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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Flecken vernichten, sondern ihn selbst von der Oberfläche Enwors tilgen.
    Skar wußte nicht, ob das halb tierische, halb unsagbar fremde Bewußtsein der Killerkreatur zu solch komplizierten Überlegungen fähig war, aber wenn, dann mußte es genau das gewesen sein, was der
Dronte
beim Anblick der Quorrl empfunden hatte: eine Wut, die die Grenzen des Vorstellbaren sprengte, allerhöchstens noch mit der vergleichbar, mit der sich Quorrl und
Ultha
bekämpft hatten.
    Keiner von ihnen war ohne mehr oder weniger schwere Verletzungen davongekommen, wobei Skar vielleicht noch das größte Glück gehabt hatte: Jeder Quadratzentimeter seiner Haut, der nicht von Stoff oder Leder geschützt gewesen war, war krebsrot geworden und brannte wie Feuer, und das Luftholen tat noch jetzt weh. In seinem Rücken pochte eine tiefe Schnittwunde. Sein Mantel und seine Hosen hingen in Fetzen, und wenn seine Finger recht hatten, mit denen er behutsam Gesicht und Kopf abgetastet hatte, dann war der Großteil seines Haares verkohlt.
    Aber das allein war nicht der Grund für seine Schwäche. Skar war oft genug verletzt worden, und er hatte oft genug das Letzte geben müssen, um seinen Körper zu kennen, seine Leistungsfähigkeit, sein Vermögen, Verletzungen und Schmerz zu ertragen, und dessen Grenzen. Und er wußte, daß sie noch lange nicht erreicht waren. All die kleinen und großen Verletzungen, die er davongetragen hatte, waren nicht mehr als Nadelstiche, quälend und hinderlich, aber normalerweise nicht gefährlich. Und schon gar nicht so schlimm, daß er sich nur noch mit Mühe im Sattel halten konnte. Trotzdem hatte er auf dem Weg mehrmals das Bewußtsein verloren, immer nur kurz, vielleicht nur für Sekunden; er war erschrocken hochgefahren und hatte begriffen, daß er im Sattel nach vorne oder zur Seite gekippt war, und einmal hatte ihn Titchs rasches Zugreifen davor gerettet, vom Pferd zu stürzen und sich vielleicht einen Knochen oder gleich den Hals zu brechen. Die Schwäche war wieder da; der unsichtbare Vampir in seinem Inneren, der seine Kraft aufsog und nichts als furchtbare Leere und ziellosen Zorn hinterließ.
    Und das Erschreckendste von allem vielleicht war der Traum.
    Er träumte den gleichen sinnlosen, zweigeteilten Traum wie in den Nächten zuvor, nur daß er gar nicht schlief. Aber seine Schwäche schien tief genug, daß sich in seinem Bewußtsein auch jetzt diese unheimliche Spaltung vollzog, bei der er noch immer registrierte, was um ihn herum und mit ihm geschah, aber fast unfähig war, in irgendeiner Form darauf zu reagieren.
    Als die Sonne aufging, wurde es ein wenig besser. Das Licht und die wärmenden Strahlen ließen ein wenig von der verlorenen Kraft in seinen Körper zurückkehren, und die Träume verblaßten, wurden zu drohenden Schatten irgendwo am Rande seines Bewußtseins, die noch immer da waren, ihn aber nicht mehr zu überwältigen vermochten. Müde blinzelte er zu den Bergen hinüber. Während der Nacht hatte er sie manchmal als gewaltige finstere Schatten irgendwo in unbestimmbarer Entfernung erkannt, jetzt sah er, daß sie den ersten Felshängen schon bis auf zwei, allerhöchstens drei Meilen nahegekommen waren. Aber der Anblick der steinernen grauen Riesen hatte nichts Beschützendes mehr. Gewußt hatte er es schon lange, aber die Ereignisse der vergangenen Nacht hatten ihm endgültig bewiesen, daß sie gegen einen Gegner kämpften, vor dem es keinen Schutz gab.
    Er sah zu Titch hoch, der neben ihm ritt. Es war schwer, im Gesicht eines Quorrl ein Gefühl zu erkennen, aber Skar glaubte auch auf seinen Zügen Müdigkeit zu sehen, allerdings keine
körperlicher
Art. Der Blick des Quorrl war starr nach Norden gerichtet, aber er saß ein wenig zu aufrecht im Sattel, und seine Hand hielt die Zügel ein wenig zu fest, um seine Betäubung zu verbergen. Mit Ausnahme der Frage, wie es ihm und Kiina ging, hatte Titch während des gesamten Rittes kein Wort gesprochen; ebensowenig wie seine Krieger. Sie waren sieben oder acht Stunden lang nebeneinander hergeritten, ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln. Im grauen Licht der Dämmerung kamen Skar Titch und seine zerschlagene Quorrl-Armee wie eine Gruppe gespenstischer Geisterreiter vor. Aber vielleicht waren sie das alle, ihn eingeschlossen
    - Gespenster, die denn Geist einer Welt nachjagten, die es schon lange nicht mehr gab.
    Die Berge schienen nicht näher zu kommen. Während der Nacht, so dunkel sie gewesen war, waren sie manchmal als fast umrißlose,

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