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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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hinauf in den kleinen Verwaltungstrakt. Alles lag wie ausgestorben, seitdem Dhloma tot war.
    Dann öffnete sich eine Bürotür und Shali schaute heraus, offenbar neugierig geworden. Ihre Blicke trafen sich. Daxxel wusste nicht, ob seine Miene das drohende Unheil bereits ankündigte, aber sicher waren ihm Müdigkeit, Enttäuschung und möglicherweise auch etwas Entsetzen anzusehen. Shali sagte jedenfalls nichts, sondern ließ die Tür offen und verschwand wieder in ihrem Büro.
    Daxxel und Zant traten ein. Shali saß auf ihrem Sessel, die Tentakel gesenkt, die großen, wässrigen Augen auf die Besucher gerichtet. Die Stille wurde nur allzu schnell bedrückend.
    Daxxel war für einen Moment selbst überrascht, wie mühsam ihm die Sätze über die Lippen kamen.
    »Shali, du hast uns nicht alles gesagt. Wer ist Whiila?«
    Turulianische Mimik war schwer zu deuten, doch er hatte einige Übung darin. Hass und Verzweiflung wechselten sich auf Shalis Gesicht ab und ihre bislang ruhigen Tentakel begannen zu zucken.
    »Sie … Sie ist Dhlomas Verlobte.«
    »Wie lange schon?«
    »Noch nicht so lange. Ein paar Wochen vielleicht.«
    »Das weißt du genauer, Shali, oder?«
    Seine Nachfrage führte zu keiner sofortigen Antwort. Stattdessen rollte die Turulianerin ihren Sessel etwas näher an den Tisch heran. Zants Augen verengten sich.
    »Was sollen diese Fragen?«, fauchte Shali.
    »Bist du Whiila jemals begegnet?«
    »Ein oder zwei Mal.«
    »Wie war dein Verhältnis zu ihr?«
    »Wieso – was hat sie erzählt?«
    Er atmete tief ein. »Dass Dhloma sich schließlich für sie entschieden hätte. Das wirft natürlich eine wichtige Frage auf.«
    Shali sagte nichts.
    »Wer ist die andere, gegen die er sich entschieden hat?«, fuhr Daxxel fort.
    Shali schwieg.
    »Warst du es, Shali?«
    Schweigen.
    »Warst du in Dhloma verliebt, hattet Ihr eine Beziehung?«
    Nichts.
    »Hat er dich wegen ihr sitzen lassen?«
    Shalis Körper zuckte sich unmerklich. Ihre großen Augen starrten Daxxel unbewegt an. Ihre Tentakel bewegten sich kaum. Sie wirkte wie ein monströser, fischiger Pudding, doch Daxxel wusste, dass dieser Eindruck sehr täuschen konnte.
    »Du hast ihm sehr nahe gestanden«, spann er sein Garn weiter. »Er hat dir vertraut. Du warst auch über seine dunklen Seiten im Bilde, nicht wahr? Du wusstest Bescheid über den Perlenhandel.«
    Immer noch keine weitere Reaktion.
    »Du kanntest seine Zugangscodes für das terranische Konsulat. Als du erfahren hast, dass er dich abservieren wollte, weil er eine Neue hatte, bist du vor Eifersucht sehr wütend geworden. Du hast ihn erstickt – mit einem Medikament, denke ich. Du bist doch die ausgebildete Ersthelferin der Botschaft, oder?«
    Shali bestätigte nicht einmal andeutungsweise diese schlichte Feststellung einer bekannten Tatsache. Neben ihm verlagerte Zant ihr Gewicht. Es war ihr wahrscheinlich ebenso wenig geheuer wie ihm, dass sie nicht alle Tentakel der Frau im Blickfeld hatten. Mit einer für Shali kaum sichtbaren Bewegung lockerte Zant die Handfeuerwaffe, die sie im Holster an ihrem Gürtel trug.
    »Dann hast du ihn in das Konsulat geschleppt«, fuhr er fort. »Dort hast du ihm den Schädel eingeschlagen – aus Wut oder zur Ablenkung, ich weiß es nicht. Zur Ablenkung, nicht wahr? Du weißt, wie Eobal Security arbeitet. Die sehen sich den Schädel bloß an und sparen sich danach die Autopsie oder nehmen sie nicht ernst. Ist nicht ganz so gelaufen, Shali. Vor allem, weil Sergeant Zant hier gleich erkannt hat, dass da was nicht zusammenpasst.«
    Jetzt zeigte Shali erstmals Reaktion. Alles, was Daxxel bis dahin gesagt hatte, schien sie nicht weiter zu bekümmern, ja, sie leugnete es nicht einmal. Jetzt aber sagte sie leise: »Er ist mir ausgerutscht. Der Mistkerl ist schwer. Ist mit dem Kopf aufgeschlagen, beim Einladen in den Gleiter. Hat übel gekracht. Sauerei.«
    Daxxel nickte. Er fühlte sich sehr müde und hatte das starke Bedürfnis, sich hinzusetzen. Es war raus. Es war klar. Sie hatte es zugegeben. Ihm fehlte es an jedem Triumphgefühl.
    »Gut«, sagte er leise. »Dann hast du noch die passenden Hinweise hinterlassen, vor allem die Zharani-Perle, um die Spur auf die Perlenmafia zu lenken. Dann der Einbruch der Mafia in Dhlomas Privatwohnung, der hat dir sehr gut in den Kram gepasst. Die Perle, die du dort platziert hast, hat mir Volgaan endgültig auf den Hals gehetzt. Das hat prima geklappt. Wir haben den halben Planeten in Aufruhr versetzt und einen politischen Skandal

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