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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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praktisch allein vertrieben haben. Aber sie zahlte einen hohen Preis dafür. Ihr Drache starb, und sie selbst lag wochenlang auf Leben und Tod darnieder. Es gelang Gord, sie zu retten, aber er konnte nur die Wunden in ihrem Körper heilen.« Ihre Stimme bebte. Sie sprach jetzt immer schneller, als fühle sie, daß ihre Kräfte sie in wenigen Augenblik-ken verlassen und sie nicht mehr die Zeit haben würde, ihre Geschichte zu Ende zu bringen, aber Skar hörte den Vorwurf, die unausgesprochene Anklage in ihren Worten, trotzdem. Die Leute, für die Vela gekämpft hatte, hatten sie zum Dank sterbend und allein zurückgelassen; sie hatten nicht einmal den Versuch unternommen, ihr zu helfen.
    »Es wurde Frühjahr, ehe sie wieder so weit bei Kräften war, daß wir den Rückweg nach Elay antreten konnten«, fuhr Gowenna fort. »Ich blieb zusammen mit Gord bei den Sumpfleuten in Cosh zurück, und es verging ein weiteres halbes Jahr, ehe Vela wiederkam. Allein. Ohne ihren Drachen. Weißt du, was mit einer
Errish
geschieht, die ihr Tier verliert?«
    »Sie wird ausgestoßen«, murmelte Skar.
    Gowenna lachte, aber vielleicht war es auch ein unterdrückter Aufschrei der Qual.
»Ausgestoßen?«
Sie spie das Wort regelrecht aus. »Ausgestoßen — wie leicht sich das spricht! Aber es bedeutet mehr, als aus einer Kaste verstoßen zu werden, Skar. Mehr als du oder ich oder irgendein anderer jemals verstehen kann. Es ist schlimmer als der Tod. Aber sie gab nicht auf. Sie ist stark, Skar. Sie ist es heute, und sie war es damals schon. Sie blieb ein Jahr in Cosh, lernte von den Sumpfleuten und unterrichtete mich. Dann ging sie wieder, und diesmal blieb sie ein Jahr. Als sie zurückkam, hatte sie einen Staubdrachen gezähmt — etwas, das noch keinem vor ihr gelungen war. Einen
wilden
Staubdrachen, begreifst du?« Skar nickte, aber er begriff nicht wirklich. Er konnte es nicht, und wahrscheinlich konnte es niemand. Bis vor wenigen Tagen hatte er nicht einmal gewußt, daß es so etwas wie einen Staubdrachen wirklich gab.
    »Sie brachte das Tier nach Elay«, berichtete Gowenna mit letzter Kraft. »Sie bot es der Großen Mutter als Geschenk an. Nicht als Preis, um wieder in den Orden aufgenommen zu werden, sondern lediglich als Geschenk, ohne auch nur im geheimen auf eine Gegenleistung zu hoffen. Alles, was sie wollte, war Anerkennung und vielleicht Vergebung. Weißt du, was sie getan haben, diese ach so
ehrwürdigen
Frauen? Sie haben sie verjagt, zum zweiten Mal. Sie hatte eine Bestie gezähmt, vor der sich selbst die Zuchtmeister der
Errish
fürchten, und sie bot dieses Tier und das Wissen, wie man es beherrscht, den
Errish
als Geschenk an, und sie verjagten sie. So kehrte sie zum zweiten Mal als Ausgestoßene nach Cosh zurück. Diesmal ging ich mit ihr. Ich und die drei Geistbrüder.«
    Erneut brach sie ab, und jetzt spürte Skar, daß sie nicht weiter-
    reden würde, daß sie zu erschöpft dazu war, aber auch alles gesagt hatte, was es im Moment zu sagen gab. Ihre Geschichte war noch nicht zu Ende, noch lange nicht, und er hatte längst nicht alles erfahren. Und doch hatte sie ihm mehr, viel mehr erzählt, als er hatte wissen wollen. Einiges, was er geahnt, und vieles, was ihn überrascht hatte. Nichts davon war wirklich wichtig gewesen. Wichtig war das, was sie
nicht
ausgesprochen, dafür aber um so deutlicher gesagt hatte.
    Sie glaubte, Vela zu hassen, aber das stimmte nicht. Im Gegenteil, sie liebte sie noch immer, vielleicht jetzt mehr als zuvor.
    Nach einer Weile stand er auf und ging, ziellos und nur von dem Wunsch erfüllt, allein zu sein, zu der niedergebrannten Feuerstelle am anderen Ende des Kraters hinüber. Die Flammen waren zu einem Häufchen schwach glimmender Glut geworden und wärmten nicht mehr, und die beiden Bratenscheiben, die noch immer an einem Stock über der Feuerstelle hingen, waren schwarz und verkohlt. Erst jetzt kam ihm richtig zu Bewußtsein, wie lange er neben Gowennas Lager gesessen und ihr zugehört hatte; eine Stunde, vielleicht mehr. Sie hatte sehr langsam gesprochen, aber ihr Bericht hatte ihn so in seinen Bann geschlagen, daß er das Verstreichen der Zeit kaum mehr bemerkt hatte.
    Skar kauerte sich im Schutz der Felswand zusammen, zog den Mantel enger um die Schultern und sah nach Osten. Es dämmerte, und am Horizont, weit hinter dem wabernden Feuerpilz Combats, begann sich das erste zaghafte Grau zu zeigen: ein dünner, verlorener Streifen, der von dem brüllenden Feuergiganten davor zur

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