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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwebende Schatten im Norden erschienen; nichts, was man wirklich erkennen konnte, sondern einfach ein Teil der Nacht, in der sich die Dunkelheit noch weiter verdichtet hatte, als gäbe es da irgendeine Macht, die ihnen zeigen wollte, daß ihr Weg ins Nichts führte. Jetzt konnte Skar die zerborstene Felslandschaft der Vorberge erkennen, ein Labyrinth aus Schatten und Linien und gesprungenem Grau, das den eigentlichen Bergen vorgelagert war und ihnen Schutz bieten würde; wovor, wußte er selbst nicht. Aber sowenig er sich wirklich an die Stunden im Sattel erinnern konnte, so wenig schienen die letzten Meilen kürzer zu werden. Über diesen Bergen, dessen war er plötzlich ganz sicher, lag ein böser Fluch, der sie im gleichen Tempo vor ihnen zurückweichen ließ, in dem sie sich ihnen zu nähern versuchten. Vielleicht war es auch Enwor selbst; sein ausgedörrter Boden, der unter den Hufen ihrer Pferde zurückglitt, immer so schnell, wie die Tiere liefen, so daß sie es nicht einmal merkten. Möglicherweise hatte dieser ganze Planet endlich erkannt, wer sein wahrer Besitzer war. Vielleicht war er auch des Krieges einfach ebenso müde wie die, die auf ihm lebten.
    Skars Gedanken begannen sich zu verwirren, und für einen Moment, vielleicht auch für Stunden glitt er wieder hinüber in jenen fürchterlichen Alptraum, der bar jeder Handlung war und in dem ihm eine körperlose, drängende Stimme immer und immer wieder das eine Wort zuflüsterte: Töte! Noch konnte er ihr widerstehen, aber bald, das wußte er, würde sie zum Befehl werden. Und dann? Sein nächster klarer Eindruck war der eines überhängenden, vielfach geborstenen Felsens, in dessen Windschatten Titch sein und Kiinas Pferd lenkte. Er erschrak, als er begriff, daß er nicht zum ersten Mal in dieser Nacht hilflos gewesen war. »Kannst du absteigen?« fragte Titch.
    Skar hatte Mühe, seine Worte zu verstehen. Der Quorrl hatte den Helm wieder aufgesetzt, wodurch er noch größer und drohender aussah, und Skar wurde erst jetzt bewußt, daß er noch immer das Schwert in der Hand trug. Offensichtlich rechnete der Quorrl noch immer mit einem Angriff.
    Es erschien ihm viel zu mühsam, zu antworten, und so schwang er sich wortlos aus dem Sattel. Es ging besser, als er geglaubt hatte. Seine Knie zitterten, aber die Bewegung schien neue Kraftreserven zu mobilisieren, und für einen kurzen Moment fühlte er sich sogar beinahe frisch und ausgeruht. Dann machte er einen Schritt, und die Welt begann sich um ihn herum zu drehen.
    Er hielt sich am Sattel fest, wartete, bis der Anfall vorüber war, und ging vorsichtiger weiter. Titch scheuchte ihn mit einem rüden Kopfschütteln weg, als er ihm helfen wollte, Kiina vom Pferd zu nehmen.
    Die Quorrl begannen ein Lager aufzuschlagen, während Skar sich einfach zu Boden sinken ließ und den Kopf gegen einen Stein legte. Müdigkeit kroch wie eine schleichende bleierne Last in seine Glieder, und ihm wurde wieder übel. Eigentlich, überlegte er, war ihm während der vergangenen beiden Tage immer ein wenig übel gewesen. Er konnte sich kaum mehr daran erinnern, wann er sich das letzte Mal wirklich wohl gefühlt hatte. Er schlief wieder ein und träumte, aber auch diesmal dauerte es nur Augenblicke, bis er mit einem halblauten Schrei wieder hochfuhr und sich erschrocken umsah.
    Er blickte direkt in Titchs Gesicht. Der Quorrl hockte vor ihm, stützte sein Körpergewicht mit der verletzten Hand am Boden ab und hielt ihm mit der anderen eine Flasche hin. Skar nahm sie, trank ein wenig und kämpfte sekundenlang mit aller Macht gegen den Brechreiz an, den das Schlucken in seiner Kehle auslöste. »Wie geht es Kiina?« fragte er mühsam.
    »Warum schläfst du nicht ein wenig?« sagte Titch anstelle einer Antwort. »Es wird noch eine Stunde dauern, vielleicht auch zwei, bis sie hier sind.«
    »Sie?«
    »Deine zauberhaften Freundinnen«, antwortete Titch spöttisch. »Sie verfolgen uns. Schon seit Stunden.«
    Skar wußte nicht, was ihn mehr irritierte: der ungewohnte Spott in Titchs Worten, oder die Tatsache, daß er nichts von irgendeiner Verfolgung bemerkt hatte. Er hatte bisher nicht einmal gewußt, daß es Überlebende gegeben hatte.
    »Wieviele?« fragte er.
    Titch stand auf, befestigte die Feldflasche an seinem Gürtel und machte eine Kopfbewegung, ihm zu folgen. Es bereitete Skar unerwartet viel Mühe, sich zu erheben und hinter dem Quorrl herzugehen.
    Die Sonne war mittlerweile völlig aufgegangen. Die Schatten waren noch lang und

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