Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
legte sich eine zweite, entsetzlich starke Hand um seine Kehle und drückte zu. Das schuppige Gesicht des Quorrl starrte ihn an, die Lippen zu einem tödlichen Raubtiergrinsen gebleckt. Der Druck auf Skars Hals wurde unerträglich. Noch eine Sekunde, und der Quorrl würde ihm einfach den Kehlkopf zerquetschen. Und in diesem Augenblick erkannte Skar den Quorrl.
    »Titch!« keuchte er ungläubig.
    Er wußte nicht, woher er den Atem nahm, dieses Wort zu flüstern, aber es gelang ihm, und Titch hörte es. Für eine winzige, endlose Sekunde erstarrte der Quorrl. Der Druck seiner Hand ließ nicht nach, aber er steigerte sich auch nicht noch mehr. Titch stand einfach reglos da, wie gelähmt, Skar an einem Arm und dem Hals gepackt haltend wie ein Spielzeug.
    Skar wehrte sich verzweifelt mit dem bißchen Kraft, das er noch hatte. Er versuchte nach dem Quorrl zu treten, traf aber nur das eiserne Gitter, das sich noch immer zwischen ihm und Titch befand. Seine freie Hand schlug nach Titchs Gesicht, aber in seinen Hieben war keine Gewalt mehr, und Titchs Augen befanden sich nicht in Reichweite seiner tastenden Finger.
    Titch stöhnte; ein tiefer, grollender Laut, der nicht aus seiner Kehle kam, sondern tief aus seiner Brust. In die flackernde Mordlust in seinem Blick mischte sich Entsetzen; Schmerz, der weit über körperliche Pein hinausging. Er wankte, riß Skar mit einem jähen Ruck noch weiter in die Höhe und ließ ihn unvermittelt los.
    Skar stürzte schwer auf den metallenen Boden des Balkons und blieb liegen. Sein Herz raste. Titchs Hand schien noch immer an seinem Hals zu sein. Er konnte nicht atmen, und in seinen Lungen war ein stacheliger Ball aus Feuer, der ihn vor Schmerz hätte aufschreien lassen, hätte er die Luft dazu gehabt. Mit letzter Kraft wälzte er sich auf den Rücken und konzentrierte all seinen Willen darauf, zu atmen, eine simple Tätigkeit, die plötzlich unendlich schwer geworden war.
    Es gelang ihm. Flüssiges Feuer rann seine Kehle hinab und verbündete sich mit dem Schmerz in seinen Lungen, aber plötzlich bekam er wieder Luft. Tränen des Schmerzes in den Augen, richtete Skar sich auf, schlug beide Hände gegen den Hals und atmete keuchend und so schnell, daß ihm schwindlig wurde. In seinem Kopf drehte sich alles. Schwäche überflutete ihn wie eine warme, schmeichelnde Woge. Aber er durfte der Verlockung nicht nachgeben. Wenn er die Augen schloß und sich gestattete, das Bewußtsein zu verlieren, würde er nie wieder erwachen. Mit aller Macht zwang sich Skar, den Kopf zu heben.
    Als er die Augen öffnete, stand Titch über ihm, breitbeinig, noch immer halb gelähmt vor Schrecken und Entsetzen, aber in veränderter Haltung: seine rechte Hand war zur Faust geballt und zum tödlichen Schlag erhoben. Seine Augen waren weit.
»Du!«
flüsterte er. »Du?«
    Der Klang dieses einzelnen Wortes ließ Skar erschauern, denn es lag ein Haß darin, wie er ihn niemals zuvor in der Stimme eines lebenden Wesens gehört hatte.
    »Titch!« würgte Skar hervor. »Ich bin es! Skar!
Titch!«
    Titchs Blick flackerte. Sein Mund öffnete sich zu einem hellen, fast winselnden Stöhnen — und plötzlich fuhr er herum, schrie wie unter unerträglichem Schmerz auf und schlug die Faust mit aller Gewalt gegen die Wand. Seine Knöchel platzten auf. Blut lief über seine Hand und besudelte Titchs Lippen, als er zurücktaumelte und die Faust gegen den Mund preßte.
    Skar versuchte auf die Beine zu kommen, aber seine Beine knickten einfach unter ihm weg. Mühsam kroch er auf den Quorrl zu, hob den Arm und versuchte nach ihm zu greifen, aber Titch wich mit einem neuerlichen Schrei vor ihm zurück, preßte sich gegen die Wand und begann zu wimmern.
    »Nein!« stöhnte er. »Geh… weg, Skar. Flieh! Flieh, oder ich muß dich töten!«
    »Das wirst du… nicht tun«, krächzte Skar. Er wollte den Quorrl anschreien, aber er konnte es nicht: sein Hals war ein einziger, pulsierender Schmerz. Alles, was er zustande brachte, war ein heiseres Flüstern. »Kämpfe dagegen. Du kannst es, Titch. Es ist dasselbe, was… sie mit mir getan haben, und allen anderen. Aber jetzt trifft es euch. Es ist… nicht dein… Wille.«
    Der Quorrl schlug die Hände vor das Gesicht und begann zu schluchzen. Langsam sank er an der Wand entlang zu Boden und legte den Kopf auf die Knie. Seine Krallen fuhren mit scharrenden Geräuschen über den Stahl des Turmes.
    »Geh, Skar«, keuchte er. »Ich will es nicht, aber etwas… zwingt mich.«
    »Kämpfe

Weitere Kostenlose Bücher