Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
aus seinen Nüstern, ließen Eis zu Wasser und Wasser zu Dampf werden, hüllten sein Maul, den Kopf und dann, mit rasender Geschwindigkeit um sich greifend und gleichzeitig wachsend, seinen gesamten Leib ein. Ein berstender Schlag ließ das Gebäude in den Grundfesten erbeben. Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sich der Wolf in ein waberndes, flammengekleidetes Schemen, unerträgliche, sengende Hitze verbreitend. Skar taumelte zurück, senkte den Kopf und schlug abermals die Hände vor das Gesicht. Seine Kleider begannen zu schwelen. Er hörte Schreie von Herger und Tantor, aber auch seine eigenen, sah ein glosendes Etwas auf sich zutaumeln und erkannte Tantor, Tantor, der brannte, schrie, seine verkohlten Hände betrachtete und in blindem Schmerz zurücktaumelte. Skar reagierte instinktiv. Mit einem verzweifelten Satz warf er sich zur Seite, wankte an den beiden brennenden, ineinander verbissenen Schemen vorbei und taumelte zur rückwärtigen Wand des Raumes. Von draußen drangen jetzt gedämpfte Schreie herein, das Trappeln zahlreicher Füße, aufgeregte Rufe, das Klirren von Waffen. Skar wurde es plötzlich bewußt, daß seit dem Auftauchen des Wolfes erst wenige Sekunden vergangen waren. Das Erscheinen des Monsters mochte Tantors Männer überrascht und für Augenblicke gelähmt haben, aber schon in kurzer Zeit würde es hier drinnen von Kriegern wimmeln.
    Herger wich mit einem gleichermaßen erschrockenen wie ungläubigen Keuchen zurück, als Skar auf ihn zutaumelte. Er hob das Schwert und versuchte ungeschickt, nach Skar zu schlagen, aber der Hieb hätte nicht einmal einem Kind gefährlich werden können. Skar schlug ihm die Waffe aus der Hand, packte ihn grob bei der Schulter und warf ihn gegen die Wand. »Gibt es einen Hinterausgang?« keuchte er.
    Herger nickte verkrampft. Der Widerschein der Flammen ließ sein Gesicht noch blasser erscheinen, als es ohnehin war. Skar packte ihn ohne ein weiteres Wort, riß ihn herum und stieß ihn vor sich her. Der Vorhang an der Tür fing Feuer, als sie hindurchrannten.
    Skar warf einen Blick über die Schulter zurück. Der Raum hatte sich in ein Chaos aus Flammen verwandelt, aus brodelndem Feuer, das wie unzählige Glieder eines weißglühenden, lodernden Tieres nach Decke und Wänden und den aufgestapelten Waren griff. Irgendwo in seinem Zentrum waren zwei Schatten, dunkle, zu einem unentwirrbaren Knäuel verbissene Körper, die einzeln nicht mehr zu erkennen waren.
    »Weiter!« keuchte Skar, als Herger stehenbleiben wollte. Der Schmuggler stolperte blindlings weiter, wich vor dem Raum, in dem Skar die Nacht verbracht hatte, zur Seite und deutete auf eine weitere, nur angelehnte Tür. Das Schreien und Waffenklirren hinter ihnen wurde lauter, und als Skar sich abermals umblickte, sah er lodernden Feuerschein durch die Tür brechen. In wenigen Augenblicken würde das Haus einem brennenden Scheiterhaufen gleichen. Die Flammen fanden in dem Gerümpel, das Herger über Jahre geduldig gesammelt hatte, reichliche Nahrung und fraßen sich fast mit der Geschwindigkeit einer Explosion weiter.
    Sie durchquerten einen niedrigen Raum, der wie der Rest des Hauses bis unter die Decke mit Kisten und Ballen vollgestopft war, liefen durch einen kurzen Flur und standen plötzlich vor einer nur halbhohen verschlossenen Tür. Herger streckte die Hand nach der Klinke aus, führte die Bewegung jedoch nicht zu Ende, sondern prallte mit einem halb überraschten, halb erschrockenen Laut zurück. »Der Schlüssel!« keuchte er. In seiner Stimme schwang Panik mit. »Ich habe den Schlüssel nicht...«
    Skar stieß ihn grob beiseite und trat die Tür kurzerhand ein.
    Das morsche Holz gab schon unter dem ersten Ansturm nach. Die Tür bebte, neigte sich langsam nach außen und schlug krachend auf dem Boden auf. Skar versetzte Herger einen Stoß, der ihn mehr aus dem Haus fallen als aus eigener Kraft gehen ließ, setzte mit einem kraftvollen Sprung nach und ließ sich zur Seite fallen. Seine Vorsicht war nicht übertrieben gewesen. Der Hof war voller Männer. Skars plötzliches Auftauchen schien sie zu überraschen, aber allein ihre gewaltige Übermacht machte diesen geringen Vorteil mehr als nur wett.
    Skar rollte herum, parierte einen Schwerthieb und duckte sich, als er sah, wie einer der Krieger seinen Bogen hochriß. Der Pfeil zischte eine knappe Handbreit über Skars gekrümmtem Rücken durch die Luft und zerbrach an der Wand. Ein zweiter Pfeil zischte aus der entgegengesetzten Richtung

Weitere Kostenlose Bücher