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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihm. Und ich bin allein nicht stark genug, ihn brechen zu können.« Er schwieg einen Moment, drehte sich um und fuhr fort: »Wir werden ihn tragen müssen. Oder hierbleiben.«
    Skar antwortete nicht darauf. Und er wollte auch plötzlich gar nicht mehr wissen, was El-tra getan oder gemeint hatte. Er war so lange mit den Sumpfbrüdern zusammengewesen, daß er zu vergessen begann, was sie wirklich waren — nämlich keine Menschen, sondern Männer eines Volkes, das vielleicht ebenso fremd und unverständlich war, wie es die Erbauer Combats gewesen sein mochten.
    »Bleiben wir eine Weile hier und ruhen uns aus«, schlug Gowenna vor. »Wir könnten später weitergehen. Das heißt, wenn wir hier sicher sind.«
    »Das sind wir nicht.« El-tra machte eine rasche Geste mit beiden Händen, die den gesamten Wald einschloß. »Aber wir sind auch weiter im Süden nicht sicherer. Nicht, ehe wir nicht die Grenzen zu Cosh überschritten haben. Und ich glaube nicht«, fügte er nach kurzem Überlegen hinzu, »daß sie weiß, wo wir sind.«
    Wieder schwiegen sie eine Weile, bedrückt, erschöpft, aber auch aus dem Wissen heraus, daß es nichts gab, was noch zu sagen gewesen wäre. Schließlich hockte sich Skar — so wie schon zuvor —neben Del auf den Boden und lehnte sich gegen einen Baum. Der glatte Kristall erschien ihm kälter als noch vor wenigen Augenblik-ken, und der Boden war, obgleich sie schon lange wieder über normales Erdreich und Stein, nicht mehr über Glas marschierten, hart und unnachgiebig wie geschmiedeter Stahl. Das Licht, das verzerrt und tausendfach gebrochen durch das kristallene Dach über ihren Köpfen sickerte, verlor allmählich an Intensität; es mußte Abend werden. Trotzdem wurde es nicht dunkel, zumindest nicht vollständig. Die Sonne ging unter, aber das Sternenlicht spiegelte sich in den unzähligen Facetten und Flächen der Diamantbäume, so daß der Kristallwald auch nach Sonnenuntergang noch von gräulicher, von unzähligen flirrenden Lichtpunkten durchsetzter Helligkeit erfüllt war; ein Licht, das gleichermaßen faszinierend wie unheimlich war. Skar versuchte zu schlafen, aber die zunehmende Kälte und die Furcht, die sich wie ein schleichendes Gift in seinen Gedanken festgesetzt hatten, hielten ihn wach.
    Del schlief — Schlaf oder Bewußtlosigkeit, das blieb sich gleich —, während El-tra und Gowenna sich darin ablösten, Wache zu halten und ihre nähere Umgebung zu erkunden. Skar hatte sich angeboten, seinen Teil der Wache zu übernehmen, aber der Sumpfmann hatte das rundweg abgelehnt, und Skar war nicht allzu unglücklich darüber gewesen. Er fragte sich ohnehin, wie El-tra das Kunststück fertigbrachte, nicht die Orientierung zu verlieren. So beschränkte er sich darauf, wach zu bleiben und — eigentlich nur, um seine Hände beschäftigt zu wissen und nicht, weil er ernsthaft daran glaubte, angegriffen zu werden — sein Tschekal griffbereit zu halten.
    Der Laut zaghafter Schritte riß ihn aus seinen Gedanken. Er sah auf, nickte Gowenna wortlos zu und fuhr fort, seine Waffe zu polieren, während sie neben ihm Platz nahm. Eine Weile sah sie ihm schweigend zu, wie er das Schwert sorgfältig mit einem Tuchstreifen, den er von seinem Umhang gerissen hatte, reinigte, immer wieder absetzte und ins Licht hielt, um sich davon zu überzeugen, daß auch nirgendwo ein Fleck oder ein Kratzer zurückgeblieben war. Ihre Hand berührte seinen Arm. Skar hielt einen Moment inne, sah auf ihre Finger hinab und fuhr dann fort, das Tschekal zu streicheln. Einen Herzschlag lang erstarrte Gowennas Bewegung, und er dachte, daß sie die Hand zurückziehen würde, aber ihre Finger glitten weiter, berührten sein Handgelenk und schmiegten sich gleichzeitig sanft und kräftig um dieses. Skar ließ die Waffe sinken und sah Gowenna an. Ihr Gesicht lag im Schatten, aber das kristallene Dach über ihren Köpfen ließ winzige Lichtmotten darüberflattern, so daß es eine eigene, fremde Art von Leben bekam. Skar lauschte einen Moment in sich hinein, aber alles, was er fühlte, war Müdigkeit und ein vager, noch weit entfernter Schmerz.
    »Was ich vorhin gesagt habe«, murmelte Gowenna, »tut mir leid.«
    »Was?«
    »Tantor. Du hast richtig gehandelt. Ich ... habe mich hinreißen lassen. Verzeih.«
    Skar lächelte, schob die Waffe in den Gürtel zurück und legte den Arm um Gowennas Schulter. Aber es war eigentlich nur ein Reflex, etwas, das er im Grund nur tat, weil sie es von ihm erwartete. »Schon gut. Du

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