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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kajütenfenstern nur einen kleinen Teil der Kaimauer und die Hafeneinfahrt überblicken, aber er hatte sich — gegen Andreds Rat — kurz vor dem Anlegen des Schiffes für wenige Augenblicke an Deck gewagt, um sich einen Eindruck ihrer Umgebung zu verschaffen. Was er gesehen hatte, hatte ihm nicht gefallen. Anchor war nicht nur als Hafen, sondern auch als uneinnehmbare Festung bekannt, aber er hatte feststellen müssen, daß es überdies auch eine Falle war — die beste, die Skar jemals zu Gesicht bekommen hatte. Das Hafenbecken war oval und wurde an drei Seiten von einer fünf Meter hohen, glatten Kaimauer eingefaßt, so daß bei kleineren Schiffen — wie etwa der SHANTAR — nur der oberste Teil der Deckaufbauten auf das eigentliche Hafenniveau hinaufreichte. Hinter der Kaimauer erstreckte sich ein mehr als hundert Schritte breiter, vollkommen deckungsloser Streifen, vordergründig wohl für das Entladen und Stapeln von Waren bestimmt, in Wirklichkeit jedoch eine tödliche Falle für jeden, der etwa auf die Idee kommen sollte, die Stadt von dieser — scheinbar — ungeschützten Seite her angreifen zu wollen. Und dem Blick eines Kriegers blieb auch nicht verborgen, daß zumindest ein Teil der schwarzen, fensterlosen Türen, die sich hinter diesem Areal erhoben, keine Silos, sondern Verteidigungsanlagen waren.
    Skar fuhr aus seinen Gedanken hoch, als die Tür geöffnet wurde und Andred die Kajüte betrat. Der Freisegler nickte anerkennend, als er Skars verändertes Aussehen bemerkte, trat dann jedoch mit einem schnellen Schritt an seine Kiste, entnahm ihr einen zerschlissenen Kapuzenmantel und warf ihn Skar zu.
    »Zieh das über«, sagte er, »sonst nimmt man dir den Matrosen nicht ab.«
    Skar drehte das Kleidungsstück unschlüssig in den Händen, machte jedoch keine Anstalten, Andreds Aufforderung nachzukommen. Der Mantel roch muffig und nach Salzwasser und Tang, und ein Jahrzehnt in Wind und Sturm hatten die Farben ausbleichen lassen. Der Stoff fühlte sich brüchig wie trockenes Laub an. »Wie sieht es aus?« fragte er.
    Andred zuckte die Achseln, sammelte die Papiere von seinem Schreibtisch auf und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung der Stadt. »Ich habe nach dem Hafenmeister schicken lassen«, sagte er, »und die Gelegenheit genutzt, mich unauffällig umzusehen. Es ist alles friedlich. Kein Gondered, keine
Errish
und keine.
    Knochenkrieger«, fügte er grinsend hinzu.
    Skar blieb ernst. »Der Kapersegler liegt direkt neben der Einfahrt«, sagte er.
    Andred nickte. Auch er hatte das schwarze Schiff aus Thbarg sofort wiedererkannt. »Irgendwo muß er liegen«, meinte er gleichmütig. »Und der Platz neben der Einfahrt bietet sich für ein Schiff an, das zum Schutze des Hafens da ist.«
    Skar streifte wortlos den Mantel über, überzeugte sich davon, daß sein Waffengurt und das Satai-Schwert unter dem Stoff verborgen waren, und schlug die Kapuze hoch.
    »Ein wenig tiefer«, sagte Andred. »Man sieht dein Stirnband.«
    Skar nickte dankbar, zog die Kapuze tiefer in die Stirn und sah noch einmal aus dem Luk. Über dem Hafen war die Nacht hereingebrochen, und das Wasser wirkte schwarz wie Teer, auf das winzige silberne Halbmonde gemalt waren. Der Geruch von Salzwasser und Schlick war hier beinahe stärker als draußen auf dem Meer, und für einen winzigen Moment glaubte Skar zu fühlen, was Männer wie Andred immer wieder hinaus auf das Meer trieb. Es war etwas, das in diesem Geruch war — eine schwer zu bestimmende Ahnung von Ferne und Freiheit, die stärker wiegen mochte als die Gefahren, die auf dem Meer lauerten.
    »Gehen wir an Deck«, sagte Andred. »Die Entladearbeiten beginnen, sobald der Hafenmeister die Papiere abgezeichnet hat.
    Das Beste wird sein, wenn du als einer der ersten von Bord gehst.« Er schwieg einen Moment und sah an Skar vorbei zum schwarzen Umriß des Kaperseglers hinaus. Offenbar erfüllte ihn die Nähe des Kriegsschiffes doch mit mehr Nervosität, als er zugeben wollte.
    »Wenn du in der Stadt bist«, fuhr er fort, während sie hintereinander die Kabine verließen und sich an Deck begaben, »dann frage nach einem Mann namens Herger. Er hat einen kleinen Laden in der Altstadt; eine heruntergekommene Bruchbude, in der sich allerlei Gelichter trifft. Aber er ist vertrauenswürdig, und er steht in meiner Schuld. Wenn du sagst, daß ich dich schicke, dann wird er dir Geld und ein Pferd geben, damit du die Stadt verlassen kannst.«
    Skar stieg hinter ihm die Treppe zum

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