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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sollte, dann wird Titch das Kommando übernehmen. Ihr werdet ihm gehorchen.«
    »Was soll das heißen?« fragte Kiina. Skar ignorierte sie.
    »Wie viele seid ihr?« fragte er.
    »Neun«, antwortete Jella. »Aber ich weiß nicht, ob…«
    »Wir brauchen zwei eurer Daktylen«, unterbrach sie Skar.
    »Eine für Titch, eine zweite für Kiina und mich. Du wirst die kräftigsten Tiere heraussuchen, denn wir haben einen sehr weiten Weg vor uns.«
    »Ihr wollt allein weiterreiten?« Der Schrecken in Jellas Stimme war unüberhörbar. Skar verfluchte sich innerlich dafür, nicht schon am Abend mit den
Errish
gesprochen zu haben. Aber er hatte geglaubt, daß ihnen wenigstens eine winzige Atempause blieb.
    »Wir müssen es«, antwortete er. »Es wäre euer Tod, wenn ihr versuchen würdet, uns in Titchs Land zu begleiten. Und ich habe eine andere Aufgabe für dich. Du kennst den Weg nach Ikne?« Das Mädchen nickte nervös.
    »Wie lange braucht ihr dorthin?«
    »Zwei… vielleicht drei Tage«, antwortete Jella zögernd.
    »Nicht mehr.« Sie hatte Angst. Vielleicht hatte sie begriffen, was er mit seinen Worten
wirklich
sagen wollte, vielleicht hatte sie auch einfach Angst, allein zurückzubleiben. Trotz allem, das begriff Skar plötzlich, waren es der Quorrl und er gewesen, die diesen Kindern wenigstens die Illusion von Sicherheit gegeben hatten.
    »Ihr müßt es in zwei Tagen schaffen«, sagte er. »Fliegt nach Ikne. Alle. Versucht nicht, irgend etwas Dummes zu tun oder euch gar in Kämpfe mit den Zauberpriestern einzulassen. Ihr müßt das Heer erreichen, bevor es die Stadt angreift. Fragt nach Del, dem Kriegsherrn der Satai. Erzähle ihm, was geschehen ist, und richte ihm folgendes von mir aus: Die Schlacht darf nicht stattfinden. Er darf die Stadt nicht angreifen, ganz gleich, was geschieht. Sage ihm, Skar hätte dich geschickt, und er solle sich daran erinnern, was in Drasks Burg geschehen ist, als es zum Kampf kam. Hast du das verstanden?«
    Jella nickte. »Ja. Ich werde zu Del gehen und ihm Eure Worte ausrichten.«
    »Es ist wichtig«, sagte Skar in hastigem, fast beschwörendem Ton. »Viel wichtiger, als du dir vorstellen kannst, Kind.«
    »Ich werde es tun«, versicherte Jella noch einmal.
    Skar sah seine Hand an. Die kriechende Linie hatte seine Knöchel erreicht und spaltete sie in eine Hälfte bleichen weißen Lebens und eine andere, größer werdende aus schwarzem Tod. Sein Arm hatte aufgehört zu bluten. Der Schmerz war zu einem qualvollen, aber erträglichen Pochen geworden, aber er war noch da. Er wußte, daß er nicht den Mut hatte, ihn noch einmal herauszufordern.
    Langsam, mit Bewegungen, von denen er selbst spürte, wie erzwungen und mühsam sie waren, drehte er sich zu Titch um.
    Der Quorrl stand hinter Kiina, unauffällig, aber so, daß er nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie festzuhalten. Kiina schien es nicht einmal zu merken. Sie starrte Skar an, mit weit aufgerissenen dunklen Augen und fassungslos über das, was sie gehört hatte.
    »Du… du glaubst, daß… daß du stirbst?« stammelte sie.
    »Nein«, log Skar. »Aber es kann sein, daß ich eine Weile außer Gefecht gesetzt werde.« Er lachte leise und hob den Arm, so daß sich der Feuerschein auf dem silbernen Band brach. »Dieses kleine Biest hier hat scharfe Zähne.«
    »Lüg nicht!« schrie Kiina. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber der Ausdruck auf ihrem Gesicht war mehr der von Zorn als von Schmerz. »Du stirbst! Du kannst es nicht entfernen.
    Es… es tötet dich, wenn du es versuchst!«
    »Unsinn«, sagte Skar barsch. »Ich habe noch nicht vor, zu sterben.« Rüde drehte er sich zu Jella um und deutete auf den schmalen Lederstreifen, der ihr Haar zusammenhielt. »Gib mir dein Haarband«, verlangte er.
    Die
Errish
erbleichte, und Kiina schrie auf, als sie begriff, was er vorhatte. Skar drehte sich nicht zu ihr um, aber er hörte, wie Titch sie packte und festhielt, während Jella die Arme über den Kopf hob und mit zitternden Fingern den Knoten löste, der den dünnen Lederriemen zusammenhielt. Skar nahm ihn entgegen, band ihn fest um seinen linken Arm, zwei Finger breit über den tötenden Silberring, und versuchte ungeschickt, mit der rechten Hand und den Zähnen einen Knoten hinzubinden. Jella sah ihm einen Moment dabei zu, ehe sie mit einem Kopfschütteln seine Hand beiseite schob und den Arm abband; nicht sehr sanft, aber mit einer Geschicklichkeit, die ihre Worte Lügen strafte, nichts von der Heilkunst zu verstehen. Skars

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