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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er.
    Skar schenkte dem näher kriechenden Schatten einen letzten, nachdenklichen Blick und schob sich dann langsam von der Kante zurück. Er hätte sich gewünscht, daß der Optimismus von Brads Worten mit dem in Einklang stand, was er selbst fühlte.

S ie hatten gewartet; Stunden, die ihnen wie Ewigkeiten vorgekommen waren. Obwohl der Dronte wendiger und schneller war als die SHAROKAAN, kam er kaum besser voran als sie zuvor; anders als der Freisegler hatte er die Strömung gegen sich, und es kam ihnen vor, als wären die Stakgeräusche langsamer geworden in den letzten Minuten. Vielleicht verlangsamte er seine Fahrt aber auch absichtlich, um vorsichtiger in den See einzulaufen. Er mußte wissen, daß die SHAROKAAN irgendwo auf der Lauer lag und ihn erwartete. Skar versuchte, sich in die Männer des schwarzen Seglers hineinzuversetzen. Es war sicher kein gutes Gefühl, mit vollem Wissen in eine Falle zu laufen.
    Brad stand auf. »Es wird Zeit.« Er hob den Kopf und starrte einen Moment abwesend zu den Sternen empor. Für die Dauer von zwei, drei Herzschlägen wurde sein Antlitz von silbernem Licht beschienen, und Skar glaubte einen beinahe traurigen Ausdruck in seinen Augen zu gewahren. Aber dann bewegte er sich erneut, und sein Gesicht verlor sich wieder hinter einem Schleier aus anonymem Dunkel. Für den Bruchteil eines Lidzuckens hatte Skar den wirklichen Brad gesehen, das denkende und fühlende Wesen, das sich hinter der Maske einer gefühllosen Kampfmaschine verbarg. Seine Ruhe war nur gespielt. In Wirklichkeit, das spürte er, tobte in der Seele des Mannes ein wütender Kampf. Die bevorstehende Auseinandersetzung mit dem Piraten? Sicher nicht allein. Plötzlich bedauerte Skar, Brad nicht doch nach der Art des Gelöbnisses gefragt zu haben, das er und sein Bruder Rayan gegenüber abgelegt hatten. Er wußte nicht, warum, aber irgendwie glaubte er zu ahnen, daß es mit dem Dronte zusammenhing. Zusammenhängen mußte.
    Aber jetzt war es zu spät, ihn danach zu fragen.
    Brad ging mit schnellen Schritten zum Rand des gewaltigen Grabens hinüber und blieb hoch aufgerichtet stehen. »Es wird Zeit«, sagte er noch einmal, verharrte aber trotzdem weiterhin reglos. »Da ist... noch etwas, Skar«, begann er, sehr leise und so stockend, daß Skar spürte, wie schwer es ihm fiel weiterzureden.
    »Ja?«
    »Was ich dir vorhin erzählt habe, Skar«, fuhr Brad fort, immer noch leise und von ihm abgewandt, so daß seine Worte beinahe vom Wind verweht wurden.
    »Ich werde nicht darüber reden. Zu niemandem.«
    »Ich weiß«:, nickte Brad. »Aber ich möchte, daß du mir etwas versprichst. Wenn... wenn ich sterben sollte, hier oder später, dann kümmere dich um Rayan. Und gib auf Helth acht. Er ist noch sehr jung; ein Kind.«
    Skar nickte. Brad hatte ohne jedes Pathos, aber mit großem Ernst gesprochen.
    »Gut«, sagte Brad. »Und jetzt laß es uns hinter uns bringen.«
    Skar brauchte nicht hinabzusehen, um zu wissen, wo der Dronte war. Das helle Klirren der Eisenstangen, mit dem sich das Schiff an den Kanalwänden entlanghangelte, auf die gleiche Weise, wie es die SHAROKAAN Stunden zuvor ebenfalls getan hatte, war während der letzten halben Stunde näher gekommen und erklang nun direkt unter ihnen. In wenigen Augenblicken würde der Drachenkopf des Mordseglers in der diesseitigen Kanalausfahrt auftauchen.
    Skar fühlte, wie seine Nervosität verflog und jener angespannten Ruhe wich, die er immer vor einem Kampf verspürte. Nur etwas war anders als sonst. Es war nicht nur die bekannte Ruhe, die von ihm Besitz ergriffen hatte, sondern noch etwas anderes, ein dumpfes Gefühl quälenden Unbehagens. Diesmal würde es keinen Kampf geben, keine Auseinandersetzung Mann gegen Mann oder Schiff gegen Schiff. Jedenfalls nicht für sie, nicht für Brad und ihn, und auch nicht für den Dronte, wenn sie Erfolg hatten. Auf eine unlogische Art bedauerte Skar beinahe seinen Entschluß, hier heraufzukommen. Brad und er hatten den eindeutig schmutzigeren Teil der Arbeit übernommen, ein Vorhaben, das nach Skars Empfinden verdammt nahe an kaltblütigen Mord herankam. Und das Wissen, daß ihnen gar keine andere Wahl blieb und sie nur mit gleicher Münze zurückzahlten, änderte daran gar nichts. Ihr Vorhaben widersprach nicht nur dem Ehrenkodex der Satai, sondern auch allen Grundsätzen, nach denen er bisher gelebt hatte. Aber er würde diesen Sprung über seinen eigenen Schatten tun müssen, wenn er überleben wollte. Er, Brad, Del, Gowenna und

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