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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu schlagen und seinen Arm zu betrachten. Er wußte, was er sehen würde, und er hatte Angst davor. Obwohl die letzten drei Tage für ihn praktisch nicht existierten, erinnerte er sich an alles, was vorher geschehen war.
    Er glaubte, Kiinas Schrei noch immer zu hören.
    Dann begriff er, daß er
tatsächlich
etwas hörte. Es
war
ein Schrei, aber nicht der eines Menschen, sondern das mißtönende Krächzen eines Vogels — eines sehr großen Vogels, der Stimme nach zu urteilen —, der aber beruhigend weit entfernt war. Neugierig sah er sich um.
    Er befand sich nicht in einem Gebäude, sondern lag auf moosbewachsenem, sehr kaltem Waldboden, und das Dach über ihm bestand nicht aus Stein oder Stroh, sondern aus den tiefhängenden Ästen der sonderbar dickstämmigen, geschuppten Nadelbäume, die ihn umgaben. Sein Blick reichte nicht sehr weit. Die kleine Lichtung, auf der sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, war auf allen Seiten von dornigem Gestrüpp umschlossen, so dicht, daß selbst ein weniger aufmerksamer Beobachter als Skar sofort begriffen hätte, daß irgend jemand kräftig dabei nachgeholfen hatte, den Lagerplatz im Unterholz zu tarnen. Nur eine Armeslänge neben ihm befand sich ein zweites, verlassenes Nachtlager aus Decken und Fellen, und auf der anderen Seite der Lichtung gewahrte er den Abdruck eines gewaltigen Körpers im Moos. Keine Feuerstelle, trotz der bitteren Kälte. Titch hatte es nicht gewagt, Feuer zu machen… Aber wo war er? Und vor allem —wo war Kiina?
    In Skars Neugier mischte sich eine schwache Spur von Besorgnis. Er wußte nicht, wo er war. Er hatte Bäume und Büsche wie diese hier nie zuvor gesehen, aber die klirrende Kälte und die sonderbare Vegetation verrieten ihm, daß sie sich sehr weit im Norden befinden mußten. Nahe der Grenzen des Quorrl-Lan-des. Vielleicht schon
hinter
ihnen. Irgendwo in der grauen Dämmerung vor ihm knackte etwas. Skar setzte sich weiter auf, spannte sich unwillkürlich und erkannte Kiina in dem Schatten, der gebückt und fluchend aus der Mauer aus Dornen hervortrat, die die Lichtung umgab. Sie blieb mitten im Schritt stehen, als sie sah, daß er wach war, und obwohl er in dem schlechten Licht ihr Gesicht nicht erkennen konnte, spürte er ihr Erschrecken.
    Er versuchte zu lächeln, sagte sich, daß sie es wahrscheinlich ebensowenig sehen würde wie er umgekehrt ihre Reaktion, und wartete, bis sie ihren Schrecken überwunden hatte.
    »Du bist… wach.« Mehr noch als das spürbare Stocken ließ ihn die Banalität der Worte begreifen, wie überrascht Kiina war, ihn nicht mehr schlafend vorzufinden. Sie war jetzt nahe genug, daß er ihr Gesicht erkennen konnte, aber der Ausdruck darauf war nicht der von Erleichterung. Im Gegenteil. Sie wirkte erschrocken, bestürzt, verängstigt — das alles und noch mehr, so daß er sich unwillkürlich fragte, was geschehen sein mochte, während er mit dem Tod gerungen hatte.
    »Wo ist Titch?« fragte er, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. Kiina machte eine vage Geste hinter sich. »Er… wollte sich ein wenig umsehen. Aber er kommt gleich zurück.« Sie lächelte nervös, trat unsicher von einem Fuß auf den anderen und gab sich einen sichtbaren Ruck. »Wie fühlst du dich?«
    »Gut«, antwortete Skar. Es war nicht einmal gelogen. Er hatte Schmerzen und war ein Krüppel und fror erbärmlich, aber er hatte trotzdem das intensive Gefühl, einen Kampf
gewonnen
zu haben, nicht verloren. »Wie lange war ich —«
    »Drei Tage«, unterbrach ihn Kiina. »Wir sind in Cant.«.
    »Cant?«
    »Das Land der Quorrl. Sie selbst nennen es so. Wußtest du das nicht?«
    Skar verneinte. Kiinas Lächeln wurde noch unsicherer und nervöser. Sie konnte nicht mehr still stehen, sondern begann sich unruhig hin und her zu bewegen. Ihr Blick glitt fast hilfesuchend über die Barriere aus Dornen und Zweigen hinter ihm. Aber der Grund ihrer Befangenheit war nicht irgend etwas, was
geschehen
war während seiner Bewußtlosigkeit, sondern er selbst. Die Furcht, die er spürte, war die, einem Sterbenden auf dem Totenbett gegenüberzutreten oder einem geliebten Menschen sagen zu müssen, daß er nur noch wenige Tage zu leben hatte. Jenes völlig unbegründete, aber quälende Gefühl der Mitschuld dem Schmerz anderer gegenüber, das Skar zu gut kannte, um nicht plötzlich seinerseits Mitleid mit Kiina zu empfinden. Es war nicht jedermanns Sache, schlechte Nachrichten zu überbringen. Er konnte das beurteilen. Er hatte es oft genug tun müssen.
    »Setz

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