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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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abermals, beugte sich vor, um einen glühenden Ast aus dem Feuer zu angeln und damit zu spielen, und sah Skar mit schräggehaltenem Kopf an. »Du bist ein bißchen neugierig, findest du nicht, mein Freund?«
    Skar antwortete nicht. Er hatte genug gehört — im Grunde mehr, als er hören wollte. Syrr und ihr Bruder hatten die Wahrheit gesagt.
    Aber sie hatten ihm nicht gesagt, daß es
Satai
waren, die sie verfolgten...
    Es fiel ihm noch immer schwer, die Tatsachen zu akzeptieren.
    Er hatte von abtrünnigen Satai gehört, die sich vom Orden und seinen Regeln losgesagt hatten — oder ausgeschlossen worden waren — und auf eigene Faust durch die Welt zogen, als Söldner für Geld oder auch einfach auf der Suche nach Abenteuern. Aber ein Satai, der mit Quorrl gemeinsame Sache machte?
    Skar versuchte erst gar nicht, eine Lösung für dieses Rätsel zu finden. Aber er wußte, was er zu tun hatte. Der Satai hatte sein eigenes Todesurteil ausgesprochen, ohne es zu ahnen. Selbst wenn es anders gewesen wäre, wenn es Syrr und Talin nicht gegeben hätte — Skar hätte ihn töten müssen.
    »Warum antwortest du nicht, Sjar?« fragte der Satai. »Hat es dir die Sprache verschlagen? Oder gibt es vielleicht irgend etwas, was du uns noch zu erzählen vergessen hast?«
    »Ich... überlege«, gestand Skar mit einem verlegenen Lächeln.
    Er beugte sich ein wenig weiter vor, als suche er die Nähe des Feuers, und spannte sich. Anders als der Satai saß er nicht mit untergeschlagenen Beinen da, sondern in einer an sich unbequemen, halb hockenden Stellung. »Es ist ein weiter Weg bis Denwar, ohne Pferd. Habt Ihr wenigstens ein Paar Stiefel für mich?
    Und ein Schwert?«
    Der Satai starrte ihn an, als zweifele er an seinem Verstand.
    Seine Hand spielte weiter mit dem brennenden Ast. Die Linke lag auf dem Schwert, aber in falscher Haltung. Er würde Zeit brauchen, die Waffe zu ziehen. Bruchteile von Sekunden nur, aber Skar würde sie ihm nicht geben.
    »Bist du verrückt geworden?« sagte er. »Wir haben keine Stiefel für dich.«
    »Oh«, sagte Skar enttäuscht. Dann lächelte er. »Aber das macht nichts. Dann nehme ich deine.«
    Er sprang.
    Seine Bewegung kam selbst für den Satai zu schnell. Skar stieß sich mit aller Gewalt ab, flog mit weit ausgestreckten Armen wie ein lebendes Geschoß über das Feuer und packte ihn bei den Schultern. Der Satai schrie auf und prallte zurück; sein Knie kam hoch, um sich in Skars Leib zu bohren und ihn von sich herab zu schleudern. Aber Skar versuchte nicht, ihn zu Boden zu reißen und bei der Kehle zu packen, womit er wohl gerechnet hatte.
    Seine Hände ließen die Schultern des Satai los, kaum daß sie sie berührt hatten. Das Knie des Satai bohrte sich schmerzhaft in seinen Magen, aber Skar nutzte die Kraft des Hiebes im Gegenteil aus — er warf sich mitten im Sprung herum; seine Linke glitt zum Schwert des Satai herab und packte es, während die andere Hand tiefe blutige Furchen in seine Wange zog und sich in sein Haar krallte. Die Kraft seines Sprunges war noch immer groß genug, ihn weiter zu tragen. Er spürte, wie sein Leib und seine Oberschenkel über das Gesicht des Satai schrammten. Dann prallte sein Knie mit der ganzen Gewalt des Sprunges gegen das Kinn des anderen, warf seinen Kopf in den Nacken und brach sein Genick.
    Skar fiel von dem Toten herunter, noch immer vom Schwung seines Sprunges getragen, rollte im weichen Schnee ab und riß sich die Schulter an einem Stein auf, der darunter verborgen war. Aber noch in der gleichen Bewegung zerrte er das Schwert des Satai vollends aus der Scheide.
    Ein gigantischer Schatten wuchs über ihm empor. Quorrl-Stimmen begannen zu schreien. Metall blitzte. Skar rollte weiter, sah eines der gewaltigen Schuppenwesen über sich emporwachsen wie einen mörderischen Dämon und riß das Schwert in die Höhe. Die Klinge parierte die herabsausende Waffe des Quorrl und bohrte sich handtief in seinen Leib.
    Skar sprang auf die Füße, ehe der zusammenbrechende Quorrl ihn unter sich begraben konnte. Blitzschnell steppte er einen Schritt zur Seite, packte den lederumwickelten Griff des
Tsche-kal
mit beiden Händen und schwang die Klinge in einem gewaltigen Hieb, blind und ungezielt und nur gedacht, sich die beiden Quorrl vom Leib zu halten, die noch am Leben waren. Trotzdem traf er etwas: kein Fleisch, sondern Metall, das unter dem Biß des Satai-Schwertes zerbrach wie Glas. Ein schriller, wuterfüllter Schrei erklang, und etwas Schweres stürzte zu

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