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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kälte wurde quälender. Skar stand auf und begann auf Deck auf und ab zu gehen, um das taube Gefühl aus seinen Gliedern zu vertreiben. Er konnte die Hafeneinfahrt jetzt deutlich erkennen, und sie war noch größer, als er angenommen hatte. Selbst einer der gewaltigen thbargschen Kapersegler hätte bequem unter dem steinernen Bogen hindurchlaufen können, ohne ihn auch nur mit der Mastspitze zu berühren; ein Schiff von der Größe des Dronte oder der SHAROKAAN mußte winzig und verloren darunter aussehen.
    Er wandte sich ab, wickelte sich enger in seinen Mantel und nahm seine unruhige Wanderung wieder auf. Das Geräusch seiner Schritte klang überlaut auf dem steinernen Deck und mußte überall im Schiff zu hören sein. Der Wind hatte sich während der letzten Stunden gedreht und fauchte nun direkt in die Höhle hinein, peitschte die Wellen und riß schaumige Spritzer aus der Wasseroberfläche. Eine seltsame Stimmung überkam ihn. Es war die Stunde zwischen Nacht und Tag, die Zeit, in der die Dunkelheit nicht mehr ganz und das Licht noch nicht völlig herrschte — die Stunde der Entscheidung. Er wußte, daß nicht mehr viel Zeit blieb. Wenn die Sonne aufging, würden sie kommen: der Dronte, Helth oder die Eiskrieger, vielleicht alle drei. Die Vorstellung hätte ihn überwältigen müssen, aber er empfand nichts als eine absurde Heiterkeit bei dem Gedanken, daß sich irgendwann in den nächsten Stunden das Schicksal seiner Welt entscheiden würde, daß nur noch wenige Augenblicke bis zu dem Moment fehlten, nach dem Recht oder Unrecht, Gut oder Böse über Enwor herrschten.
    Gut oder Böse...
Er lachte, lautlos und sehr bitter. Wieso maßten sie sich an, zu entscheiden, welche Seite im Recht war? Nur weil sie Menschen waren, weil dies
ihre
Welt war? Weil es die Laune eines Gottes oder bloßer Zufall — was das gleiche sein mochte — gewollt hatte, daß zuerst die Menschen und dann die Sternengeborenen ihren Fuß auf den Boden dieser Welt setzten? Was hatten sie ihr gebracht,
Ihrer
Welt? Eine Geschichte voller Krieg und Leid und Tod, voller Hunger und Schmerzen, voller Unterdrückung und Folter, eine...
    Laß das, du Narr!
dachte er streng. Gedanken wie diese führten zu nichts und nirgendwohin, außer in den Wahnsinn. Es war vollkommen egal, welche Seite im Recht war. Vielleicht waren die Sternengeborenen — einer höheren Gerechtigkeit zufolge — das bessere Volk, vielleicht waren sie es, die Menschen, die im Unrecht waren und Leid über die Welt brachten, und vielleicht würden sie irgendwann, nach weiteren tausend Jahren Krieg und Morden voller Entsetzen begreifen, daß die Sternengeborenen nicht als Eroberer, sondern als Boten der Götter gekommen waren, um das Universum von einer Pest zu befreien, die sich Mensch nannte. Für ihn, für Gowenna und Vela und die Männer dort unten spielte nichts von alledem eine Rolle. Sie würden kämpfen, solange sie lebten, einfach, weil sie Menschen waren.
    Er hörte Schritte, drehte sich langsam um und erkannte den dunkelhaarigen Matrosen von Bord der SHAROKAAN. »Du schläfst nicht?« fragte er leise.
    Der Mann schüttelte den Kopf und kam näher. Seine Hände zitterten vor Kälte und Erschöpfung, und als er sprach, klang seine Stimme wie die eines alten Mannes. »Nein, Herr«, sagte er. »Gowenna schickt mich, um Euch zu holen.«
    »Das Kind?«
    Der Mann nickte und wollte sich umdrehen, aber Skar hielt ihn mit einem raschen Griff zurück. »Wie ist dein Name?« fragte er.
    Der Mann schien verwirrt. Er sah Skar unsicher an, schüttelte abermals den Kopf und machte einen Schritt auf die Treppe zu, blieb dann aber erneut stehen. »Gajan, Herr«, sagte er.
    »Gajan.« Skar nickte. »Warum bist du nicht bei den anderen und ruhst dich aus, Gajan ?« Er erinnerte sich jetzt, daß Gajan einer von denen gewesen war, die nicht geschlafen, sondern mit offenen Augen gegen die Decke gestarrt hatten.
    »Warum? Nun...« Der Matrose zögerte, sah zur Ausfahrt hinüber und starrte ins Leere. »Wozu, Herr?« fragte er leise. »Der große Schlaf kommt früh genug. Dann ist Zeit genug, auszuruhen.«
    »Der große Schlaf«, wiederholte Skar nachdenklich. »Nennt ihr Freisegler so den Tod?« Gajan nickte, und Skar fuhr fort: »Das klingt... gut. Besser als Tod. Friedlicher.«
    »Das ist es, Herr«, bestätigte Gajan leise. »Wir fürchten ihn nicht.« »Aber ihr wißt, daß wir keine Chance mehr haben, lebend von dieser Insel herunterzukommen?«
    Gajan nickte, als hätte er ihm eine

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