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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kroch. Aber er gestattete sich nicht zu trinken. Weder sich noch den anderen. Er hatte das Kommando endgültig übernommen, als sie das Gebäude verlassen hatten, einfach dadurch, daß er als erster gegangen war. Gowenna hatte nicht noch einmal versucht, sich zu widersetzen. Sie hatte mehr verloren als einen Kampf.
    Aber es war ein Sieg, über den sich Skar nicht freuen konnte.
    Als wären seine Überlegungen ein Stichwort gewesen, brach Arsan in diesem Moment in die Knie. Skar sprang rasch vor und versuchte ihn aufzufangen, aber die Erschöpfung ließ seine Reaktionen langsamer werden als gewohnt. Er griff daneben. Arsan fiel mit einem wimmernden Laut vornüber und schlug mit dem Gesicht auf dem hartgebackenen Boden auf.
    Skar hatte nicht mehr die Kraft, sich um ihn zu kümmern. Erschöpft ließ er sich neben dem Kohoner zu Boden sinken, zog die Knie an den Körper und blinzelte in den Himmel hinauf. Combat schleuderte ihren flammenden Gruß noch immer zu den Wolken hinauf, aber ihr Licht schien jetzt verändert; es war nicht länger nur Hitze und Helligkeit, sondern eine stumme, blutige, unheilvolle Drohung.
    »Wir rasten hier«, murmelte Skar. Die Worte waren zu leise, als daß Gowenna oder einer der beiden Sumpfmänner sie hätten verstehen können. Trotzdem blieb Gowenna stehen, schwankte einen Moment und ließ sich dann erschöpft auf einen Felsen sinken. Die beiden El-tra nahmen stumm rechts und links von ihr Aufstellung. Die Erschöpfung schlug wie eine betäubende Woge über ihm zusammen, und diesmal versuchte er nicht mehr sich zu wehren. Es war nicht allein die körperliche Müdigkeit. Er war Satai und verfügte noch immer — selbst jetzt — über Reserven, auf die er zurückgreifen konnte.
    Nein, die körperliche Erschöpfung war nicht das Schlimmste.
    Aber die heiße, ewig brennende Flamme, die ihn zeit seines Lebens erfüllt hatte, die Kraft, die einen Satai zum Weitermachen und immer wieder zum Weitermachen, zum Kämpfen und Durchhalten und Siegen oder Sterben trieb, war erloschen. Sein Kampfeswille war fort.
    Er wußte, daß sein Plan nicht aufgehen würde, daß die Verfolger sie einholen mußten, lange bevor sie das Gebirge erreichten, und er wußte, daß sie sie angreifen und töten würden. Aber er empfand nicht einmal Furcht vor diesem Gedanken. Er würde noch einmal kämpfen und mit dem Schwert in der Faust sterben; ein Tod, der unnötig, aber eines Satai würdiger war als das langsame Dahinsiechen, das ihn sonst erwartet hätte.
    Sie hatten keine Chance, hatten sie nie gehabt. Das Glück hatte sie — soweit es überhaupt je bei ihnen gewesen war — endgültig verlassen. Sie waren nicht annähernd so gut vorangekommen, wie es nötig gewesen wäre. Das zerschründete Gelände gab ihnen genügend Deckung, aber es hatte sie auch zu unzähligen Umwegen und mühsamen und kräftezehrenden Klettereien gezwungen. Sie hatten Zeit verloren, Zeit, die sie nicht hatten.
    Skar lehnte sich zurück, lehnte den nackten Rücken gegen heißen Fels und unterdrückte einen Schmerzlaut, als der glühende Stein in seine verbrannte Haut biß. Die Ebene begann vor seinen Augen zu verschwimmen, und für einen winzigen Moment bildete er sich ein, ein schmales, blasses Gesicht zwischen den wabernden Nebeln vor sich zu erkennen. Velas Gesicht. . .
    Arsan regte sich stöhnend. Er bewegte den Kopf, so daß sein zer-schundenes Gesicht über den rauhen Boden rieb und eine dünne Blutspur hinterließ. Er stemmte sich, nur auf die Fingerspitzen gestützt, in eine kniende Position hoch und rang mühsam nach Euft. Aus seiner Brust drang ein krächzender, kranker Laut, der Skar frösteln ließ.
    »Das .. . war es dann wohl, Satai«, sagte er schleppend. »Aus.«
    Skar lächelte, obwohl ihm eher zum Heulen zumute war. »Hältst du dich schon wieder für tot, Arsan?« erwiderte er. »Für eine Leiche hast du dich bisher recht tapfer geschlagen. Aber wenn man deinen Worten glauben kann, dann bist du ja schon auf dem Herweg gestorben. Mindestens zwanzigmal.«
    Aber seine Worte verfehlten die beabsichtigte Wirkung. Sie alle hatten einen Grad der Erschöpfung erreicht, in dem aufmunternde Worte nicht mehr halfen.
    Skar suchte den Blick Gowennas. Aber sie schien das, was um sie herum vorging, gar nicht mehr wahrzunehmen. Sie starrte aus leeren Augen an ihm vorbei zu Boden, die verletzte Wange mit der Hand bedeckend. Der Schnitt hatte längst aufgehört zu bluten; er war nicht sehr tief und würde keine Narbe hinterlassen. Aber Skar

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