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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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versorgt, so gut ich konnte, und dann habe ich mich um Del gekümmert. Aber ich glaube nicht, daß ich ihm helfen kann. Ich weiß alles, was eine Errish weiß, aber was immer Vela mit ihm gemacht hat...«
    Sie schüttelte den Kopf, starrte zu Boden und breitete in einer hilflosen Geste die Hände aus. »Ich fürchte, ich bin machtlos dagegen.«
    »Sie hat nichts mit ihm gemacht«, murmelte Skar.
    Gowenna sah auf. »Woher weißt du das?«
    »Er hat es mir gesagt, Gowenna. Sie hat ihn nicht verzaubert oder behext. Er liebt sie. Das ist alles.«
    »Er ...« Sie brach verwirrt ab. »Das ist nicht dein Ernst! Wie kann jemand diese Hexe lieben?«
    Diesmal war es an Skar zu lachen. »Diese Frage mußt gerade du stellen?« Er schüttelte den Kopf, trat einen Schritt auf sie zu, blieb aber außerhalb ihrer Reichweite stehen.
    »Findest du es nicht reichlich albern, daß wir uns schon wieder streiten?« fragte Gowenna, ohne auf seinen verletzenden Tonfall einzugehen.
    Skar verzog geringschätzig die Lippen. »Warum nicht? Vielleicht können wir hinterher wieder miteinander schlafen.«
    Diesmal trafen sie seine Worte. Sie starrte ihn an, öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, drehte sich aber dann wortlos herum und ballte die Fäuste.
    Skar begann sich schäbig zu fühlen. »Ich ... es tut mir leid«, murmelte er. Er hob die Hand und berührte sie an der Schulter, aber Gowenna machte einen raschen Schritt zur Seite und streifte seinen Arm ab.
    »Nein, Skar«, sagte sie. »Es tut dir nicht leid.«
    »Gowenna, ich —«
    »Nicht.« Sie unterbrach ihn mit einem sanften, aber entschlossenen Kopfschütteln. »Es ist der falsche Moment und der falsche Ort, aber es wird Zeit, daß wir endlich ehrlich zueinander sind.
    Wir haben ein paarmal miteinander geschlafen, aber ich glaube nicht, daß du jemals mehr als Mitleid mit mir empfunden hast, Skar. Und — wenn ich ehrlich bin — mir erging es nicht viel anders. Ich liebe dich nicht, so wenig, wie du mich liebst.« Skar lauschte vergeblich auf einen Unterton von Bitterkeit oder Schmerz in ihrer Stimme. Sie sprach sehr ruhig, flüssig, als hätte sie die Rede lange vorbereitet und nur auf einen passenden Moment gewartet. Aber ihre Stimme klang kalt, so, als spräche sie über einen vollkommen Fremden, nicht über sich. »Belassen wir es dabei«, fuhr die fort. »Bleiben wir das, was wir immer waren: Verbündete, und vielleicht Freunde. Es ist gut so.«
    »Und warum hast du es getan, wenn es so ist?«
    Gowenna schwieg einen Moment. »Vielleicht ist es mir schon so in Fleisch und Blut übergegangen, andere Menschen zu benutzen, daß ich in der Wahl meiner Mittel nicht mehr vorsichtig genug bin«, sagte sie mit einem traurigen Lächeln. »Aber wenn ich ehrlich bin — ich weiß es nicht. Spielt es eine Rolle?«
    Skar schüttelte den Kopf. »Nein. Eigentlich nicht.«
    »Reden wir über etwas anderes«, sagte Gowenna. »Wie fühlst du dich?«
    »So, wie ich aussehe«, antwortete Skar ernsthaft. »Aber nicht halb so schlimm, wie ich mich fühlen müßte. Du hast gut für mich gesorgt.«
    »Es war nicht viel, was ich für dich tun konnte. Es ist leichter, Wunden zu schlagen, als sie zu heilen. Aber du bist sehr kräftig. Ein paar Tage Ruhe, und du bist wieder im Vollbesitz deiner Kräfte.«
    »Ein paar Tage ...« Skar drehte sich nach Norden, dorthin, wo hinter der schwellenden grünen Wand Coshs Tuan und der Kristallwald lagen. »Ich fürchte, wir werden diese paar Tage nicht haben.«
    »Vela?« Gowenna machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mach dir keine Sorgen darum. Nicht einmal sie würde es wagen, die Grenzen von Cosh zu überschreiten. Und wenn sie es täte, wäre sie tot, bevor sie auch nur hundert Schritte in die Sümpfe vorgedrungen wäre.«
    Skar runzelte zweifelnd die Stirn. »Nach dem, was du mir erzählt hast. ..«
    »Das war früher«, unterbrach ihn Gowenna. »Es war eine andere Vela, die hierherkam. Sie kam als Gejagte, und sie bat um Hilfe. Die Sumpfmenschen sind ein hartes Volk, Skar, aber sie verwehren keinem Hilfe, der in Not ist. Doch sie töten jeden, der den Speer des Krieges über ihre Grenzen trägt. Nein«, sagte sie noch einmal, »wir sind in Sicherheit.«
    »Gefangen, meinst du«, sagte Skar. »Wir sind in Sicherheit, solange wir hierbleiben.«
    »Richtig.«
    »Und wie lange willst du dich verstecken? Einen Monat? Ein Jahr? Fünf?«
    Der beißende Spott in seiner Stimme verfehlte seine Wirkung. Gowenna blieb ruhig. »Du solltest mit dieser Rede warten,

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