Epicordia
von Begeisterung und
Menschlichkeit, wild und frei.
Frei.
Ja.
Patrick Davenport kratzte sich
verlegen am Hinterkopf und wippte auf den FüÃen. Es tat gut zu sehen, was hier
geschah. Es machte einem das Herz leichter.
Lara war ehrlich zu ihm gewesen.
Das heiÃt, sie hatte es sein wollen, doch das war überflüssig gewesen. Als er
spürte, was geschehen würde, war er so fair gewesen und hatte es ihr
abgenommen.
Die Worte hallten in ihm immer noch
nach.
»Du magst mich«, hatte er gesagt.
Und Lara McLane, die wunderbare Lara McLane, hatte genickt und den Blick
niedergeschlagen, denn sie hatte gewusst, dass er sie durchschaut hatte.
»Aber ich bin nicht der, um den
sich alles dreht, oder?«
Er würde niemals leugnen, dass ein
kleines Fünkchen Hoffnung in diesem »oder?« gesteckt hatte. Das letzte Glimmen
einer angestaubten Hoffnung.
Und Lara hatte eingeatmet, ein
letztes Mal in sich hineingehorcht und ihm die letztgültigste aller Antworten
in dieser Geschichte gegeben.
»Nein.«
Und so würde auch dieses Mädchen,
diese zweite kurz aufflackernde Liebe, nicht Teil seiner Welt werden. Zumindest
nicht so, wie er es sich erhofft hatte.
Er hatte einfach zur richtigen Zeit
die richtigen Lieder gehört.
Oder eben die falschen Lieder zur
falschen Zeit.
Wie man es auch drehte und wendete,
Lara McLane war mit ihrem Herbstregen in sein Leben geweht worden und hatte
sich doch nicht darin verloren. Nicht so, wie er sich in Lara verloren hatte.
Immerhin, die Hochzeit von Milan
und Robina verschaffte seinem Herzen etwas Linderung.
Robina zwinkerte ihm zu, während
sie mit ihrem Milan auf dem Rand des Brunnens herumalberte.
Ja, dachte Patrick Davenport.
Irgendwie tat es gut, Freunde zu haben, auch wenn sie noch so eigenartig waren.
Er dachte daran, seine Zelte in Epicordia abzubrechen und zurückzukehren in das
traurigste Haus Ravinias. Etwas, das er schon viel zu lange vor sich herschob.
Einige Dinge mussten dort in Angriff genommen werden, die traurigen Geister aus
der Villa gescheucht werden.
Doch einige Abenteuer waren immer
gut.
Und so erfreute er sich für den
Moment daran, der einzige geduldete Gast bei den Familien des Mondvolkes zu
sein.
Hier unten in Epicordia.
Flatternde Nerven konnten auf vielfache Art
und Weise beruhigt werden.
Am ehesten durch das Gefühl von Geborgenheit.
Und hier, im Pfarrhaus von Ravinia, war Lara geborgen.
Es regnete nicht durchgehend, auch im Herbst nicht. Ständig war es erfüllt von
süÃlichen Düften nach orientalischem Gebäck und nach Kräutern aus einer anderen
Welt. Die am Nahen Osten orientierte Einrichtung des Hauses war eine ebenso
skurrile wie liebenswerte Marotte des Priesters.
Robert Garbows Tür stand
Lara immer offen, und das wusste sie zu schätzen. Er war seit den Wirren des
Sturmtages beinahe im Dauereinsatz. Zu viele Menschen waren körperlich, aber
vor allem seelisch zu Schaden gekommen und bedurften eines offenen Ohrs und
eines ehrlichen Wortes. Meistens war dies schon ein kleiner Trost in einer
Welt, die vielen auf einmal so ungerecht erschien.
Robert legte bei all diesen Dingen eine derartige
Energie an den Tag, dass Lara sich manchmal fragte, ob es nicht doch eine Art
göttliche Unterstützung geben könnte. Sie konnte nicht nachvollziehen, wie
jemand fähig sein sollte, all die von Leid geplagten Stimmen und Gedanken in
sich aufzunehmen, geduldig zu sein und dabei nicht vor Ãberdruss zu platzen.
Dass der Seelsorger Robert derart standhaft sein konnte, war etwas, das Lara
zutiefst bewunderte.
Nun kam er aus der Küche, seinen rundlichen Bauch vor
sich her tragend und in den mit Topflappen bedeckten Händen ein Backblech
voller frisch duftender und warmer Baklava balancierend.
Er stellte das Blech auf ein freies Sitzkissen neben
dem niedrigen Tisch und pflanzte seinen massigen Leib in das einzig verbliebene
freie Kissen.
Er rieb sich die Hände mit einem wohligen Grinsen, wie
es jemand bloà nach getaner harter Arbeit tun konnte, und schenkte sich und
seinem Besuch Tee ein. Lara bedankte sich und ebenso auch Alisha Folders, die
der Einladung des Priesters gerne gefolgt war. Auch wenn ihre Krücken sie vor
ein echtes Problem gestellt hatten, als sie bemerkt hatte, worauf die
Anwesenheit im Pfarrhaus von Ravinia hinauslief: Sitzkissen. Doch irgendwie
hatten sie der Mechanikerin an den niedrigen Tisch geholfen und sich von den
Ereignissen der letzten Tage
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