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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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damit beschäftigt waren, auf halber Höhe der Zuschauerränge und direkt gegenüber vom Tor ein großes, hölzernes Podest zu errichten. Skar runzelte verwundert die Stirn, als er die Farben der Tempelkönige auf dem erst halb aufgespannten Baldachin erkannte. Es kam selten vor, daß die Herren Iknes den Verbotenen Bezirk verließen und sich in der Öffentlichkeit zeigten.
    Skar hatte sie in den sechs Monaten, die er jetzt in der Stadt war, nicht einmal zu Gesicht bekommen. Und irgendwie erschien ihm die Vorstellung, sie bei einer so ordinären Volksbelustigung wie einem Arenakampf zu sehen, absurd. Aber die rotgelben Karos dort oben waren die Farben der Tempelkönige. Wieder fühlte er für einen Moment diese bohrende Unruhe, aber wieder verging das Gefühl, ehe er es richtig erfassen konnte.
    Er spürte plötzlich, daß er nicht mehr allein war, und drehte sich rasch um. In dem wuchtigen, eisenbeschlagenen Tor hinter seinem Rücken hatte sich eine kleinere Tür geöffnet. Ein kurzbeiniger kleiner alter Mann mit grauem Haar und ständig blinzelnden Augen war in die Arena hinausgetreten.
    »Hier bist du also«, sagte Cubic anstelle einer Begrüßung. Er machte einen Schritt auf ihn zu, blieb abrupt stehen, als ihn die ersten Regentropfen ins Gesicht trafen, und zog sich dann hastig in den Windschatten des Tores zurück. »Ich habe dich in deinem Quartier gesucht.«
    Skar schnitt eine Grimasse. »Ich habe mir erlaubt, es für kurze Zeit zu verlassen«, sagte er bissig. »Verzeiht, wenn ich vergaß, Euch um Erlaubnis zu fragen, gütiger Herr. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Cubic blinzelte verwirrt. »So ... habe ich es nicht gemeint«, sagte er hastig.
    Skar zog die Augenbrauen zusammen. »Aber ich«, meinte er.
    »Das Moderloch, in dem du uns einquartiert hast, lädt wirklich nicht zum Verweilen ein.«
    Cubic überging die Bemerkung. »Ich habe dich gesucht«, sagte er noch ei
nm
al.
    »Du hast mich gefunden.«
    Cubic seufzte, schüttelte den Kopf und versuchte mit einer verlegenen Geste die Hände in Kitteltaschen zu stecken, die er nicht hatte. »Ich sorge mich um Del«, sagte er nach kurzem Zögern. »Er war die ganze Nacht nicht in seinem Quartier. Du weißt nicht zufällig, wo er ist?«
    Skar schüttelte verärgert den Kopf. »Wir sind nicht miteinander verheiratet«, erwiderte er. »Und soviel ich weiß, bezahlst du uns für den Kampf, nicht für das, was wir in der Zeit davor oder danach tun.«
    »Aber es wäre besser, wenn Del sich schonen würde«, antwortete Cubic. Er sprach wie immer mit einer unnachahmlichen Mischung aus Unterwürfigkeit und Unverschämtheit, die Skar allmählich in Rage brachte. Cubic war nichts als ein schmieriger alter Mann, aber sie brauchten ihn, trotz allem.
    »Ich denke, Del kennt seine Kräfte gut genug, um zu wissen, was er tut«, antwortete Skar gezwungen ruhig. »Solltest du Angst um dein Geld haben, so kann ich dich beruhigen. Zur Not nehme ich es noch allein mit diesen beiden Supermännern auf, die du uns ausgesucht hast.«
    Cubic starrte ihn eine Sekunde lang konsterniert an und sah dann an ihm vorbei zur Tribüne hinauf. »Das ist der Grund, aus dem ich dich sprechen muß«, murmelte er. »Es steht eine Menge auf dem Spiel, weißt du.«
    Skar deutete mit einer Kopfbewegung auf den halbfertigen Aufbau. »Ist es das, was dir Sorgen bereitet?«
    Der Lastar starrte eine Weile wortlos zur Tribüne hinauf. Der Aufbau ging rasch vonstatten. Das Holzgerüst schien bereits fertig, und über der trapezförmigen Konstruktion flatterte schon der Wimpel Iknes im Wind. Ein anderer Trupp war damit beschäftigt, Stühle und Bänke — noch mit weißem Tuch gegen den Regen geschützt — herbeizuschaffen. Cubic lächelte auf eine seltsame, wehleidige Art, schüttelte den Kopf, nickte, schüttelte noch einmal den Kopf und nickte erneut. »Ja«, sagte er. »Warum soll ich dir etwas vormachen? Ich habe eine Menge Geld in den Kampf investiert, Skar. Ich kann es mir nicht leisten, ihn zu verlieren.«
    »Das ist wohl auch der Grund, aus dem du dich in letzter Se-
    künde entschlossen hast, nicht selbst anzutreten, sondern uns zu engagieren«, antwortete Skar sarkastisch.
    »Du tust mir unrecht, Satai.«
    »So?« sagte Skar, noch ein wenig spöttischer.
    Cubic nickte ernst. »Ich weiß, was du denkst«, meinte er. »Aber ich habe diese beiden Männer nicht ausgewählt, um rasches Geld zu verdienen oder Euch gar zu demütigen.«
    »Sondern?«
    »Es gibt keine Besseren mehr«, antwortete

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