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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er, die perfekteste Tarnung, die er jemals — vielleicht mit Ausnahme der Sumpfleute — erlebt hatte. Die Haut des Ungeheuers schien zu leben, und wenn es auch in Wirklichkeit nur die Schattierungen und Grautöne seines Panzers waren, die sich beständig veränderten, auf jeden Schatten, jeden einfallenden Lichtstrahl reagierten, so täuschten sie Skars Auge selbst jetzt noch nachhaltig. Das Tier war gewaltig. Sein Gewicht mußte das eines Walfisches übersteigen, und sein häßlicher, dreieckiger Schädel pendelte zwanzig, fünfundzwanzig Fuß über seiner Herrin. Im ersten Moment dachte Skar, das Tier schliefe, aber als er näher kam, fing er einen Blick der lächerlich kleinen, tückischen roten Augen der Bestie auf.
    Das Monstrum ruhte, aber es schlief nicht. Wie das Land, das es geboren hatte, lag es beständig auf der Lauer, bereit, unvermittelt loszubrechen und den Tod oder Schlimmeres zu bringen. Ein scharfer Geruch nach Säure und Tod wehte zu Skar herüber, und für einen winzigen Moment sah er Gowennas verätztes Gesicht vor sich.
    Vela beendete ihre Unterhaltung mit Tantor, als Del und er näher kamen. Sie wandte sich ihm zu, scheuchte die Krieger, die in ihrer unmittelbaren Nähe standen, beiseite und trat dann mit einer genau überlegten Bewegung neben Del.
    »Ich sehe, du hast dich erholt«, begann sie. »Verzeih, wenn deine Unterbringung nicht allzu bequem war. Aber wir sind hier nicht auf Besuch eingerichtet.«
    »Die drei Tage sind noch nicht um«, sagte Skar. Plötzlich wollte er nichts als weg hier. Selbst der Gedanke an das finstere, feuchte Verließ und die Angst, die in ihm lauerte, erschien ihm nicht so schrecklich wie die Gegenwart Velas und ihrer Bestie.
    »Selbstverständlich nicht«, sagte Vela. »Aber es ist... etwas geschehen, das mich bewegen hat, meine Pläne zu ändern. Wir werden diesen Ort verlassen, noch heute. Ich würde es begrüßen, deine Entscheidung vorher zu wissen.«
    »Du kennst sie«, antwortete Skar. »Ich bin nicht Del. Du kannst mich in Stücke schneiden, wenn du willst, aber ich werde nie vor dir kriechen.«
    Vela lächelte, aber es war ein Lächeln, das Skar einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Da wäre ich an deiner Stelle nicht so sicher«, sagte sie freundlich. »Aber bitte — ich habe dir drei Tage Bedenkzeit versprochen, und ich halte mein Wort.
    Der Weg nach Elay ist weit. Du hast noch Zeit genug, dir deine Entscheidung zu überlegen. Du —«
    »Was ist mit Gowenna?« unterbrach Skar sie.
    »Was soll mit ihr sein? Sie lebt. Noch.«
    »Ich will sie sehen«, verlangte Skar. »Sie und die beiden Sumpfmänner.«
    »Jetzt?«
    »Jetzt«, bestätigte Skar. »Vorher sage ich kein Wort.«
    Vela seufzte. »Wie edel! Der große Satai besinnt sich auf seine Rolle als Rächer der Hilflosen und Schwachen, wie? Aber wie du willst.« Sie gab Tantor einen Wink und fuhr, ohne sich zu dem Zwerg umzuwenden, fort: »Wir werden dicht an der Grenze zu Cosh vorüberkommen, wenn wir Tuan verlassen. Wenn du willst, lasse ich die beiden Sumpfmänner frei. Ich habe keine Verwendung mehr für sie.«
    »Warum bringst du sie dann nicht um?« fragte Skar böse.
    Vela überging die Beleidigung, ohne mit der Wimper zu zuk-ken. »Es scheint dir Freude zu bereiten, mich für eine Mörderin zu halten«, sagte sie ruhig. »Aber ich bin keine. Ich töte nicht ohne Notwendigkeit.«
    Skar starrte sie finster an. »O verzeih, ich vergaß. Du tötest nicht, du läßt töten. Aber der Unterschied ist nicht so groß, wie du denkst. Vielleicht klebt an meinen Händen mehr Blut als an deinen, aber ich habe niemals Männer um eines grausamen Effektes willen in den sicheren Tod geschickt.«
    »Du meinst die Wächter der Brücke?« Vela machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ja, ich erinnere mich — Tantor er-
    zählte mir, daß du es für Mord hieltest.«
    »Und wofür hältst du es?«
    Der Drache knurrte; ein tiefer, grollender Laut, der den Boden unter seinen Füßen vibrieren ließ. Der gewaltige Schlangenhals senkte sich mit einer fließenden, raschelnden Bewegung, und der Blick seiner tückischen Augen richtete sich auf Skar, der unwillkürlich einen halben Schritt zurückwich.
    »Du kennst diese Männer nicht«, antwortete Vela. »Ich habe jeden einzelnen meiner Krieger sorgsam ausgesucht. Es ist nicht einer unter ihnen, der nicht mindestens einen Mord begangen hätte. Sie sehen vielleicht aus wie Menschen, Skar, aber sie sind keine. Sie sind Dreck, Abschaum, für den der

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