Digger-Mädchen ihn verstand?
    Skar konnte geradezu sehen, wie sich die Gedanken hinter der Stirn des Mädchen überschlugen. »Die Ungeheuer haben uns angegriffen, weil Ihr uns verraten habt.« Sie schüttelte den Kopf, als könne sie etwas nicht verstehen, und führ dann anklagend fort: »Mein Vater hat Euch Gastrecht gewährt. Und wie habt Ihr es ihm gedankt?«
    »Wie hätte ich es ihm denn danken sollen?«, fragte Skar mit einer Schroffheit, die ihn selbst überraschte. »Indem ich mich von ihm und seinen Freunden hätte umbringen lassen?«
    Esannas Augen wurden groß und dunkel vor Angst.
    »Mein Vater hat Euch nur angegriffen, weil er begriffen hat, dass Ihr ein dreckiger Verräter seid.«
    »Ich habe niemanden verraten.«
    »Und wie kommt es dann, Satai, dass die Quorrl unser Dorf ausgerechnet in der Vorbereitung zur
Erweckung
angegriffen haben?« Esannas Stimme zitterte. »Ihr habt uns ausspioniert und

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