Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
übergangslos. Seine Stimme klang rauh und holperig, und es fiel ihm selbst jetzt noch schwer, die Worte hervorzustoßen. »Es tut mir leid. Und ich danke dir.«
    »Du dankst mir?« antwortete Gowenna. Es waren die ersten Worte, die sie seit Verlassen des Gebäudes am Rande Combats sprach. »Du dankst mir, Skar? Wofür? Daß ich dich hierher geführt habe und du sterben wirst?«
    »Daß du mir das Leben geschenkt hast«, sagte Skar. »Ich ... ich habe dir weh getan, mehr als ich gedurft hätte, und…«
    Gowenna lachte schrill auf. »Du hast mir weh getan?« keuchte sie. »Du?« Sie stand auf, trat mit einem raschen Schritt auf ihn zu und schluckte ein paarmal schwer. »Du?« sagte sie zum dritten Mal. »Du kannst mir gar nicht weh tun, Satai. Du verstehst nichts. Gar nichts. Und jetzt gib mir ein Schwert. Ich will wenigstens noch einen von diesem Gesindel mitnehmen, ehe ich sterbe.«
    Skar fühlte sich verwirrt. Aber er griff trotzdem an den Gürtel, zog sein Schwert und gab es Gowenna. Sie nahm es, drehte es ein paarmal in den Händen und sah ihn fragend an.
    »Deine eigene Waffe?«
    »Ich habe die deine zerbrochen«, antwortete Skar. »Und sie würde mir so oder so nichts nutzen. Der Anführer der anderen ist ein Satai.«
    »Ich weiß.« Gowenna nickte gleichmütig. Von einem Augenblick zum anderen verwandelte sich ihr Gesicht wieder in die altbekannte, starre Maske. Wäre der kaum verkrustete Schnitt auf ihrer Wange nicht gewesen, hätte Skar ernsthaft an dem gezweifelt, was in den letzten Stunden geschehen war. Gegen seinen Willen bewunderte er sie. Trotz allem hatte sie noch mehr innere Kraft, als er jemals hätte aufbringen können. Aber vielleicht war es auch bloß Trotz.
    »Erwarten wir sie hier?« fragte Gowenna.
    Skar zögerte sekundenlang. »Es ist Wahnsinn, Gowenna«, sagte er anstelle einer direkten Antwort. »Wir können nicht gegen sie kämpfen. Nimm den Stein und fliehe. Ich werde versuchen, sie aufzuhalten. Wenn Vela mich will, soll sie mich haben.«
    Gowenna verzog spöttisch die Lippen. »Wie edel!« sagte sie in abfälligem Tonfall. »Der große Satai opfert sich.« Sie lachte leise, rammte das Schwert in die leere Scheide an ihrer Seite und sah ihn mit einem Blick an, als stünde sie einem störrischen Kind gegenüber. »Um mit deinen eigenen Worten zu sprechen, Skar — führ deine Zirkusnummer auf, wenn Zeit dazu ist. Es ist nicht der richtige Moment für großmütige Gesten. Außerdem hast du kein Publi-
    kum. Es gäbe also niemanden, der deine Tat zu würdigen wüßte.
    Wir werden kämpfen. Wie viele sind es?«
    »Zehn«, antwortete Skar. »Das heißt — neun. Neun und der Satai.«
    Gowenna biß sich nachdenklich auf die Unterlippe. Ihre Haltung wirkte mit einem Mal gleichzeitig gelöst und angespannt. Von Schwäche und Erschöpfung war nichts mehr zu bemerken. »Traust du dir zu, mit dem Satai fertig zu werden?«
    Skar hob die Schultern. »Ich werde es versuchen«, sagte er.
    »Aber-«
    »Wenn du es schaffst, ihn lange genug hinzuhalten, haben wir eine Chance«, fuhr Gowenna fort, ohne weiter auf seine Worte zu achten. »Sie ist nicht groß, aber sie besteht, und —«
    Ein harter Stoß traf Skar in den Rücken, ließ ihn gegen Gowenna und sie beide zu Boden taumeln. Er fiel, rollte sich blitzschnell über die Schulter'ab und wirbelte noch im Aufspringen herum.
    Dort, wo Gowenna gestanden war, zitterte der schlanke Schaft eines Pfeiles im Boden. Sie hatten zu lange geredet, um jetzt noch die Wahl zwischen Kämpfen und Fortlaufen zu haben. Die Verfolger waren da, über und hinter ihnen; neun große, gegen den allmählich grau werdenden Abendhimmel beinahe schwarz erscheinende Gestalten, stumm und drohend nebeneinander aufgereiht wie schweigende Boten des Todes.
    Skar tauschte einen raschen Blick mit dem Sumpfmann, der ihn weggestoßen hatte. »Danke«, murmelte er.
    El-tra nickte flüchtig und konzentrierte sich dann wieder auf die Angreifer.
    Irgend etwas in ihrem Verhalten irritierte Skar. Sie saßen in der Falle, endgültig und unausweichlich. Vom Kraterrand aus wäre es für die Männer ein leichtes gewesen, ihn und die anderen mit ein paar gezielten Schüssen niederzustrecken. Skar vermochte einem heranzischenden Pfeil durchaus auszuweichen oder ihn auch beiseitezuschlagen, aber das galt nicht mehr bei fünf oder sechs gleichzeitig abgefeuerten Geschossen. Trotzdem verzichteten die Krieger darauf, ein Ende zu machen. Es schien, als warteten sie auf etwas. »Geht auseinander«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher