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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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um sich zu konzentrieren.
    Â»Du hast dich sicherlich schon gefragt, was es mit
Myra Jones auf sich hatte, oder?«
    Bei der Erwähnung der toten Kommissarin war Lara auf
der Stelle Feuer und Flamme. Sie hatte die rothaarige Schönheit nicht gemocht,
arrogant und kalt und rechthaberisch war sie gewesen. Dennoch hatte sie das
Ende der Frau aufs Tiefste bestürzt – wenn man denn überhaupt von einer Frau
sprechen konnte. Denn Myra Jones war eine Mechanik gewesen. Wie auch immer es
ihr möglich gewesen war, sich als Mensch zu verkaufen. Genauer gesagt hatte
Lara sogar mehr über dieses Phänomen nachgedacht als über das eigenartige Ende,
das sie vor Laras Augen gefunden hatte.
    Natürlich, jemandem, der die ganze Zeit über mit
Mechaniken zu tun hatte (wenn es auch nicht gerade Laras Spezialgebiet war),
gab die Existenz von Myra Jones unausweichlich ein Rätsel auf. Sie hatte noch
nicht mit Tom darüber sprechen können, und er hatte vom Tod der Kommissarin
hoffentlich auch noch nicht erfahren. Immerhin war er mehr oder weniger ins
Hospital der Stadt verbannt worden.
    Alisha Folders hatte es schnell leidgetan, dass sie
aus purer Feigheit verschwunden war, als Lord Hester sie um Hilfe gebeten
hatte. Doch als sie nach Ravinia zurückgekehrt war, war Ma’Haraz’ Attacke auf
das Rondell bereits geschehen und der Rabenlord bereits aufgebrochen.
    Schuldbewusst hatte sie
versucht, sich doch noch nützlich zu machen. So hatte sie eine Weile nach Tom
gesucht, auf der Burg von Ravinia und in Edinburgh. Auch hatte sie die
Verwüstungen im Rondell begutachtet, ohne jedoch irgendjemandem dort zur Hand
gehen zu können. Patzig war ihre Hilfe abgewiesen worden – wenn sich der Rest
der Stadt ansonsten nicht um das Rondell schere, dann könne er den Leuten dort
auch gerne komplett gestohlen bleiben. Das war ihr so oder so ähnlich an den
Kopf geworfen worden.
    Schließlich hatte sie Tom im Hospital gefunden und mit
ihm die ein oder andere unbeholfene Fachsimpelei ausgetauscht. Lara konnte sich
lebhaft vorstellen, wie ihr wortkarger Meister sich ein Gespräch hatte
aufdrängen lassen.
    Als dann der Sturm losgebrochen war, hatte sich Tom in
den Wirren kurzerhand selbst entlassen. Es stand ihm auch nicht besonders gut,
an ein Bett gefesselt zu sein. Im Gegenteil, Lara hätte sich diesen Zustand
auch gar nicht richtig vorstellen können – nun gut, sie war eines Besseren
belehrt worden in den letzten Tagen, denn Tom war mittlerweile von mehr oder
weniger allen Seiten das Verlassen seines Krankenzimmers untersagt worden. Und
er fügte sich mürrisch.
    Â»Und was … ist nun ihre
Geschichte?«, fragte Lara schließlich, als sie merkte, dass Alisha die weiteren
Worte nicht gerade leicht über die Lippen kamen.
    Â»Tja, wo fange ich an?«, fragte die alte Meisterin und
kaute auf ihrer Unterlippe.
    Schließlich riss sie sich zusammen.
    Â»Ruben Goldstein ist …«, sie suchte ein Wort, »… ein
Schwein. Nein, das trifft es nicht richtig. Wahrscheinlich ist er ein einsamer,
fehlgeleiteter, von seinen Machtphantasien eingenommener Mann gewesen.«
    Gewesen ,
ja, Ruben lebte ja nicht mehr. Und trotz all der grässlichen Dinge, die er zu
verantworten hatte, hatte Robert der Gilde im Uhrenturm gegenüber darauf
bestanden, dass er ein menschenwürdiges Begräbnis erhielt.
    Zähneknirschend hatte
Eusebius schließlich zugestimmt, doch hatten sie beschlossen, das Ganze
heimlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion hinter sich zu bringen, um dem
Affront, den viele nicht so einsichtige Leute dahinter hätten vermuten können,
aus dem Weg zu gehen.
    Â»Es ist zumindest nicht so furchtbar schwer
vorstellbar«, fuhr Alisha zögernd fort, »dass Ruben keine Frau an seiner Seite
hatte, oder? Und er fand auch keine. Und, na ja, jeder von uns hat Bedürfnisse.
Seelische und körperliche.«
    Sie warf einen Blick auf den Priester, aber Robert
ließ keinen Kommentar vernehmen, sondern biss stattdessen in sein nächstes
Stück Baklava, als hätte er nichts bemerkt.
    Â»Ruben ist – wie du bemerkt haben dürftest – ein
ziemlich unglaublicher Mechaniker gewesen.«
    Â»Das steht ja wohl außer Frage«, gestand Lara.
    Â»Und was er so alles an mechanischem Getier im Laufe
seiner Zeit gefertigt hat, hast du ja auch gesehen.«
    In der Tat. Und Lara würde es nie und nimmer vergessen
können. Ihr

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