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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Und wo?«
    »Cosh ist nicht weit, Bruder«, antwortete El-tra ernst. »Mit etwas Glück können wir bei Sonnenaufgang zurücksein. So lange müßt ihr euch hier verbergen.«
    »Und wenn er nicht zurückkommt?«
    »Ich komme zurück«, sagte El-tra. Er schien einen Moment zu überlegen, griff dann unter seinen Mantel und zog Dels Schwert hervor. Ohne ein weiteres Wort drückte er Skar die Waffe in die Hand, drehte sich um und verschwand im Unterholz. Seine Schritte waren noch eine Weile auf dem klingenden Boden zu hören.
    Skar fühlte sich plötzlich auf seltsame Weise alleingelassen. Für einen Moment mußte er mit aller Macht gegen den irrsinnigen Impuls ankämpfen, blindlings hinter dem Sumpfmann herzustürzen. El-tra war längst kein Fremder mehr für ihn, sondern so vertraut wie ein guter Freund, mit dem er seit Jahrzehnten zusammen war. »Keine Sorge, Bruder«, murmelte der andere Sumpfmann. »Er wird zurückkommen. Wir kennen diese Wälder. Auch ihre Gefahren.« Obwohl die Worte dazu gedacht waren, Skar zu beruhigen, bewirkten sie eher das Gegenteil. Aber er beherrschte sich und schwieg.
    »Wir sollten trotzdem weitergehen«, fuhr der Sumpfmann fort.
    »Wir sind noch zu dicht am Waldrand. Velas Arm reicht weit.« »So?« Skar stieß sich von dem Baumstamm, an dem er gelehnt hatte, ab, machte einen Schritt auf den Sumpfmann zu und sah ihn scharf an. »Wahrscheinlich ist es sinnlos«, sagte er spöttisch, »aber vielleicht kannst du dir irgendwann einmal angewöhnen, nicht in Rätseln zu sprechen. Was heißt: Velas Arm reicht weit?«
    »Wüßte ich es, wären wir nicht hier«, entgegnete El-tra. »Doch ich spüre, daß wir noch nicht in Sicherheit sind. Vielleicht gewähren uns nicht einmal die Grenzen von Cosh wirklichen Schutz. Du kennst diese Frau besser noch als wir, Skar. Sie wird nicht eher ruhen, als bis sie erreicht hat, was sie will.«
    »Vielleicht könntet ihr für einen Moment damit aufhören, euch ununterbrochen Dinge zu erklären, die ihr längst wißt«, sagte Gowenna spitz. »Del erwacht.«
    Skar fuhr schuldbewußt zusammen und kniete neben Del nieder. Das Gesicht des jungen Satai glänzte vor Schweiß, trotz der Kälte und der Feuchtigkeit, die sie auch hierherverfolgt hatte und beharrlich durch ihre Kleider kroch. An seinem Hals pochte eine Ader. Skar erschrak, als er sah, wie schlecht Dels Zustand wirklich war. Der gebrochene Arm mußte sehr schmerzhaft sein — aber darin allein konnte der Grund für das Beinahe-Koma, in dem Del lag, kaum liegen. Seine Augenlider flatterten, öffneten sich für einen Moment und fielen dann wieder zu, als fehle ihm selbst für diese Bewegung noch die Kraft. Skar sah auf und blickte erst Gowenna, dann den Sumpfmann hilfesuchend an.
    »Was ... ist mit ihm?« fragte er.
    Gowenna bedeutete ihm mit einer Geste, beiseite zu treten, und Skar gehorchte. Del bewegte sich stärker, öffnete noch einmal die Augen und versuchte sich hochzustemmen. Sein Blick war verschleiert. Er sah Skar an, aber in seinen Augen war kein Erkennen. Ohne ein weiteres Wort ließ sich El-tra neben ihm nieder, zwang ihn mit sanfter Gewalt wieder zurück und legte Mittel- und Zeigefinger der linken Hand über seine Augen.
    »Was habt ihr vor?« fragte Skar besorgt.
    Gowenna winkte ungeduldig ab. »Nichts, was dir Anlaß zur Sorge geben könnte«, sagte sie ausweichend.
    »Aber —«
    »Bitte, Skar — laß ihn. Wenn du willst, daß dein Freund lebend in Cosh ankommt, dann vertraue El-tra. Wenn du es sonst schon nicht kannst.«
    Skar schluckte den kaum verhüllten Vorwurf in Gowennas Worten widerspruchslos hinunter und wandte sich ab. Sie waren alle nervös, nervös, verängstigt und dazu am Ende ihre physischen Kraft. Wenn er sich jetzt auf einen Streit mit Gowenna einließ, dann würde er vielleicht Dinge sagen, die ihm hinterher leid täten. Eine Zeitlang ging er unruhig auf und ab, während El-tra weiter reglos dahockte, die Linke auf Dels Gesicht, und leise, unverständliche Worte murmelte. Aber was immer er tat — es wirkte. Dels Atem beruhigte sich. Sein Blick wurde wieder klar, wenn auch auf eine Art, die Skar bewies, daß er noch immer nicht Herr seiner Sinne war. Nach einer Weile stand El-tra auf, trat einen Schritt zurück und hob die Hand. Dels Blick hing wie gebannt an seinem Schattengesicht. Wieder stemmte er sich hoch, versuchte aufzustehen und sank mit einem schmerzhaften Seufzer zurück. El-tra schüttelte den Kopf. »Sinnlos«, sagte er. »Velas Einfluß ist zu stark in

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