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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kammer zur Verfügung gestellt hatte, als sie vor sechs Monaten, am Ende ihrer Kräfte und ohne Geld, nach Ikne zurückgekehrt waren. Vielleicht, überlegte er, war sein Zorn auf den Lastaren nicht so berechtigt, wie er bisher geglaubt hatte. Sie waren dankbar gewesen, damals, aber die sechs Monate Beinahe-Gefangenschaft in der Stadt hatten sie ungeduldig werden lassen. Immerhin lebten sie seit einem halben Jahr auf Cubics Kosten, nicht gut, aber auch nicht so schlecht, daß sie hungern mußten.
    Er betrat die Kammer, riß sich den Umhang von der Schulter und knüllte ihn ärgerlich zusammen. Die Gestalt auf dem Bett bemerkte er erst, als er sich herumdrehte.
    »Du bist schon zurück?« fragte er beißend. »Welche Überraschung! Ich hatte kaum gehofft, dich vor dem nächsten Frühjahr noch einmal zu sehen.«
    Del grunzte irgend etwas, das Skar nicht verstand, stemmte sich ächzend auf beide Ellbogen hoch und blinzelte Skar aus verquollenen Augen an. »Isseschonsoweit?« nuschelte er.
    Skar mußte an sich halten, um nicht loszuschreien. »Wenn du den Kampf meinst«, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme, »nein. Du hast noch genug Zeit, deinen Rausch auszuschlafen.
    Wenn du aber meinst, ob meine Geduld mit dir zu Ende ist, dann lautet die Antwort ja.«
    Del grinste, schwang die Beine vom Lager und hielt sich im letzten Moment an der Tischkante fest, um nicht nach vorn zu kippen.
    Er schwankte, verbarg das Gesicht in den Händen und rieb sich mit beiden Zeigefingern über die Augen. »Oh, ihr Götter«, murmelte er zwischen den Fingern hervor, »war das eine Nacht! Und ich dachte bisher, Ikne wäre eine langweilige Stadt.« Er kicherte. »So kann man sich täuschen, Skar.«
    Skar atmete hörbar ein. Del sah wirklich mitgenommen aus. Sein schwarzes Haar hing ihm wirr und zerzaust in die Stirn, und seine Augen wirkten glasig. Das Gesicht wirkte unnatürlich blaß und wächsern, und die Wein- und Fettflecken auf seinem Hemd sprachen ihre eigene Sprache.
    »Bist du nüchtern genug, um mir zuzuhören, oder soll ich warten, bis du ausgeschlafen hast?« fragte Skar. Seine Stimme bebte. Del sah auf, blickte ihn einen Herzschlag lang fast erschrocken an und grinste dann wieder. »Rede ruhig«, sagte er. »Ich kann mir vorstellen, was du zu sagen hast. Aber wenn du fertig bist, muß ich dir von dem Mädchen erzählen, das ich kennengelernt habe. Eine Figur wie eine Göttin, sage ich dir. Und Augen —«
    »Es reicht«, unterbrach ihn Skar. »Deine Weibergeschichten interessieren mich im Augenblick wirklich nicht.«
    Del schüttelte mißbilligend den Kopf, versuchte sich an der Tischkante hochzuziehen, sank aber wieder zurück. »Das würdest du nicht sagen, wenn du sie kennen würdest«, behauptete er. »Ein Traumweib, sage ich dir. Ein —«
    Skar brachte ihn mit einem wütenden Blick zum Verstummen.
    Das Lächeln auf Dels Gesicht gefror. »In Ordnung«, seufzte er. »Fang schon an. Ich weiß ohnehin, was kommt, aber wenn es dir Spaß macht. ..«
    »Nein«, sagte Skar. »Es macht mir keinen Spaß. Und du weißt auch nicht, was kommt.« Er brach ab, atmete tief, sehr tief und gezwungen ruhig ein und versuchte sich zu beherrschen. Es ging nicht. Das Chaos in seinem Inneren legte sich nicht, im Gegenteil. Es war, als wäre in ihm plötzlich ein geheimnisvoller Mechanismus in Gang gesetzt worden, etwas, das seine Seele in Aufruhr versetzte und Gefühle in ihm weckte, die ihn selbst erschreckten. Bei allen Göttern! dachte er. Was geschieht mit mir? Aber der Gedanke nutzte nichts. Die Worte sprudelten einfach aus ihm heraus.
    »Es wäre wohl sinnlos, dir ins Gewissen reden zu wollen«, sagte er.
    Del grinste. »Dann laß es.«
    »Du bist kein Kind mehr, Del«, fuhr Skar, noch wütender durch Dels unerschütterliches Feixen, fort. »Und ich bin es endgültig leid, ständig wie eine Amme auf dich achtgeben zu müssen. Ich will dir nicht ins Gewissen reden, ich will dir nur etwas sagen. Und ich rate dir zuzuhören, denn ich werde es nicht wiederholen, Del.«
    Das Lächeln auf Dels Gesicht wirkte nicht mehr ganz so echt wie noch vor wenigen Augenblicken.
    »Ich gebe dir Zeit bis nach dem Kampf«, fuhr Skar fort. »Du kannst dich entscheiden, Del. Entweder du machst weiter wie bisher, oder du änderst dich. Ich habe weder etwas gegen Frauen noch gegen Wein, aber alles zu seiner Zeit. Ich zwinge dich zu nichts, Del. Es ist deine Entscheidung, ganz allein. Aber bedenke, daß Ikne zwei Tore hat. Es liegt allein an dir, ob du die Stadt

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