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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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arbeitet in den Ställen, weißt du, und er hat gute Pferde für uns ausgewählt, die schnellsten, die da sind, und —«
    Skar verschloß ihre Lippen mit einem Kuß. Er spürte, wie sich Syrr in seinen Armen versteifte, und für einen ganz kurzen Moment fühlte er ein fast schmerzliches Verlangen nach ihr. Aber nur für die Dauer eines Herzschlages. Dann erinnerte er sich wieder, daß sie ein Kind war. Sie hätte seine Tochter sein können; sein Enkelkind, wenn er die achtzehn Jahre dazuzählte, die er der Zeit abgetrotzt hatte.
    Und trotzdem tat es unglaublich wohl, sie in den Armen zu halten, einfach, weil auch er sich nach nichts so sehr sehnte wie nach ein bißchen menschlicher Wärme und Zuneigung.
    Es war ein Moment sonderbarer Klarheit: Alles schien unwichtig zu werden. Drask, die Quorrl, sein eigenes Schicksal —selbst das der ganzen Welt. Das hier war es, was er wollte, sonst nichts. Einen Menschen, der ihm Vertrauen entgegenbrachte, ein wenig Wärme, Frieden...
    Vielleicht hatte Drask ihm den richtigen Weg gewiesen, ohne es zu ahnen. Was ging ihn das Schicksal der Welt an? Wenn er wirklich nur ein Werkzeug war, ein winziges Rädchen in einer ungeheuer großen Maschine, dann spielte es überhaupt keine Rolle, ob er da war oder nicht.
    Und er verstand noch mehr. Jetzt, als seine Erregung allmählich verging, begriff er, daß auch Drasks scheinbarer Ausbruch nichts als ein Teil eines akribisch vorbereiteten Planes gewesen war. Er hatte Skar all seine verletzenden Worte nicht im Zorn entgegengeschleudert, wie er ihn hatte glauben machen wollen. Skar war fast sicher, daß der Alte niemals etwas dem Zufall überließ; und schon gar nicht seine eigenen Worte. Nein — er hatte all dies, jedes einzelne Wort, bis ins Kleinste vorausberechnet. Es war ein Teil des Spieles, ein neuer, überraschender Zug, der Skar weiter in die Enge treiben sollte, bis ihm keine andere Wahl mehr blieb, als genau das zu tun, was Drask von ihm erwartete.
    Ebenso, wie er Syrr hierhergeschickt hatte.
    Und vielleicht war dies sein erster Fehler gewesen.
    »Talin«, fragte er. »Wo ist er?« Sein Gesicht war dem Syrrs noch immer sehr nahe, seine Arme umschlossen sie, seine Hand streichelte ihre Schultern. Er spürte ihre Nähe, ihre Wärme und den Wohlgeruch ihres Haares. Und doch war es nur eine väterliche Geste. Irgendwie... ja, irgendwie liebte er sie wohl, aber nicht so, wie ein Mann eine Frau, sondern so wie ein Bruder, vielleicht wirklich wie ein Vater. Es waren seine Beschützerinstinkte, die Syrr weckte, nicht den Mann in ihm. Aber war das nicht genug?
    »Er wartet auf uns«, antwortete Syrr. »Unten in den Ställen.«
    Ein schwacher Funke von Hoffnung glomm in ihren Augen auf.
    Ihr Griff verstärkte sich.
    »Du... du kommst mit uns?« fragte sie.
    Es war Wahnsinn. Er wußte, daß es nicht funktionieren konnte. Selbst wenn sie das Unmögliche schafften und aus der Burg entkamen, und selbst wenn sie darüber hinaus die Berge überwinden und den Quorrl entkommen sollten — irgendwann würde sie die Wirklichkeit einholen. Es war ein Traum, den Syrr ihm anbot — aber er wollte ihn. Er wollte einfach nicht mehr kämpfen. Er wollte nicht mehr töten, nicht seinen Sohn, nicht irgendwelche Quorrl, nicht einmal die Sternengeborenen. Enwor... Was war er diesem Wort schuldig? Es war seine Welt, aber was hatte sie ihm schon gegeben, außer einem Leben voller Schmerzen und Leid und immer neuer Furcht, außer Entsetzen und Verbitterung? Zum Teufel, sollte es doch untergehen!
    »Ja«, sagte er. »Wahrscheinlich werden wir alle dabei sterben, aber wir versuchen es.« Ein Teil von ihm schrie ihm noch immer zu, daß er den Verstand verloren hatte, daß er das Unmögliche wollte. Aber er hörte nicht auf diese Stimme. Vielleicht waren es nur Tage, die sie dem Schicksal abtrotzen konnten, vielleicht auch Wochen, ein Jahr... sicherlich nicht mehr. Und trotzdem war er bereit, alles zu opfern, für dieses eine Jahr voller Frieden. Drask hatte sich getäuscht. Er hatte ihm die Wahrheit gesagt, oder das, was er dafür hielt, aber seine Worte hatten Skar tiefer und nachhaltiger getroffen, als er auch nur hatte ahnen können.
    Sie hatten irgend etwas in ihm zerstört. Wenn es so war, dachte er, wenn der Alte recht hatte und sein Leben immer nur darin bestanden hatte, wegzulaufen, dann wurde er jetzt vielleicht zum ersten Mal konsequent sein. In diesem einen, flüchtigen Moment war Skar willens und bereit, alles zu opfern für einen Traum. Vielleicht

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