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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wegzuwerfen — nur um Rache zu üben?«
    Skar sah den Freisegler an, ohne zu antworten. Es hätte tausend Dinge geben können, die er erwidern konnte, so wie Andred tausend Antworten darauf finden konnte. Er hatte jede einzelne durchdacht, hundertmal, auf dem Weg den Besh herab und dann hier an Bord, und vielleicht hatte er sich geweigert, wirklich jemals darüber nachzudenken,
weil
er Angst hatte, eingestehen zu müssen, daß er sich irrte.
    »Vielleicht nicht«, sagte er nach einer Weile.
    »Aber du willst nicht darüber reden, ich verstehe«, murmelte Andred. »Und es geht mich wohl auch nichts an. Suchen wir lieber nach einer Lösung.«
    »Wir?«
    Andred nickte. »Du kannst nicht von Bord, Skar«, sagte er geduldig. »Sieh das endlich ein. Wir sind Partner — ob es dir paßt oder nicht.« Er hob sein Glas und prostete Skar mit einer übertriebenen Geste zu. »Wenn dein Verdacht stimmt, dann wird Gondered uns in Anchor erwarten.«
    »Du wirst Ärger bekommen«, prophezeite Skar düster.
    Andred winkte gelangweilt ab. »Ich lebe vom Ärger, Skar«, sagte er. »Aber ich glaube, du bist ein Mann, der dringend ein paar gute Freunde braucht. Nicht nur hier an Bord.« Er überlegte einen Moment, starrte an Skar vorbei zu einem imaginären Punkt irgendwo auf halber Strecke zwischen seinem Schreibtisch und der Wand und faltete die Hände unter dem Kinn. »Ich habe Bekannte in Anchor«, murmelte er, mehr zu sich als zu Skar gewandt. »Aber ich weiß nicht, ob ich ihnen trauen kann. Wenn diese Errish tatsächlich schon das ganze Land unterwandert hat...«
    »Das ganze Land sicher nicht«, sagte Skar. »Auch sie kann nicht zaubern — jedenfalls nicht so. Wäre ich sie, dann hätte ich genau das getan, was sie getan hat — die Schlüsselpositionen mit meinen Leuten besetzt, die Grenzen geschlossen und dem Volk auf der Straße etwas gegeben, woran es sich begeistern kann.«
    »Du meinst diesen Feldzug gegen die Quorrl.«
    Skar nickte. »Auch. Die erste Lektion jedes Möchtegern-Diktators«, fügte er lächelnd hinzu. »Wirf dem Volk einen Köder hin und gib ihm etwas zu tun, damit es nicht zum Nachdenken kommt.«
    Andred sog nachdenklich die Luft zwischen den Zähnen ein.
    »Du wirst nach Elay müssen. Ein weiter Weg für einen einzelnen Mann. Vielleicht wäre es besser, du würdest warten, bis deine Freunde aus Cosh nachkommen.«
    Skar schüttelte heftig den Kopf. »Dann ist es zu spät«, behauptete er. »Es wäre schon jetzt zu spät, fürchte ich. Vela ist vorbereitet, und ein direkter Angriff mit Waffengewalt ist so ungefähr das letzte, womit ihr beizukommen wäre.«
    Andred nickte trübsinnig, seufzte erneut und stand auf. »Dieses Was-wäre-wenn-Spielchen hilft weder dir noch mir weiter«, sagte er bestimmt. »Zuerst einmal bringen wir dich von Bord. Und dann sehen wir weiter.« Er ging zur Tür, öffnete sie und machte eine einladende Handbewegung. »Geh in deine Kabine und ruh dich noch ein paar Stunden aus«, sagte er. »Ich lasse dich wecken, sobald Anchor in Sicht ist. Mittlerweile bereite ich die Ladepapiere und das Zolldokument vor.« Er grinste. »Schließlich wollen wir Gondered keinen Anlaß geben, das Schiff noch einmal zu durchsuchen, oder?«

D ie Sonne hatte den Großteil ihrer Wanderung hinter sich gebracht und berührte schon fast wieder den Horizont, als die Hafeneinfahrt von Anchor vor ihnen auftauchte.
    Skar stand am Bug des Schiffes; seit Stunden. Er hatte versucht, noch einmal mit Andred zu reden, aber der Freisegler war zu beschäftigt gewesen. Und wahrscheinlich hatte er auch nicht mit Skar sprechen
wollen;
eine Reaktion, die dieser durchaus verstand und respektierte, nach allem, was geschehen war. Wenn auch nur die Hälfe seiner Befürchtungen zutraf, dann würde Andred in Anchor mehr als nur Ärger bekommen, wie er es ausgedrückt hatte.
    Das Schiff rollte arhythmisch von einer Seite auf die andere. Der Takt der Ruder war langsamer geworden; die Männer auf den harten Ruderbänken tief im Leib der SHANTAR mußten bis zum Umfallen erschöpft sein. Und seit sie Kurs vom offenen Meer weg und fast im rechten Winkel zur Küste hin eingeschlagen hatten, hatten die wechselnden Strömungen, von denen Andred sprach, das Schiff ergriffen und wie einen Spielball hin und her geworfen. Skars Blick glitt über die schäumenden Wellen, die die Meeresoberfläche rechts und links des Freiseglers bedeckten. Andred hatte keineswegs übertrieben — hätte er es wirklich gewagt, sich mit einem Boot oder

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