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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Decken und Abfällen, brannte; eine dünne, flackernde gelbe Flamme, über der ein gußeiserner Topf auf einem Dreibein hing.
    »Die Salbe ist fertig«, erklärte Tantor mit einer Geste auf den Kessel. »Ihr müßt sie heiß auftragen, wenn sie gut auf der Haut haften soll.«
    »Was für eine Salbe?« fragte Skar scharf.
    Tantor lächelte schief. »Zum einen kühlt sie eure Verbrennungen, Satai«, sagte er. »Und zum anderen schützt sie euch gegen die Hitze, wenn ihr in der Stadt seid. Aber nur für eine Weile. Zehn Stunden vielleicht, kaum länger. Danach müßt ihr sie abwaschen, sonst erstickt ihr.«
    Skar starrte zuerst den Kessel, dann Tantor böse an. »Deshalb hat dir die Hitze bisher so wenig ausgemacht?«
    Tantor grinste.
    »Vielleicht sollte ich dich hinauswerfen und zusehen, wie du langsam verschmorst«, fuhr Skar wütend fort. »Warum hast du sie nicht schon am Morgen verteilt?«
    »Weil ich nicht genug davon hatte«, antwortete Tantor ungerührt. »Und du kannst sie nur einmal nehmen. Wäschst du sie ab, benötigt dein Körper Tage, um sich ganz zu reinigen. Sie ein zweitesmal in kurzer Zeit anzuwenden, wäre zu gefährlich.«
    »Und du?«
    »Ich brauche sie nicht«, sagte Tantor. »Ich werde euch nicht nach Combat begleiten.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, daß ich hier auf euch warte«, erwiderte Tantor geduldig. »Jemand muß bei den Pferden bleiben, und ich wäre euch bei dem, was ihr vorhabt, ohnehin nur lästig. Außerdem kann es sein, daß ihr jemanden braucht, der eure Wunden versorgt, wenn ihr zurückkommt.« Er stand auf, ging zum Feuer hinüber und nahm den Kessel ächzend vom Dreibein herunter. »Zieht euch aus«, sagte er. »Ganz. Wenn auch nur ein Zentimeter eures Körpers ungeschützt bleibt, holt ihr euch Verbrennungen.«
    Skar stand mit einer wütenden Bewegung auf. Um ihn herum begannen sich die anderen zu entkleiden. Er löste die kupferne Spange, die seinen Umhang zusammenhielt, streifte Hemd und Hose ab, schlüpfte aus seinen Stiefeln und ging zu seinem Pferd hinüber. Die Tiere standen dicht zusammengedrängt in einer Ecke des Raumes. Skar sah mit plötzlichem Erschrecken, in welch schlechtem Zustand sich die Tiere befanden. Sie waren erschöpft, erschöpfter noch als ihre Reiter. Die meisten hatten zahlreiche Wunden und Brandblasen. Eines der Packpferde zitterte ununterbrochen. Sein Atem ging rasselnd und mühsam, und es schien sich nur noch mit äußerster Kraft auf den Beinen halten zu können.
    Er löste den Harnisch von seinem Sattel, wog ihn einen Moment unschlüssig in der Hand und ging dann zu den anderen zurück. Gowenna sah den ledernen Brustpanzer stirnrunzelnd an.
    »Das Ding wird dich nur behindern«, sagte sie.
    Skar zuckte mit den Achseln. »Solange es auch Pfeile und Schwertspitzen behindert, die auf mich gezielt sind, nehme ich es in Kauf«, sagte er. »Außerdem fühle ich mich einfach wohler damit.« Gowenna schürzte in offenkundiger Mißbilligung die Lippen, sagte aber nichts mehr. Sie drehte sich herum, streifte mit einer entschlossenen Bewegung ihr Kleid ab, schlüpfte aus Unterzeug und Sandalen und trat nackt neben das Feuer.
    Skar betrachtete ihren Körper mit unverhohlener Neugier. Sie wirkte fraulicher, als er angenommen hatte, war schlank, aber von der Schlankheit eines Raubtieres, mit glatter, geschmeidiger Haut, unter der sich stahlharte Muskeln verbargen. Ihre Hüften waren für seinen Geschmack ein wenig zu breit, um noch wirklich perfekt proportioniert zu sein. Brust und Leib hätten die einer Götterstatue sein können, wären nicht die Muskeln und Sehnen gewesen, die sich bei jedem Schritt unter der Haut bewegten.
    Sie trat dicht an den Kessel heran, schöpfte eine Handvoll der farblosen, zähen Flüssigkeit heraus und begann sie sorgfältig auf der Haut zu verreiben. Skar betrachtete sie für einen Moment mit neuen Augen. Gowenna hatte mehr als Rüstung und Schwert abgelegt. Für wenige Augenblicke hatte sie sich mehr entblößt, als sie selbst ahnte. Sie war von dem Neutrum, als das sie sich ausgab, wieder zu einer Frau geworden, obwohl und vielleicht gerade weil sie es nicht wollte. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich vor den Augen der Männer entkleidet hatte, gehörte ebenso zu der Rolle, die sie spielte, wie alles andere. Es diente keinem anderen Zweck, als zu demonstrieren, wie egal ihr selbst ihr Geschlecht war. Ihre Schamlosigkeit war von einer Art, die nichts Unmoralisches oder Verwerfliches an sich hatte, sondern einfach

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