Enwor 11 - Das elfte Buch
die schleimig-feste Masse der
Khtaam,
als wäre es mit Skar verwachsen.
Und doch hatte der Nahrak keine Chance. Die sich um seinen Hals windende Kreatur war nicht mehr als ein von Skars Schwert zerstückeltes Etwas, aber es war noch Leben in ihm, widerliches, unnatürliches Leben, das nichts anderes kannte als den Willen zur Vernichtung, zur Versklavung oder Schlimmerem. Das Blut, das aus dem Hals des Nahrak strömte, aus den hundert kleinen Wunden, die ihm der Nachtmahr zugefügt hatte, und den wenigen, nicht allzu tiefen Schnitten, die Skar bei seinem Befreiungsversuch in seine Haut geritzt hatte, vermischte sich mit etwas ekelhaft Schleimigem, einer fast schwarzen, öligen Flüssigkeit, in der die roten Farbtupfer wie Fremdkörper wirkten.
Der Nahrak schrie auf und trotz des Tobens um sie herum hallte sein gellender Schrei noch in Skars Ohren weiter, als sich der Mann schon zusammenkrümmte, mit einer verzweifelt vorgestreckten Hand ein, zwei, drei weitere
Khtaam
abzuwehren versuchte, die ebenfalls auf seinen Hals, seine Schultern und sein Gesicht zuhielten und schließlich mit blitzschnellen Bewegungen einhüllten, sodass sein ganzer Kopf von einer schmierigen, zappelnden Masse bedeckt war, noch bevor er zu Boden stürzte.
Skar blieb keine Zeit, sich über den Todgeweihten Gedanken zu machen. Nachdem die lebendige Mauer der Nahrak erst einmal an einer Stelle durchbrochen war, kippte das Gleichgewicht und es wurde offenbar, dass sie alle in kürzester Zeit den ersten Opfern folgen würden. Skars Klinge glich einem Wirbelwind, der sich durch nachtschwarze, tentakelzuckende Ungeheuer fraß. Mit der gleichen Eleganz und Zielstrebigkeit versuchte er Esanna zu schützen. Das Mädchen presste sich ganz instinktiv an seinen Rücken, ohne dort aber auch nur einen Moment lang sicher zu sein, denn der Tod stürmte jetzt von allen Seiten auf sie ein.
Die
Khtaam
rasten mit pfeilschneller Geschwindigkeit heran, umschlangen einen Mann in tödlicher Umarmung und zermalmten ihn, noch während er in die Knie ging, sodass eine ekelhafe Gischt aus Blut, Knochensplittern und Gewebeteilen hochspritzte und alles benetzte. Währenddessen jagte ein ganz ineinander verklumpter, zuckender Ball mehrerer Ungeheuer auf einen weiteren Nahrak zu und schmetterte ihn mit der Kraft einer Riesenechse zu Boden, bevor sich die Nachtmahre züngelnd über ihn ergossen und ihr fürchterliches Mahl begannen.
Skar begriff, dass sie keine Chance mehr hatten ihren unglaublich schnellen und aggressiven Angreifern zu entkommen, aber der Instinkt des Kriegers zwang ihn seine Anstrengungen nochmals zu vervielfachen. Um sich auch nur einigermaßen seiner Haut erwehren zu können, hätte er in diesem Moment vier Arme und vier Schwerter gebraucht, und selbst dann hätte er sich nicht durch die schwarze, tentakelbewehrte Wand vorwärts kämpfen können, um den rettenden Höhlenausgang zu erreichen, geschweige denn, für seine und Esannas Sicherheit garantieren können.
Es war aus — AUS — und obwohl er das begriff und obwohl er keine Hoffnung mehr kannte, kämpfe er mit einer schier unmenschlichen Kraft und Geschicklichkeit weiter. Etwas in ihm schrie auf, wie ein verwundetes Tier, während er gleichzeitig sein
Tschekal
in eine tiefschwarze Wolke tintenfischähnlicher Monstren zucken ließ wie ein Gewitter seine Blitze in eine ihm schutzlos ausgelieferte Landschaft. Etwas schwarz Glänzendes mit viel zu vielen peitschenförmigen Tentakeln schrammte an seinem Gesicht vorbei und zwang ihn zu einer blitzschnellen Drehung, die Esanna aus der Deckung seines Körpers brachte.
Als hätten die
Khtaam
nur darauf gewartet, stürzten sich gleich mehrere auf das Mädchen. Esanna schrie auf und riss schützend die Hände vors Gesicht; sie versuchte nicht einmal ihr Messer zu ziehen und sich damit gegen die Nachtmahre zur Wehr zu setzen. Doch dafür geschah etwas ganz Anderes, schier Unglaubliches: Kurz bevor die schwarzen Ungeheuer heran waren, stieß Esanna die Hände nach vorne und mit Bewegungen, die so schnell waren, dass selbst Skar sie nicht mehr mit dem Auge verfolgen konnte, schlug sie die schleimigen Monster beiseite. Für einen winzigen Augenblick hatte er das Gefühl, dass Esanna tatsächlich mehr als zwei Arme hätte, als hätte sich sein verrückter Wunsch für sie erfüllt, um ihr die Möglichkeit zu geben sich freizukämpfen, als wäre sie selber mit vielen kleinen peitschenähnlichen Extremitäten ausgestattet, die es ihr gestatteten, so unter
Weitere Kostenlose Bücher