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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tod noch zu schade ist.
    Ich habe die meisten aus Gefängnissen oder vom Strick freigekauft. Was spielt es für eine Rolle, wenn sie sterben?«
    Skar resignierte. Es hatte keinen Sinn, mit Vela zu reden, nicht über dieses Thema und nicht jetzt. Sie sprachen zwei verschiedene Sprachen, und dort, wo sie sich vielleicht verstehen konnten, wollten sie es nicht. Er senkte müde den Kopf, drehte sich halb um und sah an Vela vorbei an der Kraterwand hinauf. Vela hatte so laut gesprochen, daß zumindest ein großer Teil der Krieger ihre Worte verstanden haben mußte. Aber keiner von ihnen zeigte auch nur die mindeste Reaktion.
    »Wohin«, fragte er nach einer Weile, »gehen wir von hier aus?« »Nach Elay«, antwortete Vela. »Auf dem direkten Weg — an Cosh vorbei, um das Gebirge herum und dann nach Norden.«
    »Ein weiter Weg.«
    »Wir haben Zeit. Ich habe ein Jahrzehnt gewartet — was machen da ein paar Monate für einen Unterschied?« Sie lachte, trat zu ihrem Drachen und schlug ihm wuchtig mehrmals hintereinander mit der flachen Hand an die Seite. Es klang, als hätte sie gegen Stahl geschlagen. Das Tier knurrte zufrieden, obwohl es die Berührung kaum gespürt haben konnte. Der Schädel auf dem unmöglich langen Schlangenhals beugte sich zu der Errish herab; das Maul klaffte auf. Ein scharfer, beißender Gestank wehte hinter seinen Sichelzähnen hervor. Seine Zunge, gespalten wie die ei-ner Schlange und lang wie ein Männerarm, tastete nach Velas Gesicht, berührte es aber nicht.
    »Siehst du, Skar«, sagte Vela im Plauderton. »Das ist Macht.« Sie schlug noch einmal mit der Faust gegen die grauen Schuppen des Ungeheuers, drehte sich um und lehnte sich lässig gegen die Flanke des Drachen. »Wie würde es dir gefallen, ein solches Ungeheuer zu beherrschen?«
    Skar antwortete nicht, aber Vela schien auch gar nicht damit gerechnet zu haben. »Und das ist nur der Anfang«, fuhr sie fort. »Es wird nicht mehr lange dauern, dann liegt uns die Welt zu Füßen. Uns, Skar. Dir und mir. Ein Wort von dir genügt, und du herrschst an meiner Seite.«
    Skar sah in Dels Gesicht. Die Züge des jungen Satai waren starr, von jener Ausdruckslosigkeit, hinter der sich mühsam aufrechterhaltene Beherrschung verbarg. Aber tief unter ihnen, unter der Oberfläche des Sichtbaren, schien ein großer, qualvoller Schmerz zu lodern. Und für einen Moment teilte Skar diesen Schmerz mit ihm, empfand er nichts mehr von dem Zorn und der Enttäuschung, die noch vor Augenblicken in ihm gewesen waren, sondern nur noch Mitleid.
    Und trotzdem — oder vielleicht gerade deshalb, das blieb sich gleich — stieß er das Messer noch tiefer in die Wunde und drehte es herum. »Du hast es gehört, ja?« fragte er bewußt spöttisch und verletzend. »Sie bietet mir an, was du haben willst, Del.«
    Del schwieg. Seine unverletzte Hand zuckte.
    »Vielleicht hast du dich getäuscht, vorhin«, fuhr er fort. »Vielleicht dauert es nicht einmal mehr bis zum nächsten Sonnenaufgang, Junge. Ein Wort von mir genügt —«
    »Ich unterbreche eure kleine Unterhaltung nur ungern«, fiel ihm Vela ins Wort, »aber du verschwendest deine Zeit, Satai. Del dient mir freiwillig, und er weiß, daß er den Platz an meiner Seite zwar einnehmen, aber niemals beanspruchen kann. Du siehst, ich bin ehrlich. So ehrlich, wie ich auch zu dir bin.«
    Skar fuhr mit einer wütenden Bewegung herum. Aber er sagte nichts von alldem, was ihm auf der Zunge lag. Velas Worte waren nicht nur einfach hingeworfen — sie hatte sich jeden Satz, jede Betonung, ja, selbst jede kleine Geste überlegt. Alles was sie tat, war Berechnung, ein weiterer Zug in dem Spiel, das sie spielte. Sie wollte ihn verletzen, wollte, daß er sie haßte, mit aller Inbrunst, die er aufbringen konnte.
    Das Geräusch schwerer, klirrender Schritte durchbrach das Schweigen. Eine Abteilung Soldaten trat in den Krater, in ihrer Mitte Gowenna und die beiden Sumpfmänner führend. Die beiden El-tra waren in Ketten; zusätzliche, aus Leder geflochtene Stricke fesselten ihre Füße, so daß sie sich nur mit winzigen trippelnden Schritten vorwärts bewegen konnten. Ihre Umhänge waren zerschlissen und verschmutzt. Gowenna selbst war nicht gebunden, aber von einem dichten Kordon von Kriegern umgeben. Die Abteilung blieb stehen, und der Anführer wandte sich mit einem fragenden Blick an Vela. »Bringt sie her!«
    Die Reihe der Krieger teilte sich, und Gowenna stolperte, durch einen rüden Stoß in den Rücken vorwärts getrieben,

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