Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Die
Ultha
griffen die Quorrl erbarmungslos an, und für einen Moment sah es fast so aus, als könnten sie ihren Ansturm ganz allein aufhalten: Titchs Krieger stürzten reihenweise unter den unbarmherzigen Hieben ihrer dürren Chitinklauen, und nur zu viele blieben liegen. Aber die überlebenden Quorrl kämpften kaum weniger verbissen. Zu zweit oder dritt stürzten sie sich auf einen ihrer unheimlichen Gegner, und sie nahmen dabei keinerlei Rücksicht mehr auf ihr eigenes Leben. Die Unterschiede zwischen Quorrl und
Ultha
schienen sich für einen Moment zu verwischen; während der wenigen Sekunden, die der verbissene Kampf in Wirklichkeit nur dauerte, schienen sie gleich zu werden, die eine wie die andere Seite keine lebenden Wesen mehr, sondern große, fürchterliche Maschinen, die nur noch dem einzigen Befehl gehorchten: zu vernichten. Skar sah Titch, der, ohne Rücksicht auf seine Verletzung zu nehmen, sein gewaltiges Schwert mit beiden Händen schwang und einen
Ultha
tötete, der von gleich drei Quorrl zu Boden gerissen worden war. Nur einer der drei Quorrl-Krieger erhob sich wieder.
    »Skar!« stöhnte Yul. »Halte sie auf! Sie zerstören alles!«
    Skar war irritiert. Er fühlte sich... hilflos. Rings um ihn herum sanken die
Errish
zu Boden, von Pfeilschüssen getroffen oder durch die pure Wucht des mentalen Schocks betäubt, der die jähe Unterbrechung ihrer Trance auslöste. In wenigen Sekunden würden Titchs Krieger die
Ultha
überrannt haben, und sei es einfach nur durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit, und nicht eine dieser achtzig Frauen würde sich auch nur
wehren.
Außer Yul, Anschi und den beiden
Errish,
die die
Ultha
begleitet hatten, begriff vielleicht nicht einmal eine von ihnen, was überhaupt geschah. Titchs Quorrl hatten bereits gewonnen, noch bevor der Kampf richtig begann. Er sollte Zufriedenheit empfinden, zumindest Erleichterung, denn noch vor Augenblicken hatte er den sicheren Tod vor Augen gehabt, aber statt dessen spürte er nichts als Furcht, als er in Yuls Augen blickte.
    Das Gesicht der alten
Errish
war zu einer Maske des Entsetzens geworden. Und plötzlich begann Skar zu ahnen, daß alles anders war, ganz anders, als er geglaubt hatte. Es war nicht die Furcht um das Leben ihrer Mädchen, die Yul fast um den Verstand brachte. Es war —
    »Um Gottes Willen!« flüsterte er. »Der
Dronte!«
    Yul schlug zitternd die Hände vor das Gesicht, und selbst Anschi wurde blaß, als sie begriff, was Skars Worte bedeuteten.
    Skar fuhr herum, rannte den Quorrl entgegen und schrie aus Leibeskräften Titchs Namen.
»Hört auf!«
brüllte er.
»Zurück! Titch, zieh deine Männer zurück, oder du bringst uns alle um!«
Aber es war zu spät. Selbst wenn Titch ihn verstanden hätte, und selbst wenn er den Sinn von Skars Warnung begriffen hätte — die Dinge hatten schon lange ihren eigenen Willen entwickelt und scherten sich nicht mehr um den derer, die sie ins Rollen gebracht hatten. Die überlebenden Quorrl stürmten brüllend auf den Lagerplatz hinaus, Schwerter und Keulen blitzten auf und trafen die hilflos daliegenden
Errish,
und dann geschah, was Skar voller panischem Entsetzen erwartet hatte: Einer der Quorrl-Krieger erreichte die Steilküste und rannte daran entlang. Selbst vom fünfhundert Fuß tiefer liegenden Meer her mußte sich seine Silhouette deutlich gegen den roten Schein des Feuers abheben.
    Für eine einzelne, endlos scheinende Sekunde schien die Zeit stehenzubleiben. Skar sah alles mit jener phantastischen Klarheit, mit der Momente absoluten Schreckens manchmal ablaufen, und er selbst fühlte sich wie von unsichtbaren klebrigen Fäden eingesponnen, unfähig, sich zu bewegen oder irgend etwas zu tun, um das Entsetzliche noch aufzuhalten: Der Quorrl rannte weiter an der Steilküste entlang, Titchs Krieger fuhren fort, die wehrlosen
Errish
zu erschlagen, und neben ihm öffnete Yul den Mund zu einem absurden, lautlosen Schrei, und für einen noch winzigeren Teil dieser kurzen Sekunde machte sich die verzweifelte Hoffnung in Skar breit, daß sie sich getäuscht hatten, daß das Chaos ausbleiben würde und —
    Und auf der anderen Seite der schwarzen Schattenlinie, die die Steilküste markierte, begann ein düsterrotes Höllenfeuer aufzuglühen. Ein prasselndes, ungeheuer
lautes
Zischen erklang, und den Bruchteil einer Sekunde später verschwanden der Quorrl und ein Drittel der Steilküste, auf deren Grat er entlanglief, in weißer Glut. Skar sah, wie sein Körper zu einem flachen

Weitere Kostenlose Bücher