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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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linken Hand, ähnelte sich auf verblüffende Weise.
    »Wir müssen weg. Rasch.« Es war nicht festzustellen, welcher der beiden El-tra sprach; die blitzenden Wände des Kristallgewölbes verzerrten seine Stimme und warfen sie in tausendfachen leisen, glockenhellen Echos zurück, so daß sie aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien. »Kann er gehen?« Einer der beiden deutete auf Del. Skar schüttelte den Kopf. Der Sumpfmann schob das Schwert — es war Dels Tschekal, wie Skar mit einem raschen Blick feststellte — in den Gürtel, bückte sich und lud sich den bewußtlosen Satai auf die Schulter. Skar war sich nicht sicher, aber er hatte für einen Moment den Eindruck, als ob der Sumpfmann unter dem Gewicht des reglosen Körpers wanke. Auch die Kraft der Sumpfleute war nicht unerschöpflich.
    »Kommt.«
    Sie gingen los, El-tra mit Del über der Schulter an der Spitze, gefolgt von Skar und Gowenna. Der zweite Sumpfmann bildete den Abschluß. Skar fiel auf, daß er sich immer wieder mit kleinen, nervösen Blicken umsah.
    Skar verlor schon nach wenigen Schritten die Orientierung.
    Das glitzernde Dach über ihren Köpfen ließ zwar das Tageslicht hindurch, aber er konnte weder die Sonne noch den Himmel wirklich sehen, und es gab in diesem Labyrinth aus Licht und Glas und tödlichen Spitzen keine Geradeaus, sondern nur ein scheinbar zielloses Hin und Her, eine mühsame Suche nach Lücken und Durchlässen, die nur zu oft damit endete, daß sie weit auf ihrer eigenen Spur zurückgehen und einen anderen Weg suchen mußten. Skar hätte schon nach Augenblicken nicht mehr sagen können, in welche Richtung sie sich nun bewegten.
    »Wie viele Männer verfolgen uns?« fragte er.
    »Keiner«, antwortete El-tra. »Sie sind noch dabei, ihre Wunden zu lecken und die Überlebenden zu versorgen. Die Errish muß die Hälfte ihrer Leute eingebüßt haben. Aber sie hat andere Möglichkeiten, uns zu verfolgen.«
    Skar hätte den Sumpfmann gern nach diesen Möglichkeiten gefragt, doch der Weg wurde schwieriger, und für die nächsten Minuten, vielleicht auch für Stunden, hatte er alle Mühe, hinter El-tra zu bleiben und sich dabei keine schweren Verletzungen zuzuziehen. Nach einer Weile begann sich der »Wald« aufzulockern; die Stämme traten ein wenig weiter auseinander, und sie kamen etwas schneller voran.
    Nach einer Weile blieb El-tra stehen und ließ Del zu Boden sinken, nun sichtlich erschöpft. Er wankte, und im unsicheren Licht des verzauberten Kristallwaldes schien es Skar für einen Augenblick, als flackere seine Gestalt, als wären die Kräfte, die die wogenden Nebel unter der spitzen Kapuze in ihrer Form hielten, erlahmt. Er warf dem Sumpfmann einen langen, besorgten Blick zu, kniete neben Del nieder und versuchte ihn aufzuheben. Es ging nicht. Auch er war erschöpft durch den langen, kräftezehrenden Marsch, aber auch durch den Verlust an Blut, das aus unzähligen winzigen Schnittwunden über seine Arme und Beine lief. Mit einem erschöpften Keuchen richtete er sich, schwankend und die Hände haltsuchend ausgestreckt, auf, lehnte sich gegen einen der kühlen, glatten Stämme und schloß die Augen. Das Blut rauschte hinter seinen Schläfen, und die Atemzüge waren scharf wie geriebenes Glas und schmeckten nach Blut.
    »Wir schaffen es nicht«, flüsterte Gowenna. Sie war neben ihm zusammengesunken, den Kopf auf die Knie gestützt und die Hände wie in Schmerzen gegen den Leib gepreßt. »Diesmal sind wir erledigt, Skar.«
    Skar öffnete mühsam die Augen. Das Licht flackerte und verlieh den starren Kristallstrüktüren um sie herum scheinbares Leben. »Wir werden es schaffen«, widersprach er. »Ich denke gar nicht daran, aufzugeben. Jetzt nicht mehr. Ich werde ... Del tragen. Gib mir nur ein paar Augenblicke, um neue Kraft zu schöpfen.«
    Gowenna hob müde den Kopf und sah ihn an. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht konnte ein Lächeln sein, vielleicht aber auch etwas ganz, ganz anderes.
    »Mach dich nicht zum Narren, Skar«, sagte sie ruhig. »Du bist am Ende, genau wie wir. Du kannst ja kaum mehr aus eigener Kraft stehen.«
    »Und was schlägst du vor, das wir tun sollen?« fragte Skar böse. »Hier warten, bis Velas Männer uns eingeholt haben?«
    »Natürlich nicht«, mischte sich El-tra ein. »Aber Gowenna hat recht — wir waren zu lange in Tuan. Unsere Kräfte sind erschöpft. Mein Bruder wird allein vorausgehen und Hilfe holen.«
    »Hilfe?« Skar lachte leise, als hätte der Sumpfmann einen Scherz gemacht.

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