Eobal (German Edition)
ausgelöst, während der Mord an Dhloma die ganze Zeit absolut nichts mit der ganzen Affäre zu tun hatte, nicht einmal am Rande – es war ein Mord aus Eifersucht. Ganz simpel.«
»Simpel?«, echote Shali. »Simpel? Ich habe gewusst, was er tat. Ich wusste, was für ein Gauner er war, was für ein Verbrecher. Und er hat gewusst, dass ich es wusste. Er hat damit kokettiert und war sich sicher, dass ich ihn niemals verraten würde. Er hat mit mir gespielt. Er war ein Schwein.«
»Und er hatte ja auch recht«, mutmaßte Daxxel. »Du hast ihn geliebt. Du hättest ihn niemals verraten. Seine Geheimnisse waren bei Dir absolut sicher … wenn er nicht den einen, fatalen Fehler gemacht hätte.«
»Diese Schlampe!«, zischte Shali. Die Ruhe war aus ihrer Körperhaltung verschwunden. Sie zitterte in unterdrückter Wut. »Er hat sie nicht ausgewählt, weil sie besser aussah als ich. Er hat sie wegen ihrer Verbindungen in bessere Kreise ausgesucht, als Sprungbrett für eine weitere Karriere. Das nötige Geld hatte er und mächtige Freunde auf Turulia, die mit der Perlenmafia im Bunde standen. Jetzt brauchte er nur noch die passende Partie. Keine kleine Botschaftssekretärin aus einer unbedeutenden Familie, ohne Einfluss und Prestige. Nein, etwas Besseres. Und er war sich seiner Sache so sicher! Eine Mätresse wollte er aus mir machen! Niemals würde ich ihn verraten, denn er war ja so unwiderstehlich und ich ihm so verfallen.«
»Womit er auch recht hatte. Du warst ihm verfallen. Aber du warst nicht völlig willenlos. Dhlomas größter Fehler war, dass er sich selbst für unangreifbar hielt und dich für zu willensschwach, um aus seiner Entscheidung eine Konsequenz zu ziehen. Ihn verraten? Nein, die Genugtuung wäre nicht ausreichend. Mit seinen Verbindungen hätte er möglicherweise den Kopf aus der Schlinge gezogen und wäre verschwunden, natürlich ohne dich. Also blieb nur eine mögliche Entscheidung.«
Shali fiel ein wenig in sich zusammen.
»Er musste sterben«, sagte sie tonlos. »Ich habe ihn geliebt. Er musste bezahlen für das, was er mir antun wollte – was er mir angetan hat. Für seine Arroganz und seine Überheblichkeit und seine Rücksichtslosigkeit. So geht man nicht mit mir um. Ich wusste über alles Bescheid, doch er hat mich einfach nicht für voll genommen. ›Kleine Shali‹, hat er zu mir gesagt. ›Dumme, kleine Shali. Akzeptierte dein Schicksal, es ist das Beste, was du je bekommen wirst.‹ Das hat er gesagt. Gelächelt hat er dabei. Als ob er mir einen Gefallen tun würde.«
Sie sah auf, blickte Daxxel direkt in die Augen.
»Das war nicht akzeptabel.«
Daxxel nickte. Er ahnte, was diese Frau empfand. Dhloma hatte er einmal für seinen besten Freund gehalten und erst nachträglich begriffen, wie dieser ihn ausgenutzt und manipuliert hatte. Nein, Mordgelüste verspürte er nicht – aber er konnte Shali verstehen, nur zu gut.
»Vorsicht!«
Zants Stimme riss ihn hoch.
Shali hielt eine Waffe in der Hand, eine turulianische Projektilpistole. Sie sah groß und klobig aus, gefährlich, und die gähnende Öffnung war auf Zant gerichtet. Die Marinesergeantin hatte ihre eigene Waffe gezogen und so standen sich die beiden Frauen gegenüber.
»Shali! Nicht!«, sagte Daxxel beschwörend. »Es nützt doch nichts. Du machst es nur noch schlimmer. Dhlomas Tod – es wird mildernde Umstände geben. Du hast einen Hochverräter, einen Gangster getötet. Indirekt hast du damit viel Gutes ausgelöst. Das Gericht wird Milde walten lassen.«
Ein Schluchzen durchfuhr Shalis Körper. Der massige, weiche Oktopoidenkörper erbebte dabei.
»Gericht?«, rief sie klagend. »Gericht? Dhloma ist tot! Er ist tot! Ich habe ihn umgebracht, kaltblütig und entschlossen.« Wieder ein Aufschluchzen, ganz tief aus ihrem Leib heraus. »Ich liebe ihn, Daxxel! Ich liebe ihn und ich habe ihn getötet!«
»Nein!«
Doch es war zu spät. Mit einer fließenden Bewegung drehte Shali die Waffe um, richtete die Mündung auf ihren Kopf und drückte ab. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, dann spritzte es auf, der Schädel der Frau schien förmlich zu explodieren. Gehirnmasse verteilte sich im Büro, der massige Körper der Turulianerin sackte regungslos zu Boden, heftig blutend, die Waffe entfiel dem kraftlosen Tentakel.
Daxxel schaute an sich herab, befleckt mit Blut und Innereien. Ein stechender, fischiger Geruch breitete sich aus, wie neulich, vor einigen Tagen, als er den ersten toten Turulianer seines Lebens im Foyer des
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