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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Jahrtausenden am Rand der Ebenen — ihr müßt mehr darüber wissen.«
    Der Sumpfmann gab ein leises, glucksendes Lachen von sich, es war ein Geräusch, das Skar an platzende Gasblasen und brodelnden Sumpf erinnerte und Bilder in ihm aufsteigen ließ, die er nie selbst gesehen hatte. Irgend etwas, dachte er bestürzt, ist im Inne-
    ren des Tempels in Combat mit mir geschehen.
    Er hatte nicht nur gegeben, sondern auch empfangen. Vielleicht mehr, als er jetzt schon zu begreifen imstande war.
    »Wir wissen ein wenig über die Ebenen«, gestand El-tra schließlich. Sein Umhang bewegte sich raschelnd, als er mit dem Arm eine weit ausholende und doch knappe Geste nach Süden machte, und die Schatten unter seiner Kapuze schienen für einen Atemzug zu selbständigem huschendem Leben zu erwachen. »Sicher mehr als ihr«, fuhr er fort, »doch nicht soviel, wie du glaubst.«
    »Aber die Sümpfe von Cosh grenzen an die Ebenen«, widersprach Skar.
    »Und? Welchen Grund sollte es für uns geben, sie zu erforschen? Es gibt nichts Lebendes auf den Ebenen, nichts, was uns gefährlich werden oder von Vorteil sein könnte. Und der südliche Rand Tuans mag anders sein als dieser Teil hier oder sein Inneres. Wir werden es herausfinden. Fühlst du dich stark genug, bei Morgengrauen loszureiten?«
    Skar lauschte einen Moment in sich hinein. Sein Herz schlug schnell und hart. Er fühlte sich schwach und müde, und in jeder einzelnen Zelle seines Körpers schien ein winziges, verzehrendes Feuer zu brennen. Aber was El-tra über Gowenna gesagt hatte, traf auch auf ihn zu, vielleicht sogar in noch stärkerem Maße. Das Gift war noch lange nicht aus seinem Körper heraus; wollte er warten, bis er die Wirkung des Rauschmittels vollends überstanden hatte, würden sie eine Woche oder länger hierbleiben müssen. Er antwortete nicht, aber El-tra deutete sein Schweigen als Zustimmung und wies mit einer Kopfbewegung zum Kraterrand, dorthin, wo sie diesen winzigen künstlichen Talkessel vor zwei Tagen betreten hatten. »Mein Bruder und ich werden die Pferde satteln und alles zusammensuchen, was wir an Vorräten mitnehmen.« Er ging, und Skar blieb für einen Moment allein zurück und sah ihm nach, bis er mit der Nacht verschmolzen war und nur noch die leisen Geräusche seines Hantierens davon kündeten, daß es ihn überhaupt gab. Zögernd drehte er sich herum, sah — wieder
    - in die Richtung, in der sich der brodelnde Feuerpilz Combats über der Ebene erhob, und senkte schließlich den Blick. Alles kam ihm mit einem Male unwirklich vor: diese Stadt dort drüben, die tote, verbrannte Ebene, die ich wie ein zerschrundetes Leichentuch rings um sie ausbreitete, der Himmel, in den Flammen ein zuckendes Muster gruben, ihre Lage. Er bewegte sich unschlüssig und ging dann zögernd zu Gowenna hinüber. Einer der Schatten neben ihr bewegte sich, als er näher kam, stand auf und wandte ihm für Sekunden ein nebelverhangenes Gesicht zu, ehe er ging. Diesmal schien er nichts dagegen zu haben, daß Skar mit Gowenna sprach.
    Skar blieb für die Dauer von zwei, drei Atemzügen reglos stehen und sah auf Gowenna hinunter. Sie lag — Zufall oder Absicht
    - so, daß ihr Gesicht im schwarzen Schlagschatten der Kraterwand verborgen war, aber er fühlte, daß sie ihn ansah, irgend etwas, eine bestimmte Reaktion, ein Wort, von ihm erwartete. Vielleicht wäre dies der Moment gewesen, ihr zu verzeihen, ihr zu sagen, wie dumm und albern sein und ihr kleines Ringen um Vorherrschaft und Anerkennung gewesen war.
    Aber er tat es nicht. Statt dessen hockte er sich mit angezogenen Knien neben sie, zog den Mantel enger um die Schultern und sah dorthin, wo er ihr Gesicht vermutete. Ein verirrter Lichtstrahl schimmerte auf dem frischen Narbengewebe auf ihren Zügen, und für einen Moment glaubte er einen schwachen Geruch wie von fauligem, verbranntem Fleisch wahrzunehmen.
    »El-tra hat dir gesagt, daß wir bei Tagesanbruch aufbrechen?«-meinte Gowenna plötzlich.
    Skar mußte sich mit aller Macht beherrschen, um seinen Schrecken nicht zu zeigen, als er ihre Stimme hörte. Sie klang kaum mehr menschlich: ein schrilles, häßliches Krächzen, aus dem er die Worte nur mit Mühe heraushören konnte.
    »Ja«, sagte er hastig. »Fühlst du dich kräftig genug dazu?«
    Statt einer Antwort zog Gowenna eine Hand unter den Decken, in die sie eingehüllt war, hervor und deutete zum anderen Ende des Kraters. »Bring mir.. . einen Span aus dem Feuer, Skar«, bat sie. Skar zögerte einen

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