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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mühelos Ennart und seine Zauberpriester den Willen eines Menschen zu brechen vermochten. Schließlich war auch Anschi nicht sie selbst; nichts an ihrer Stimme, ihren Bewegungen und Gesten und ihrem Blick erinnerte an einen Menschen, der nicht Herr seines Willens war, und doch war die junge
Errish
nicht mehr als eine Marionette, die Ennart zu ihm geschickt hatte, um…
    Ja, was eigentlich? Er wußte es nicht, und noch bevor er sein vages Mißtrauen in einen Gedanken oder gar eine Frage kleiden konnte, wandte Anschi sich endgültig um und verließ den Raum. Skar folgte ihr über den Eisenkorridor bis zu einer weiteren, gleichförmigen Tür, hinter der sich ein überraschend heller Raum befand. Kiinas Zimmer, das drei Fenster hatte wie sein eigenes. Draußen über dem Hof schien die Sonne; noch oder schon wieder. Entweder, er war nur wenige Augenblicke bewußtlos gewesen, oder die ganze Nacht, dachte er erschrocken. Vielleicht
mehr
als nur eine Nacht.
    Kiina schlief, wie Anschi behauptet hatte, aber sie lag nicht im Bett, sondern saß in einem hochlehnigen, geschnitzten Stuhl direkt vor dem größten der drei Fenster, so daß der Sonnenschein direkt auf ihr Gesicht fiel und Skar für einige Sekunden Gelegenheit bekam, sie in aller Ruhe zu betrachten. Ihre Züge waren entspannt und wirkten sehr friedlich. Sie sah noch immer ein wenig krank aus, aber wirklich nur noch ein
wenig —
ihre Haut war blaß, und unter den Augen und auf den Wangen lagen angedeutete Schatten, die ihr etwas sonderbar Verwundbares und gleichzeitig Reizvolles gaben. Wie fast immer in letzter Zeit, wenn Skar sie ansah, überkam ihn ein rasches, heftiges Gefühl von Zuneigung, eine Wärme und Verbundenheit, die ein bißchen wie Liebe war, aber von einer Art, wie er sie nie zuvor kennengelernt hatte. Eine Zärtlichkeit völlig neuer, ihn selbst verwirrender Weise. Das schlafende Mädchen hatte etwas an sich, das es schutzbedürftig machte. Skar verspürte plötzlich den Wunsch, die Hand auszustrecken und Kiinas Wange zu streicheln. Er war zornig auf sie gewesen, weil sie ihm die Verantwortung für ihr Leben aufgebürdet hatte, ohne ihn zu fragen, ob er das überhaupt wollte, aber jetzt begriff er, wie lächerlich er sich verhalten hatte. Sie verlangte nicht nur, sie gab auch. So schwer es sein mochte, für das Leben eines anderen zu bürgen, so wichtig war es auch, denn es gab dem eigenen Leben einen Sinn.
    Anschi zerstörte den Zauber des Augenblicks, indem sie neben Kiina trat und sie unsanft an der Schulter rüttelte, bis sie die Augen aufschlug. Das Mädchen blinzelte, hob verwirrt die Hand ans Gesicht und sah erst die
Errish,
dann Skar an. Für eine halbe Sekunde blieb ihr Blick leer, dann erkannte sie Skar und lächelte. »Wie fühlst du dich?« fragte er leise.
    »Gut«, antwortete Kiina automatisch. »Müde. Was ist… wo —« Sie stockte, als ihre Erinnerungen schlagartig zurückkehrten, blickte Anschi mit neuem Schrecken an und stand mit einem Ruck auf.
    Um aus der gleichen Bewegung heraus in Anschis Arme zu stürzen, die gedankenschnell vortrat und sie auffing. Skar war ihr sogar näher, aber Anschi schien die Bewegung vorausgeahnt zu haben.
    Eine halbe Sekunde lang blieb Kiina reglos und zitternd stehen, wie ein Kind an die Brust des kaum älteren Mädchens gepreßt. Dann riß sie sich los, wich mit einem Schritt an Skars Seite zurück und funkelte Anschi zornig an.
    »Faß mich nicht an!« sagte sie. »Rühr mich nie wieder an, du verdammte Hexe!«
    »Wie du willst.« Die
Errish
zuckte scheinbar gleichmütig mit den Schultern. »Das nächste Mal lasse ich dich fallen — einverstanden?«
    »Du —«
    »Kiina!« Skar ergriff das Mädchen bei den Schultern und drehte es mit sanfter Gewalt herum, allein um den Blickkontakt zwischen ihr und der
Errish
zu unterbrechen. Ihre Zeit war zu kostbar, um sie mit etwas so Sinnlosem wie einem Streit zwischen Anschi und ihr zu vergeuden. »Sie kann nichts dafür«, sagte er sanft, aber so eindringlich, wie er konnte, ohne theatralisch zu werden.
    »Bist du da so sicher?« fragte Anschi.
    Skar sah sie über Kiinas Schulter hinweg scharf an. Aber er schluckte die ärgerliche Bemerkung herunter, die ihm auf der Zunge lag. »Würdest du uns einen Moment allein lassen?« bat er. »Nein«, sagte Anschi freundlich.
    Kiina sog hörbar die Luft ein, und auch Skar verspürte erneut Zorn, den er diesmal kaum noch zu beherrschen vermochte.
    »Wir werden
sie
jetzt wieder allein lassen«, fuhr Anschi mit einer

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