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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war er fast sicher, daß der Sumpfmann lächelte. »Du hast eine Stadt erwartet«, vermutete er. »Oder eine Burg. Eine von Ranken und Baumwurzeln überwucherte Festung im Herzen der Sümpfe.« Seine Stimme klang amüsiert. »Du wirst sie nicht finden. Dies hier ist Cosh.«
    »Aber wo lebt ihr?« fragte Skar verwirrt.
    Kor-tel machte eine weit ausholende Geste. »In den Sümpfen, Skar. Unsere Heimat ist der Wald und der Sumpf. Wir brauchen keine Häuser oder gar« — diesmal klang seine Stimme eindeutig abfällig — »Festungen. Braucht ihr sie?«
    Skar antwortete nicht gleich. Im Grunde hatte der Sumpfmann recht — die Zeiten, da er selbst ein festes Dach über dem Kopf hatte, waren selten. Den größten Teil seines Lebens hatte er im Sattel oder unter freiem Himmel verbracht. Trotzdem konnte er sich mit der Vorstellung eines Volkes, das ständig im Freien lebte, dort schlief und aß und seine Kinder gebar, nicht anfreunden.
    Seine Vorstellung von Zivilisation war zu sehr mit der von Festungen und Häusern und Städten verbunden.
    »Wo ist... Gowenna?« fragte er stockend.
    Kor-tel deutete wortlos auf eine der Hütten und setzte sich in Bewegung. Skar folgte ihm, langsam und mit kleinen, behutsamen Schritten, als wäre er ein alter Mann. Er fühlte sich auch beinahe so; das Gefühl der Stärke, das er nach seinem Erwachen verspürt hatte, war verschwunden, und er bereute schon, nicht auf Kor-tels Rat gehört zu haben.
    Der Sumpfmann blieb vor dem Eingang der Hütte stehen und machte eine einladende Bewegung. »Ich werde hier warten«, sagte er. »Ruf mich, wenn du etwas brauchst.«
    Skar nickte, schlug die Decke beiseite und trat gebückt in die Hütte. Im ersten Moment erkannte er nicht viel; seine Augen hatten sich in den wenigen Minuten, die er draußen gewesen war, bereits an die Helligkeit gewöhnt. Aber die Hütte schien sich kaum von der zu unterscheiden, in der er erwacht war. Sie bestand aus einem einzigen runden Raum, und die gesamte Einrichtung bestand aus zwei niedrigen Lagern und einer grob zusammengezimmerten Kiste. Gowenna kauerte vor einer der Lagerstätten und wandte ihm den Rücken zu, als er die Hütte betrat. Vor ihr lag eine reglose, halbnackte Gestalt. Del.
    Skar trat lautlos neben Gowenna, ließ sich auf die Knie sinken und berührte sie am Arm. Sie wandte kurz das Gesicht, nickte und legte den Finger auf die Lippen. Er verstand. Del schlief, zumindest hatte er die Augen geschlossen.
    Gowennas Hand strich sanft über die Stirn des jungen Satai, verweilte einen Moment über seinen Augen und berührte sie. Del regte sich; die langsamen, unsicheren Bewegungen eines Mannes, der aus einem sehr sehr tiefen Schlaf erwacht. Er öffnete die Augen, starrte einen Moment blicklos zur Decke und hob dann den Kopf. Sein Gesicht zeigte nicht die mindeste Regung, als er Skar ansah.
    »Erkennst du mich?« fragte Skar.
    In Gowennas Gesicht zuckte es, und Skar bereute die Worte schon wieder.
    Del nickte. »Was für eine dumme Frage«, sagte er. »Warum sollte ich dich nicht erkennen? Du bist Skar.«
    Skar unterdrückte einen Schreckenslaut, als er Dels Stimme hörte. Sie klang flach, tonlos, wie von einem Mann, der im Schlaf oder in Trance sprach.
    Trotzdem lächelte Skar.
    »Natürlich war es dumm«, sagte er, gezwungen fröhlich. »Verzeih.«
    »Du solltest ihn schlafen lassen«, meinte Gowenna. »Er braucht noch sehr viel Ruhe.«
    »Ja«, bestätigte Del. »Ich brauche Ruhe. Ich bin müde.« Sein Kopf sank zurück, die Augen schlossen sich, und er schien im gleichen Moment wieder einzuschlafen. Skar wollte etwas sagen, aber Gowenna schüttelte hastig den Kopf und deutete auf den Ausgang. Erst, als sie die Hütte verlassen hatten, fiel die Spannung von ihr ab.
    »Verzeih, Skar«, sagte sie. »Ich hatte keine Gelegenheit, dich darauf vorzubereiten.«
    »Worauf?« fragte Skar scharf. Die Betäubung fiel von ihm ab und machte einem dumpfen Zorn Platz. »Was hast du mit ihm gemacht, Gowenna?«
    »Alles, was ich konnte«, antwortete Gowenna, ohne ihn anzusehen. »Ich habe versucht, ihm zu helfen, Skar.«
    »Helfen?« Skar hatte Mühe, wenigstens äußerlich ruhig zu bleiben. »Das was ich gerade gesehen habe, sah nicht sehr nach Hilfe aus.«
    Gowenna lächelte. Es wirkte traurig. »Ich weiß«:, sagte sie leise. »Es war ... der letzte Ausweg. Das heißt, nicht einmal das. Ein Versuch.«
    »Was für ein Versuch?«
    »Du warst lange bewußtlos«, erwiderte Gowenna statt einer direkten Antwort. »Ich habe dich

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