Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
war.
    »Du —«
    »Ich bin dir dankbar, Skar«, fuhr Del fort. »Für alles, was du für mich getan hast. Und ich bin nicht dein Feind, das mußt du mir glauben. Ich ... du darfst nicht denken, daß ich gerne gegen dich gekämpft habe.«
    »Und doch würdest du es wieder tun«, murmelte Skar, »wenn sie es von dir verlangte.«
    Del nickte.
    »Nun gut«, fuhr Skar nach einer Ewigkeit bedrückenden Schweigens, das sich wie ein erstickender Hauch in der winzigen Kammer ausbreitete, fort, »ich glaube, ich habe begriffen. Aber wenn dir unsere Freundschaft und die zehn Jahre, die wir Seite an Seite geritten sind, nichts mehr bedeuten, dann beantworte wenigstens deinem Lehrmeister eine Frage. Das bist du ihm schuldig.« »Ich schulde dir mehr als das, Skar«, murmelte Del. Seine Stimme zitterte. »Aber ich werde meine Schuld nicht zurückzahlen können.«
    »Ist eine Antwort zuviel verlangt für zehn Jahre meiner Zeit?« fragte Skar hart.
    »Welche Antwort? Die Antwort auf die Frage, für welche Seite ich mich entscheiden würde, wenn ich wählen muß?«
    Skar schüttelte den Kopf. »Nein, Del. Diese Antwort kenne ich schon, und ich nehme sie hin, auch wenn es schmerzt. Aber bist du dir darüber im klaren, daß Vela dich benutzt, so wie sie mich und Gowenna und all die anderen benutzt hat? Daß du für sie nur ein Werkzeug bist.«
    Del starrte ihn sekundenlang ausdruckslos an, senkte dann den Blick und schluckte schwer. »Ja«, sagte er. »Ich weiß es. Und ich weiß auch, daß sie mich nur so lange an ihrer Seite dulden wird, wie ich ihr nützlich oder zumindest nicht hinderlich bin. Ich weiß, daß sie mich benutzen und dann wegwerfen wird, vielleicht in zehn Jahren, vielleicht schon morgen. Das war es doch, was du sagen wolltest, oder?«
    Diesmal war es Skar, der vergeblich nach Worten suchte.
    »Ich weiß das alles«, sagte Del noch einmal. »Ich weiß es, und es ist mir gleich, Skar. Ich kenne sie, vielleicht besser als dich, und ich weiß, daß das einzige wirkliche Gefühl, zu dem sie fähig ist, der Durst nach Macht ist. Ich weiß, daß es nicht ewig dauern wird, und daß sie mich verjagen oder töten wird, wenn die Zeit um ist. Aber es ist mir gleich. Selbst wenn ich wüßte, daß es nur noch bis zum nächsten Sonnenaufgang dauert, wäre es mir gleich. Zwischen uns ist etwas, das du niemals begreifen kannst, Skar. Ich kenne den Preis, und ich weiß, wie hoch er ist, aber es macht mir trotzdem nichts aus, ihn zu zahlen.
    Ich liebe sie, Skar.«

V ela erwartete ihn im Innenhof der unterirdischen Festung; dem Boden des Kraters, durch den sie das Labyrinth betreten hatten. Skar blinzelte ein paarmal, als er nach zwei Tagen wieder ins Freie trat und zum ersten Mal wieder das Licht der Sonne sah. Er hörte Geräusche und spürte, daß er von zahlreichen Menschen umgeben sein mußte, sah aber im ersten Moment nichts außer verschwommenen Schleiern und Schatten. Es dauerte Minuten, bis sich seine Augen wieder an das grellrote, gnadenlose Licht der Sonne gewöhnt hatten und er wieder klar sehen konnte.
    Der Krater war nicht mehr leer wie beim ersten Mal, als er ihn betreten hatte. Sie waren auf einem Segment der Rampe herausgekommen, das vielleicht zwanzig Fuß über dem eigentlichen Kraterboden lag, und neben, über und unter ihm befand sich eine große Anzahl von Kriegern; an die hundert, schätze er nach einem kurzen Rundblick. Wenig, wenn man die Zahl hört und in Dimensionen von Heeren und Armeen zu denken gewohnt ist; und doch beeindruckend viel, wenn man sie vor sich sieht; einhundert stumme, schwarz gekleidete Krieger, keiner weniger als sechs Fuß groß und jeder eine zum Töten abgerichtete Kampfmaschine. Genug, ein Königreich zu erobern, dachte Skar. Oder die Welt.
    Del berührte ihn am Arm und wies in den Krater hinab. Vela war am Fuß des Schuttberges, der einen wesentlichen Teil des Innenraumes ausfüllte, erschienen. Sie trug das gleiche weiße Kleid, in dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte, und in ihrem Haar schimmerten Juwelen. An ihrer Seite hing etwas Kleines, Blitzendes.
    Und hinter ihr hockte der Drache.
    Im ersten Moment hatte Skar das Tier vor dem zerklüfteten Gebirge aus Stein- und Glastrümmern nicht gesehen. Der Körper der Bestie war grau, ein Alptraum aus Panzerplatten und gestaltgewordenem Schrecken, aber seine Konturen schienen beständig zu zerfließen, hierhin und dorthin zu wogen und wie Nebel zu wallen, so daß es Skar schwerfiel, seine genauen Umrisse auszumachen. Mimikri, dachte

Weitere Kostenlose Bücher