Ephraim Kishon fur Manager
Sprach's und winkte den Kellner an unseren Tisch. Er informierte ihn flugs, da er vor fünf Minuten eine renommierte Wohnungsmaklerfirma gegründet habe und bereit sei, für jeden Kunden, den ihm der Kellner brächte, fünfzig Shekel in bar als Provision zu zahlen. Wenige Minuten später erschien der erste hoffnungsvolle Klient. »Nehmen Sie Platz«, sagte Jossele, »was für eine Wohnung stellen Sie sich vor?«
»Zwei Zimmer und ein Atelier«, strahlte der Interessent, »mit einem großen Küchenbalkon, im Zentrum der Stadt.« »Ich glaube, ich habe das Richtige für Sie«, meinte Jossele, »aber lassen Sie mich vorerst meine Bedingungen nennen. Ich stelle Ihnen eine Liste von entsprechenden Wohnungen zur Verfügung, Sie schauen sich das Angebot an und sprechen mit den Eigentümern. Ich verlange keine Vorauszahlung. Aber wenn das Geschäft zustande kommt, zahlen Sie mir drei Prozent Vermittlungsgebühr.« »Natürlich«, sagte der Klient, »das klingt fair.« »Herr Ober«, rief Jossele den Kellner. »Bringen Sie mir die Zeitungen.«
Der Kellner brachte einen ganzen Stoß. Jossele wies unseren Klienten an, Zettel und Bleistift zu nehmen und alle Adressen abzuschreiben. In den Zeitungen waren Unmengen von Wohnungen angeboten. Es war Freitag, und die
Wochenendausgaben platzten vor Inseraten. Unser
Kundenerstling notierte sich an die dreißig Adressen, unterschrieb den eilig improvisierten Vertrag und machte dem nächsten Klienten Platz. »Sehr schön«, bemerkte Jossele, »das Geschäft läuft.« Inzwischen hatte sich vor unserem Tisch eine Menschenschlange gebildet. Wir leisteten 28 hoffnungsvollen Wohnungsjägern professionellen Beistand, und pünktlich um fünf Uhr schlössen wir unser Büro. Während der letzten Stunde hatte Jossele hauptsächlich Verträge augesetzt, die er sich unterschreiben ließ, während ich die Zeitungen durchkämmte.
Nun, ein Unternehmen wie dieses birgt natürlich Risiken. Bis zum Abend kamen nur drei Klienten von 28 (!) zurück und zahlten 65 072 Shekel Vermittlungsgebühren. Zugegeben, wir waren etwas enttäuscht. Verstimmt zahlten wir dem Ober sechs Kaffee und drei Provisionen.
»Da tut man sein Bestes, um seinen Mitmenschen zu helfen, und was ist der Dank dafür? Ich bin überzeugt, daß wesentlich mehr Klienten durch unsere Bemühungen zu einem Dach über dem Kopf gelangt sind, als jetzt gezahlt haben«, bemerkte Jossele stocksauer und zog die Rolläden des Cafes herunter. »Lauter Betrüger!«
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Ein Versager
»Sarah, schläfst du?« »Ja.«
»Ich kann nicht einschlafen. Ich habe eine Schlaftablette genommen.«
»Was ist denn los?«
»Ich habe ein ungutes Gefühl. Es sieht so aus, als ob ich der einzige Beamte meiner Abteilung wäre, der vom Autofabrikanten Schubinski nichts bekommen hat. Ist das nicht merkwürdig?« »Hör auf, dich zu quälen, Joram, das muß keiner erfahren.« »Das glaubst du! Im Büro spielen sie ununterbrochen daraufan. Zum Beispiel heute morgen, als ich durch die Tür kam, sagte Schultheiß mit hämischem Grinsen: >Ha, da kommt die Primadonna!« »Hat denn Schultheiß etwas bekommen?« »Da fragst du noch? Er hat von Schubinski einen speziellen Winterrabatt in Höhe von 17 350 Shekel auf ein herrliches Coupe herausgeholt. Wobei der Wagen selbst nur 14200 Shekel gekostet hat.« »Wie ist ihm das gelungen?«
»Es war ein Vorführmodell. Es ist zum Verzweifeln. Alle haben sich an Schubinski herangemacht. Alle, nur ich nicht.« »Mitwelcher Begründung haben sie das getan?« »Aufgrund der Regierungsvereinbarungen mit Autocars.« »Das verstehe ich nicht.« »Dann werde ich versuchen, es dir zu erklären. Eine Arbeiterregierung wie die unsere kann nicht ohne weiteres vom Volk die Steuern einheben, um sie dann auf die einzelnen Bürokraten zu verteilen. Man braucht einen Vertuschungsfaktor dazwischen. Also bedient man sich des Schubinski, der als eine Art Kontokorrent zwischen den verschiedensten Beteiligten fungiert hat.« »Ich verstehe es noch immer nicht.«
»Es ist doch ganz einfach. Schubi bekommt öffentliche Mittel in Form von staatlichen Anleihen, Zuschüssen und Schutzzöllen, und diese Gelder läßt er dann wieder in Form von Rabatten, Geschenken, Stipendien, Diäten und ähnlichem an die Staatsdiener zurückfließen.«
»Nennt man das Liquiditätskreislauf?« »Ungefähr. Der volle terminus technicus lautet: >Der Zahlungsmittelumschlag von der Tasche des Steuerzahlers an die Spitzengremien über
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