Episode I - Die dunkle Bedrohung
befestigt, daß es kaum zu sehen, aber schnell zu erreichen war.
Qui-Gon heftete den Blick seiner scharfen blauen Augen auf das Kriegsschiff, als wollte er erkennen, was darin auf ihn wartete. Die Besteuerung der Handelsrouten zwischen den Sternensystemen durch die Republik war von Anfang an umstritten gewesen, aber bisher hatte die Handelsföderation nichts weiter unternommen, als sich zu beschweren.
Die Blockade von Naboo war die erste offene Zuwiderhandlung, und obwohl die Föderation eine mächtige Körperschaft war, mit eigener Kriegsflotte und einer Armee von Droiden, war dies doch ungewöhnlich. Die Neimoidianer waren Geschäftsleute und keine Kämpfer. Es fehlte ihnen an Rückgrat, die Republik herauszufordern. Irgendwo mußten sie sich dieses Rückgrat verschafft haben. Es beunruhigte Qui-Gon, daß er nicht wußte, wie und wo.
Er verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Langsam bewegte sich der Kreuzer in die Lücke des äußeren Rads am Flaggschiff der Handelsföderation, die zur Hangarbucht führte. Traktorstrahlen griffen zu und leiteten den Kreuzer in den Hangar, wo magnetische Halterungen das Schiff aufnahmen.
Die Blockade hatte vor beinahe einem Monat begonnen. Der republikanische Senat debattierte weiterhin darüber und suchte nach einer Möglichkeit, die Auseinandersetzung friedlich zu beenden. Aber bisher hatten sie nichts erreicht, und nun hatte der Kanzler insgeheim den Jedirat informiert, daß er zwei Jedi zu den offensichtlichen Initiatoren der Blockade, den Neimoi-dianern, geschickt hatte, die sich der Angelegenheit vor Ort annehmen sollten. Das war ein kühner Schachzug.
Theoretisch dienten die Jediritter dem Kanzler und richteten sich in gefährlichen Situationen nach seinen Anweisungen. Aber jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines der Mitglieder der Republik bedurfte der Zustimmung des Senats, besonders, wenn es um einen bewaffneten Konflikt ging. In diesem Fall hatte der Kanzler seine Autorität zumindest ungewöhnlich ausgedehnt. Selbst im allerbesten Fall war dies eine verdeckte Aktion und würde später zu hitzigen Debatten im Senat führen.
Der Jedimeister seufzte. Das alles ging ihn zwar nichts an, aber er konnte nicht ignorieren, welche Folgen ein Versagen in diesem Fall haben würde. Die Jediritter waren Friedensstifter -das war die Grundlage ihres Ordens, das schrieb ihr Glaubensbekenntnis ihnen vor. Seit Tausenden von Jahren hatten sie der Republik gedient, eine stetige Quelle der Stabilität und der Ordnung in einem sich ständig wandelnden Universum. Gegründet als theologische und philosophische Studiengemeinschaft, vor so langer Zeit, daß ihre Ursprünge im Nebel der Mythen verlorengegangen waren, waren die Jedi sich der Macht nur langsam bewußt geworden. Jahre hatten sie damit verbracht, sie zu erforschen, über ihre Bedeutung zu meditieren und sie schließlich zu meistern. Langsam hatte der Orden sich entwickelt und den Glauben an ein Leben einsamer Meditation zugunsten einer mehr nach außen orientierten Verpflichtung zur gesellschaftlichen Verantwortung aufgegeben. Es bedurfte mehr als zurückgezogenen Lernens, wenn man die Macht hinlänglich verstehen wollte, um sie tatsächlich zu beherrschen. Es bedurfte des Dienstes an der Allgemeinheit und der Durchsetzung eines Gesetzessystems, das Gerechtigkeit für alle garantierte.
Dieser Kampf war noch nicht gewonnen. Vielleicht würde das auch nie geschehen. Aber keiner sollte den Jedirittern je nachsagen, daß sie es nicht versucht hätten.
Zur Zeit von Qui-Gon Jinn mühten sich zehntausend Jedirit-ter im Dienst der Republik auf hunderttausend Welten, die über eine so gewaltige Galaxis verteilt waren, daß ihre Ausmaße kaum zu begreifen waren.
Qui-Gon wandte sich halb um, als sein Begleiter bei diesem Unternehmen die Brücke betrat und sich neben ihn stellte. »Gehen wir an Bord?« fragte Obi-Wan Kenobi leise.
Qui-Gon nickte. »Der Vizekönig wird uns empfangen.«
Er warf seinem Schützling einen abschätzenden Blick zu. Obi-Wan war mit Mitte zwanzig mehr als dreißig Jahre jünger und immer noch Schüler der Kunst. Er war noch kein vollständiger Jedi, aber er würde bald bereit sein. Obi-Wan war kleiner als Qui-Gon, aber kräftig und sehr schnell.
Sein glattes, jungenhaftes Gesicht ließ eine Unreife vermuten, die er schon längst abgelegt hatte. Er war ähnlich gekleidet wie Qui-Gon, aber sein Haar war im Stil eines Padawan-Schülers geschnitten, kurz und gleichmäßig bis auf den
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