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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Selbstverständlichkeit mitgeteilt. »Natürlich, Herr. Wir wußten es, als die SHAROKAAN sank.«
    »Und trotzdem seid ihr mit mir gekommen?«
    »Ihr seid Rayans Nachfolger, Herr. Sein Befehl gilt auch über seinen Tod hinaus. Und es liegt nicht in unserer Hand zu entscheiden.
    Wenn es der Wille der Götter ist, daß wir alle hier und heute sterben, so wird es geschehen.«
    Skar antwortete nicht mehr. Gajans Worte waren überraschend sanft gewesen, aber auch sehr bestimmt, und er spürte, daß es keine leeren Phrasen waren, sondern daß der Mann an das glaubte, was er sagte. Für ihn, Skar, gab es keine Götter, und wenn, so nur zornige Götter, Götter, die Tod und Schmerzen und Leid brachten, aber wer war er, daß er diesen Männern ihren Glauben und das letzte bißchen Hoffnung nehmen durfte? Plötzlich beneidete er Gajan beinahe um seinen Glauben. Es mußte schön sein, an ein Weiterleben nach dem Tod — oder wenigstens eine göttliche Fügung, eine höhere Gerechtigkeit oder was auch immer — glauben zu können. Er konnte es nicht. »Noch ein Wort, Gajan«, sagte er, als der Matrose weitergehen wollte.
    Gajan blieb abermals stehen und sah ihn an. »Ja?«
    »Nur eine Frage«, murmelte Skar. »Und ich bitte dich, sie mir ehrlich zu beantworten.« Seine Stimme versagte ihm den Dienst, er schluckte, schmeckte bittere Galle auf der Zunge und fuhr erst nach sekundenlangem Schweigen fort: »Habe ich versagt?«
    Gajan sah ihn an, schwieg.
    »Ich habe es, nicht wahr?«
    Der Matrose nickte. »Ja, Herr«, antwortete er. »Das habt Ihr.«
    Skar ließ seinen Arm los, wandte sich mit einem Ruck um und nickte knapp. »Ich danke dir«, schloß er. »Du kannst gehen. Sage Gowenna, daß ich... komme.«
    Er wartete, bis Gajans Schritte auf dem harten Boden verklungen waren, dann drehte er sich abermals herum und stieg die steile Treppe hinab. Ein leises, wimmerndes Stöhnen und ein Schwall warmer Luft wiesen ihm den Weg. Gowenna hatte die Feuer zu größerer Glut entfacht und weitere Schalen aufgestellt; nach der grausamen Kälte an Deck war es hier unten beinahe zu warm, obwohl an den Wänden noch immer Eis glitzerte. Skar ging langsamer als nötig gewesen wäre, und am Ende des Ganges blieb er noch einmal stehen und zögerte unmerklich; fast, als könne er das Geschehen aufhalten, indem er einfach die Augen verschloß und sich wie ein Kind unter eine Decke verkroch, um die Ungeheuer aus seinem Traum auszusperren. Aber er war kein Kind, und dies war kein Traum. Mit einem resignierenden Kopfschütteln ging er weiter.
    Es konnte nur noch wenige Augenblicke dauern. Vela war wach, ihre Augen waren einen Spaltbreit geöffnet, und ihr Körper wurde in immer rascherer Folge von heftigen, krampfartigen Wehen geschüttelt. Ihre Hände waren verkrampft, die Fingernägel fuhren mit kratzenden Geräuschen über den steinharten Boden, einige waren abgebrochen und blutig. Es war keine leichte Geburt. Gowenna hatte sich hinter sie gekniet und stützte ihren Oberkörper, so daß sie halb sitzend, halb liegend mit weit gespreizten Beinen und angezogenen Knien dahockte. Trotz der Kälte glänzte ihre Haut vor Schweiß, und als Skar näher herantrat, sah er, daß aus Velas Mund und Nase dünne, hellrote Blutfäden sickerten. Er erschrak.
Sie stirbt!
dachte er entsetzt. Er wollte noch näher herantreten, aber Gowenna hielt ihn mit einem raschen Kopfschütteln zurück. Er blieb stehen.
    Gowennas Hände strichen beruhigend über Velas Haar. Sie beugte sich vor, flüsterte der Errish etwas ins Ohr und tauschte einen raschen Blick mit Yar-gan. Der Sumpfmann kniete vor Vela nieder und machte sich an ihrem Leib zu schaffen; Skar konnte nicht erkennen, was er tat. Er wollte es auch gar nicht wissen.
    Die Situation kam ihm immer absurder vor. Gowenna hatte diese Frau gehaßt, mit jeder Faser ihrer Seele gehaßt. Sie hatte sie bis ans Ende der Welt gejagt und unvorstellbare Entbehrungen auf sich genommen, um sie zu stellen und ihre Rache zu vollziehen — und jetzt hielt sie sie im Arm, schaukelte sie wie ein fieberndes Kind, flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr und kämpfte mit der gleichen verzweifelten Kraft um ihr Leben, mit der sie sie vorher verfolgt hatte.
    Skar wußte nicht, wie lange es dauerte — Sekunden, Minuten, vielleicht Stunden. Er stand einfach still da, wie ein unbeteiligter Zuschauer. Die Krämpfe, die den Körper der Errish durchrasten, wurden stärker, und nach einer Weile kamen die Wehen so schnell hintereinander, daß die

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