Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
umgehen?« fragte er mit einer Geste auf die Waffe in Kiinas Hand.
    »Nicht so gut wie du, aber gut genug«, antwortete Kiina.
    »In Ordnung. Bleib immer dicht bei mir.« Er packte den erstbesten Krieger, der an ihm vorbeistürmte, grob am Arm und zerrte ihn zu sich herum. »Wo ist Del?«
    »Ich weiß es nicht«, gab der Satai zur Antwort. »Oder doch
    -    er muß auf dem Tor sein. Ich sah ihn den Wehrgang hinaufstürmen. Was ist geschehen, Herr? Greifen die Quorrl an?«
    Skar rannte los, ohne ihn auch nur einer Antwort zu würdigen. Kiina fiel nach wenigen Schritten hinter ihm zurück, holte aber wieder auf, als er den Hof überquert hatte und die schmale Holztreppe zum Wehrgang hinauflief.
    Oben auf der Mauer herrschte ein heilloses Durcheinander.
    Skar entdeckte Del schon von weitem — seine hünenhafte Gestalt überragte die der anderen Satai wie ein Fels —, aber es kostete ihn wertvolle Minuten, sich zu ihm durchzukämpfen. Kiina war abermals irgendwo in dem Durcheinander verschwunden, aber Skar war zuversichtlich, daß sie ihn finden würde. Sie hatte die Worte des Satai so gut gehört wie er.
    »Was ist los?« fragte er, als er Del erreichte.
    Del fuhr zusammen, blickte ihn eine halbe Sekunde lang überrascht an — und atmete dann fast erleichtert auf. Er verlor kein Wort darüber, wie Skar hierhergekommen sei. »Ich weiß es nicht«, gestand er mit einer Geste nach Osten. »Die Männer aus Denwar greifen die Quorrl an. Aber ich verstehe es einfach nicht. Sie ... sie müssen wahnsinnig geworden sein.«
    Skar sah wieder ins Tal hinab. Es waren nur wenige Minuten vergangen, seit er den Turm verlassen hatte, aber selbst diese kurze Zeitspanne hatte bereits ausgereicht, seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden zu lassen — von dem schwungvollen Angriff, den er von oben aus beobachtet hatte, war nicht mehr viel übrig geblieben. Er konnte von hier aus sehr viel weniger Einzelheiten erkennen als von der Höhe des Turmes, aber er sah immerhin, daß sich die beiden Heere ineinander festgebissen zu haben schienen. Auf der Ebene unterhalb der Burg war keine geordnete Schlachtformation mehr zu entdecken, sondern nur ein einziges, großes Getümmel, in dem Freund und Feind kaum mehr zu unterscheiden waren. Aber Skars Phantasie und Erfahrung reichten durchaus, sich auszumalen, was dort geschah.
    Wäre er an Titchs Stelle, dann hätte er die Spaltung seiner Armee durchaus zugelassen. Zumindest bis zu dem Augenblick, in dem die Hauptmacht der Angreifer heran war. Um sie dann zwischen den beiden Hälften einer Zange aus vierzigtausend Quorrl-Gi-ganten einfach zu zermalmen. Was die Männer aus Denwar dort unten taten, war mehr als Wahnsinn. Es war Selbstmord.
    »Der Kommandant muß verrückt geworden sein«, rief Del fassungslos aus. Sein Gesicht war kalkweiß. Seine Hände krallten sich so fest um die Brüstung des Wehrganges, daß Blut unter seinen Fingernägeln hervorquoll. »Warum, Skar? Was geschieht dort?«
    Skar wußte es nicht. Er wußte ... nichts mehr. Seine so sorgsam aufgebaute und scheinbar so einleuchtende Theorie war zusammengebrochen wie ein Kartenhaus. Er begriff nichts mehr. Er weigerte sich sogar zu glauben, was er
sah.
    »Sie haben keine Chance«, bemerkte er leise. »Titchs Quorrl werden sie in den Boden stampfen.«
    »Ich weiß«:, pflichtete Del ihm bei. Seine Stimme bebte. »Aber was —« Er stockte, verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und deutete plötzlich aufgeregt nach Osten. »Sie brechen durch!« rief er. »Sieh doch, Skar —
sie stoßen durch!«
    Er fuhr herum, war mit einem Satz auf der anderen Seite des Ganges und beugte sich über die Brüstung.
»Das Tor auf!«
brüllte er in den Hof hinab, so laut er konnte.
»Öffnet das Tor! Sofort! Bogenschützen auf die Mauer!«
    Tatsächlich hatte sich das Bild im Tal abermals verändert. Skar hätte es noch vor Augenblicken kaum für möglich gehalten —aber einem Teil der Reiter war es tatsächlich gelungen, das Lager zu durchqueren und mit hoch erhobenen Schilden und angelegten Speeren einen Korridor mitten durch die Quorrl-Armee hindurch zu schaffen, durch den plötzlich mehr und mehr berittene Gestalten heranstürmten, rot und schwarz gekleidete Satai und Veden, die tief über die Hälse ihrer Pferde gebeugt dahinpreschten und sich unter dem Hagel von Pfeilen und Bolzen duckten, mit dem die Quorrl sie überschütteten.
    Und dem ersten Wunder folgte ein zweites. Vielleicht hatten sich die Quorrl noch immer nicht wirklich

Weitere Kostenlose Bücher